26. Oktober 2023

Jan Filipzik: Im Land der aufgehenden Sonne

Sie sind auf dem Weg, sich ihren grossen Traum zu erfüllen - die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und der Berater Jan Filipzik, Ex-Chefredakteur des Wuppertaler Magazins "talwärts". Die beiden haben ihre gemeinsame Wohnung aufgegeben und sind unterwegs auf großer Weltreise. Dabei begleiten wir Lena und Jan. Gehen SIE mit auf große Reise - wenn SIE mögen...

Lena Lichterbeck und Jan Filipzik schauen sich auf ihrer Weltreise in Japan um – © reisen-ist.jetzt

Während Halloween seine Schatten vorauswirft, gefällt mir Japan mit seinen oft komplizierten Mülltrennungs-vorschriften und den futuristischen Toiletten mit jedem Tag besser und besser. Das gilt auch für die Stadt Hiroshima mit ihrer tragischen Vergangenheit, in die wir direkt nach unserer Ankunft eintauchen. Wir haben eine Virtual Reality-Tour mit Guide gebucht, besuchen anschließend den Friedenspark und das Friedensmuseum und können kaum in Worte fassen, wie schrecklich das ist, was damals passiert ist.

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Allein der Gedanke daran, dass manche Länder den Besitz von Atomwaffen nach wie vor für legitim erachten, ist nach einem Tag in Hiroshima unbegreiflich. Denn was auch immer politisch entschieden wird – am Ende sind es die ganz normalen Menschen, Bürger und Einwohner, die unter den Auswirkungen leiden. Das wird in dieser Stadt auf fatale Weise deutlich.

Impressionern aus Hiroschima, der Stadt, auf die eine Atombombe abgeworfen wurde -©  reisen-ist.jetzt

Bei all der Tragik tut es gut, dass Hiroshima auch andere, kontemplativere Seiten zu bieten hat. Zum Beispiel in Insel Miyajima, quasi die zweite, zentrale Anlaufstelle für Touristen. Die meisten kommen vor allem wegen des bekannten Tempels mit seinem roten Schrein im Wasser hierher – den ich allerdings gar nicht so spektakulär finde.

Mich begeistert vor allem die Atmosphäre. Am Tag unseres Besuchs ist es grau und kühl, zwischendurch regnet es ein bisschen, Nebel zieht auf. Zahme Rehe streunen durch die Straßen, die Blätter in den Wäldern beginnen bereits ihre Farbe zu ändern und überall riecht es nach Räucherstäbchen. Es ist ein echter Herbsttag – und mit einem heißen Milchkaffee in der Hand laufen wir durch die Gassen. Dass mir eine andere Jahreszeit als der Sommer einmal so viel Freude bereiten würde, hätte ich nicht gedacht.

Das vegetarische Essen bleibt in Japan nach wie vor ein Problem. Da wir in Hiroshima kein Apartment mit Küche haben, kochen wir zum ersten Mal auf unserem kleinen Kocher im Hotelzimmer, was erstaunlich gut funktioniert. Wie schwierig es ist, pflanzliches Essen zu finden, merken wir auf dem Food-Festival, an dem wir eines Abends vorbeikommen.

Die weltbekannte Burg in Himeji – © reisen-ist.jetzt

Obwohl es viele verschiedene Stände gibt und sogar die Organisatoren uns bei unserer Suche helfen, finden wir auf dem ganzen Gelände keinen Stand, der auch nur ein einziges vegetarisches Gericht verkaufen würde. Da ist das Sake-Tasting, das ich schon seit unserer Ankunft in Japan unbedingt machen möchte, schon wesentlich einfacher zu organisieren.

Und ein echtes Erlebnis, da der Mitarbeiter uns während der Probe viel erklärt und ich danach zumindest eine grobe Ahnung von der ganzen Sache habe. Mein neues Lieblingsgetränk wird Sake dennoch nicht.

Lustig ist auch, dass wir in Hiroshima eine ehemalige Kollegin von Lena treffen, die mir ihrer Familie zu Besuch in Japan ist. Für mich ist dieser Austausch wie ein kleiner Blick zurück in eine andere Welt, die auf der anderen Seite der Erde auf uns wartet. Wobei es sich gut anfühlt, dass wir noch ein wenig bleiben dürfen und nicht so bald zurückmüssen.

