17. November 2023

Circular Valley Forum: Ein Ort zupackender Zuversicht

Für NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst begann das Circular Valley Forum am Donnerstag (16. November) mit doppelter Freude. In der Historischen Stadthalle Wuppertal entdeckte er zwei Werke des Künstlers Tony Cragg, dessen erklärter Fan er ist.

Die beiden Ministerpräsidenten Jan Jambon und Hendrik Wüst bei der Unterzeichnung ihres „Memorandum of Understanding“ zur Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft – ©  Circular Valley / Jan Turek

Gerahmt von den beiden Skulpturen sorgte er dann mit seinem flämischen Kollegen Jan Jambon für einen historischen Moment: Die Ministerpräsidenten unterzeichneten die erste Kooperation von zwei Regionen aus zwei Ländern in der Kreislaufwirtschaft.

NRW und Flandern werden in den kommenden fünf Jahren Wissen austauschen, Pilotprojekte starten, Fachkräfte ausbilden und gemeinsam Fördermittel beantragen. „Wir wollen vormachen, dass es geht“, sagte Wüst.

Nordrhein-Westfalen und Flandern würden zum Kreislauf-Zentrum Europas und sich gemeinsam dafür einsetzen, die Materialkreisläufe „so weit wie möglich“ zu schließen, betonte Jambon. Die Vereinbarung der beiden Nachbarn ist ausdrücklich offen für weitere Länder und Regionen.

NRW-Landesregierung mit vier Kabinettsmitgliedern vertreten

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen war beim Circular Valley Forum mit vier weiteren Kabinettsmitgliedern vertreten. Sie demonstrierten eindrucksvoll, dass Circular Economy ein Querschnittsthema ist. Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Umweltminister Oliver Krischer, beide schon zum zweiten Mal Gast des Forums, bringen die Themen mit ihren Ressorts voran, aber auch in allen anderen Ministerien spielt es eine wichtige Rolle.

Mona Neubaur, die Schirmfrau des Circular Valley ist, verdeutlichte in ihrer Rede beim Forum, wie dringend gehandelt werden muss: „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn es so weitergeht, dann sind wir erst 2065 dort, wo wir 2040 sein wollen.“

An die Unternehmerinnen und Unternehmer im Saal gerichtet sagte sie: „Unsere ökologischen Systeme drohen zu kippen. Das bedeutet für Sie: Ihnen gehen Ihre Assets verloren, wenn wir nicht etwas tun.“ Umgekehrt könne Circular Economy zum Wachstumsmotor für Nordrhein-Westfalen werden.

Auf der Bühne diskutierten (v.l.) Dr. Carsten Gerhardt (Circular Valley), Fotograf Peter Voss, Nanette Braun (Vereinte Nationen) und Künstler Sir Tony Cragg darüber, wie man Kreislaufwirtschaft am besten kommuniziert – ©  Jan Turek / Circular Valley

Die positive Energie des Forums beeindruckte auch NRW-Europaminister Nathanael Liminski und einen Gast aus New York. Er sei vom Circular Valley Forum fasziniert, weil es dort so viel „zupackende Zuversicht“ gebe, sagte Liminski.

Solche Zuversicht sei entscheidend, um Menschen zu motivieren, dass man die Wende trotz der gewaltigen Herausforderungen unserer Zeit schaffen könne, erläuterte Nanette Braun, Leiterin der Kommunikationskampagnen der Vereinten Nationen. Menschen bräuchten das Gefühl „Ich kann Teil der Lösung sein“.

Unterstützung aus dem Bundeskabinett

Circular Valley ist eine im Sommer 2021 gegründete Initiative, die die Circular Economy voranbringt und die erweiterte Rhein-Ruhr-Region zu deren globalem Hotspot macht. Das Forum ist dabei das Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft. Entscheiderinnen und Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren einen Tag lang den Stand der Transformation, aktuelle Herausforderungen und neue Lösungen.

Zu den Themen des diesjährigen Forums zählten erneuerbare Energien, unternehmensübergreifende und europaweite Zusammenarbeit, Finanzierung der Circular Economy und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.

Rückenwind bekam das Circular Valles Forum von zwei Mitgliedern der Bundesregierung. Umweltministerin Steffi Lemke und Finanzminister Christian Lindner unterstützten die Initiativen in Videobotschaften. Er begrüße sehr, dass Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen „regelmäßig zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen und Politikempfehlungen zu geben.

Ministerin Mona Neubauer (Schirmherrin) und Dr. Carsten Gerhardt (Initiator von „Circular Valley“) präsentieren die Info-Broschüre – © Archivfoto Circular Valley / Jan Turek

Wir nehmen sie sehr gerne auf“, sagte Lindner. Kabinettskollegin Lemke erklärte, Circular Valley habe eine wichtige Vorbildfunktion: „Sie zeigen, welche Chancen in der Kreislaufwirtschaft stecken.“

Startups mit neuen Ideen und ersten Meilensteinen

Inspiration erhielten die Gäste des Forums zudem von 14 internationalen Startups, die derzeit in der neuen Runde des Circular-Valley-Förderprogramms unterstützt werden. Bei einem DemoDay stellten die jungen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle vor.

Sie präsentierten recycelbare Flügel für Windkrafträder, Bauteile aus modifiziertem Bambus oder Altglas und eine App, mit der man in der Landwirtschaft sehr viel Frischwasser spart. Die Gründerinnen und Gründer sind unter anderem aus den USA, Ecuador, Nigeria, dem Jemen und Singapur in die Rhein-Ruhr-Region gekommen.

Wie wichtig das Circular Valley für den weiteren Weg ist, bewiesen mehrere Startups früherer Förderrunden, die im Publikum des DemoDays saßen: Plastic Fischer hat gerade die 1000. Tonne Kunststoffmüll aus Flüssen in Indien und Indonesien geholt.

