31. Januar 2024

KZ Kemna: Eine Ausstellung erinnert an die Opfer

Am Holocaust-Gedenktag ist im Lichthof im Barmer Rathaus den Opfern des Nationalsozialismus und gedacht worden. Eine  Ausstellung erinnert an das Wuppertaler KZ Kemna. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind fand in seiner Rede klare Worte.

Ein würdiger Rahmen für die Gedankfeier an die Holocaut-Opfer im Lichthof des Barmer Rathauses – © Stefanie von Stein / Stadt Wuppertal

„Der wachsende Antisemitismus hierzulande vor dem Hintergrund des Nahostkonfliktes ist gefährlich und mutet geschichtsvergessen an. Es braucht hier eine sehr klare und unmissverständliche Distanzierung. Die Politik und jeder von uns ist gefordert, gegen jede religiöse Intoleranz in Deutschland vorzugehen – hierfür ist in unserem Land kein Platz!“, so der OB.

Weiter nahm er Bezug zum aktuellen Geschehen in Deutschland: „Hunderttausende sind an den vergangenen beiden Wochenenden in ganz Deutschland auf die Straße gegangen. Viele von ihnen zum ersten Mal überhaupt. Das gibt Kraft und vermittelt das tiefe Gefühl: Die Mehrheit steht zusammen, um den Anfängen zu wehren. Die Geschichte hat uns gezeigt, wohin Hass führen kann.“

Die Gedenkstunde fand in diesem Jahr im Lichthof des Rathauses in Barmen statt. Veranstalter waren die Stadt Wuppertal, die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, das Evangelische Berufskolleg Straßburger Straße der Bergischen Diakonie Aprath und der Evangelische Kirchenkreis Wuppertal.

Ein Exponat der Ausstellung – © Stefanie von Stein / Stadt Wuppertal

Auch Bundestagsabgeordneter Helge Lindh und Pfarrerin Ilka Federschmidt, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal, betonten in ihren Reden die Wichtigkeit des Erinnerns – gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Entwicklung in Politik und Gesellschaft.

Besonderen Applaus gab es für die Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Berufskollegs Straßburger Straße der Bergischen Diakonie Aprath. Gemeinsam hatten sich unter Leitung ihres Kunstlehrers Andreas Landrock zuvor im Kunstunterricht und begleitend in den Fächern Politik und Religion mit dem KZ Kemna beschäftigt.

Daraus entstanden ist eine eindrucksvolle Ausstellung farbiger Collagen und Malereien, die im Rahmen der Gedenkstunde offiziell eröffnet wurde. Bürgerinnen und Bürgerinnen können sich die 40 Kunstwerke ab Dienstag, 30. Januar, im Lichthof und in der darüber gelegenen Galerie anschauen.

Fand in seiner Anspraxhe klare Worte: Oberbürgermeister Dr. Uwe Schneidewind – © Stefanie von Stein / Stadt Wuppertal

Bei der Gedenkstunde zu Wort kamen ebenfalls Mirko Kruhl, stellvertretender Schulleiter des Berufskollegs, sowie Schülerin Leonie Sondern, die deutlich machten, wie wichtig es ihnen und der Schülerschaft ist, mit der Ausstellung ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.

Für den musikalischen Rahmen der Gedenkstunde sorgten Hayat Chaoui, Dieter Nett und Erhard Ufermann.

Über die Ausstellung

Die Ausstellung „Kemna. Das vergessene KZ in Wuppertal 1933-1934“ kann bis einschließlich zum 09. Februar 2024 im Lichthof des Rathauses Wuppertal-Barmen, Johannes Rau Platz 1, zu den Öffnungszeiten des Rathauses (montags bis donnerstags 8 bis 16.30 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr) besichtigt werden. Der Eintritt ist kostenlos, die Galerie im ersten Geschoss kann über einen Fahrstuhl erreicht werden.

Über das KZ Kemna

Das KZ Kemna war ein frühes Konzentrationslager im Wuppertaler Ortsteil Kemna zwischen Beyenburg und Oberbarmen.

Es existierte von Juli 1933 bis zum 19. Januar 1934. Das KZ wurde von der SA-Untergruppe Düsseldorf und dem damaligen Wuppertaler Polizeipräsidenten Willi Veller mit Rückendeckung der Bezirksregieurng Düsseldorf betrieben. Kommandant des Konzentrationslagers war für kurze Zeit SA-Sturmführer Hugo Neuhoff.

Er wurde nach kurzer Zeit von dem gebürtigen Wuppertaler Alfred Hilgers abgelöst. Dieser war u.a. Personalverantwortlicher des Stabes der SA Untergruppe Düsseldorf.

Das Plakat zur Ausstellung – © Stadt Wuppertal

Bis zu 1.100 Gefangene wurden in einer ehemaligen Putzwollfabrik an der Beyenburger Straße direkt am Wupperufer von der SA-Wachmannschaft zusammengepfercht.

Die Insassen mussten katastrophale hygienische  Verhältnisse ertragen. Folter und willkürliche Gewalt waren an der Tagesordnung. Die Gesamtzahl der Inhaftierten im Laufe der sieben Monate KZs Kemna wird auf 2.500 bis 3.000 geschätzt.

Inhaftiert wurden in erster Linie politische Häftlinge aus Wuppertal. Transporte und Einzelgefangene kamen aber auch aus den zum Regierungsbezirk gehörenden Städten Duisburg, Düsseldorf, Krefeld und Essen.

Zum 50. Jahrestag der menschenverachtenden Einrichtung wurde gegenüber dem Fabrikgelände 1983 ein Mahnmal eingeweiht. Entworfen wurde das Bronze-Reliefdurch eine Kunst-Arbeitsgemeinschaft des Wuppertaler Gymnasiums Am Kothen. Der zum Mahnmal führende Weg trägt seit 1990 den Namen des jüngsten Kemna-Häftlings Karl Ibach.

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