Vegetarier haben in Japan schlechte Karten – © reisen-ist.jetzt

Und auch sonst kommen wir in Japan wieder mehr mit anderen Menschen in Kontakt, was in Südkorea kaum der Fall war. In einer kleinen Bar mit gerade einmal fünf Sitzplätzen unterhalten wir uns mit ein paar Einheimischen und verbringen einen feucht-fröhlichen Abend zusammen.

Anschließend essen wir im Beisein einer deutschen Reisegruppe Okonomiyaki in einer Küche im dritten Stock eines versteckten Food-Courts, ein traditionelles japanisches Gericht, einem Pfannkuchen mit Gemüse ähnlich, das es auch als vegetarische Variante gibt.

Von Hiroshima aus fahren wir mit dem Bus weiter nach Onomichi. Wir hatten gehört, dass die Hafenstadt, einige Kilometer östlich gelegen, schön sein soll und werden nicht enttäuscht. Allein der Aussichtspunkt, den wir nach unserer Ankunft erwandern, ist jeden Höhenmeter wert – und der Blick auf das glitzernde Meer und die zahlreichen grünen Inseln absolut atemberaubend.

Jan Filipzik auf Erkundungstour – © reisen-ist jetzt

Am nächsten Tag leihen wir uns zwei Fahrräder und unternehmen eine 70 Kilometer lange Tour auf den gut ausgebauten Radwegen, die uns über zahlreiche Brücken und durch eine fast schon an Florida erinnernde Gegend führen. Abends gibt es als Belohnung eine Pizza, die wir lange suchen müssen, denn die meisten Läden haben geschlossen und wir lernen, dass man sich nicht auf die bei Google hinterlegten Öffnungszeiten verlassen sollte.

In Onomichi bleiben wir nur zwei Nächte, dann geht es schon weiter. Diesmal mit dem Zug nach Himeji, wo vor allem die weltbekannte Burg auf uns wartet. Mit jedem Kilometer Richtung Osten wird das Land an der Küste offener und flacher. Und die Burg ist wirklich sehenswert. Angeblich die schönste in ganz Japan, was ich, trotz Ermangelung umfangreicheren Wissens, einfach mal bestätigen würde.

Hübsch ist auch der angeschlossene und noch recht neue Garten – wobei wir Himeji vermutlich eher außen vor gelassen hätten, läge es nicht auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel Kyoto. Das erreichen wir zwei Tage später, wieder mit dem Zug, wobei wir bislang ausschließlich auf die etwas bummeligen lokalen Züge setzen, die deutlich langsamer, aber auch günstiger sind als der bekannte Schnellzug Shinkansen.

In Onomichi haben sich Lena und Jan Fahrräder gemietet – © reisen-ist.jetzt

Wie bislang von jeder Stadt in Japan, bin ich auch von Kyoto auf Anhieb begeistert. Natürlich gibt es hier viel mehr Touristen, ganze Ströme schieben sich durch die verschiedenen Sehenswürdigkeiten – doch schon wenige Gassen weiter ist es absolut ruhig und still.

Kyoto ist eine Millionenstadt mit nur wenigen Hochhäusern, überwiegend im Raster angelegten und endlos geraden Straßen, die an vielen Stellen eher an eine Kleinstadt erinnern lassen. Ehemals Sitz des Kaisers und lange Zeit Japans Hauptstadt – entsprechend viele Tempel und Schreine gibt es hier, wobei ich die schon lange nicht mehr alle sehen muss.

Viel schöner finde ich unseren Spaziergang am ausladenden und begrünten Fluss Kanagawa entlang, der sich einmal quer durch die Stadt schlängelt und an dem sich in den frühherbstlichen Abendstunden viele Einheimische tummeln, kleine Bands musizieren und auf bunten Decken gepicknickt wird.

Sehen lustig aus – die Götter-Figuren mit den roten Strickmützen – © reisen-ist.jetzt

Ich freue mich, dass uns noch ein paar Tage bleiben, Kyoto weiter zu entdecken. Allein schon, weil wir unbedingt noch einmal durch die Straßen des Viertels von Pontocho schlendern möchten. Dort sind wir beim ersten Versuch nämlich gerade einmal wenige Meter weit gekommen, bevor Lena eine überaus schöne Cocktailbar entdeckt hat. Der Rest des Abends ist Geschichte.

Jan Filipzik

25. Oktober 2023

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Sind seit Monaten gemeinsam unterwegs: Lena Lichterbeck und Jan Filipzig -© reisen-ist.jetzt

 

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