Den ersten Partner aus der etablierten Wirtschaft fand das in Köln angesiedelte Unternehmen nach seiner Präsentation in Wuppertal vor zwei Jahren. Einen ähnlichen Meilenstein erreichte das Circular-Valley-Startup Bioweg, das soeben eine Partnerschaft mit Bayer geschlossen hat. Ziel ist es, biologisch abbaubare Saatgutbeschichtungen zu entwickeln.

Kommunikation über Kunst

Neben den Skulpturen von Tony Cragg transportierten weitere Kunstwerke die Botschaft des Circular Valley. HA Schult hatte vor der Historischen Stadthalle einen „Wertgiganten“ aufgestellt, eine sechs Tonnen schwere Figur aus Elektroschrott. Im Gebäude zeigte der Fotograf Peter Voss auf 60 Bildern, wie die Ärmsten der Armen im und vom Müll leben.

Ein beeindruckender Blick in den großen Saal beim Circular Valley Forum. Mehr als 1.000 Gäste waren in der Historischen Stadthalle Wuppertal dabei – © Circular Valley / Jan Turek

Tony Cragg inspirierte das Forums-Publikum auch als Diskussionsteilnehmer. Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das in die Materie expandiere, sagt er. Man müsse deshalb früh beginnen, weniger materiell geprägt zu leben.

Der in Wuppertal lebende und arbetende Brite plädierte dafür, das Thema schon in den Grundschulen zu lehren, damit die Menschen ein tiefes Verständnis von der Materie bekommen. Dann würden sie auch anders handeln und der Weg zur Circular Economy werde leichter zu gehen sein.

Die Gästeliste

Darüber hinaus besuchten unter anderem Ina Scharrenbach (NRW-Ministerin für Heimat, Bauen und Kommunales), Gunther Adler (Autobahn GmbH des Bundes), Henrik Ahlers (Ernst & Young Deutschland), Rolf Buch (Vonovia), Marc Ehrhardt (BASF Corporation USA), Prof. Dr. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut),  Prof. Dr. Walter Leitner (Max Planck Institut), Heike Prinz (Henkel), Prof. Dr. Lambert T. Koch (Deutscher Hochschulverband), Surendra Patawari (Gemini Corporation Belgien/Indien) und Patrick Wendeler (BP Europa) das Circular Valley Forum.

Fazit: Beim Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft gab es viele Beispiele für den Fortschritt in der Circular Economy: die erste grenzüberschreitende Zusammenarbeit zweier Regionen, 14 vielversprechende Geschäftsmodelle von internationalen Startups und Unterstützung von den Vereinten Nationen.

Das nächste Circular Valley Forum findet am 15. November 2024 statt.

Link zur Webseite von Circular Valley:

http://www.circular-valley.org

Der weltberühmte Bildhauer Tony Cragg – © Ralf Silberkuhl

NRW und Flandern – das Zentrum der Kreislaufwirtschaft

Die Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und Jan Jambon haben beim Circular Valley Forum am Donnerstag (16. November) eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft vereinbart. Sie wollen gemeinsam lernen und „vormachen, dass es geht“.

Das Gipfeltreffen der Kreislaufwirtschaft hat mit einem historischen Moment begonnen: Die Ministerpräsidenten von NRW und Flandern, Hendrik Wüst und Jan Jambon, unterzeichneten beim Circular Valley Forum in Wuppertal die erste Kooperation von zwei Regionen aus zwei Ländern in der Kreislaufwirtschaft.

Das deutsche Bundesland und die Region in Belgien wollen in den kommenden fünf Jahren Wissen austauschen, Pilotprojekte starten, Fachkräfte ausbilden und gemeinsam Fördermittel beantragen. Die Vereinbarung ist ausdrücklich offen für weitere Länder und Regionen. Die Niederlande gelten als einer der idealen nächsten Partner.

Bildhauer Tony Cragg – © Ralf Silberkuhl

NRW-Ministerpräsident Wüst betonte, wie wichtig ein grenzüberschreitender Ansatz ist. Circular Economy könne kein Land allein machen, für die Wirkung komme es entscheidend auf Größe an. NRW und Flandern bildeten den größten industriell geprägten Ballungsraum in Europa und sei deshalb sehr gut geeignet, den Startschuss für Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft zu geben.

„Wir wollen vormachen, dass es geht“, sagte Wüst. Entscheidend sei dabei, dass man Klimaschutz und den Erhalt des Wohlstands zusammen schaffe. Für eine solche nachhaltige Wirtschaft leiste das Circular Valley Forum wichtige Pionierarbeit.

Flandern bringt in die Zusammenarbeit viel Erfahrung mit. Die Region hat sich das Ziel gesetzt, seinen „materiellen Fußabdruck“ bis 2030 um 30 Prozent zu senken. „Es ist von unschätzbarem Wert, dass wir unsere Kräfte nun bündeln“, sagte der flämische Ministerpräsident Jambon am Donnerstag. Nordrhein-Westfalen und Flandern würden zum Kreislauf-Zentrum Europas und sich gemeinsam dafür einsetzen, die Materialkreisläufe „so weit wie möglich“ zu schließen. Mit Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft Belgiens 2024 erklärte Jambon, dass Kreislaufwirtschaft dabei ein wichtiges Thema werde. So ist zum Beispiel für den 17. April eine Konferenz zur Circular Economy geplant.

Die Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen NRW und Flandern war der erste Höhepunkt des Circular Valley Forums. Mehr als 1.000 Entscheiderinnen und Entscheider diskutierten dort, wie weit die Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft schon gekommen ist, welche aktuellen Herausforderungen und welche neuen Ideen es gibt.

 

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