18. September 2023

Melting Pots: Interkulturelles Festival, das verbinden soll

Charles Petersohn, Musiker, Komponist, DJ, Moderator, lässt seine Fans in seiner Kolumne regelmässig an seiner künstlerischen und musikalischen Gefühlswelt teilhaben. Und er macht auch auf Veranstaltungen aufmerksam, bei denen er oder seine Musik-Kolleginnen und -Kollegen für das coole Feeling und den Groove sorgen.

Der Wuppertaler Künstler Charles Petersohn – © Daniel Schmitt / Spitzlicht

Deutschland ist bunt. Hier leben Menschen aus etwa 150 Nationen, ein echter „Melting Pot“ (Schmelztiegel). Diese Vielfalt ist im Laufe vieler Jahre gewachsen. Vor 60 Jahren waren es sogenannte „Gastarbeiter“. Sie haben Dank ihrer Arbeitskraft eine großen Anteil am berühmten Wirtschaftswunder.

Während diese Gastarbeiter und später auch ihre Familien hauptsächlich aus der Türkei, Italien, Spanien und dem ehemaligen Jugoslawien kamen, so kommen Zugewanderte heute von überall in der Welt. Aus wirtschaftlichen Gründen, wegen Naturkatastrophen, Kriegen, Terror, wegen der Einschränkungen freiheitlicher Rechte, zum Studieren, etc.

Daraus entsteht eine ständig wachsende Vielfalt. Das interkulturelle Festival „Melting Pots“ soll diesen kulturellen Reichtum jetzt in Wuppertal und Solingen sichtbar und hörbar machen. 

Wir wollen Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und Lebensentwürfen Gehör verschaffen. Da ist ein interkulturelles Kulturprogramm ein wichtiges und wirksames Zeichen der Verständigung. Begegnungen sind der beste Weg, einander kennenzulernen und optimaler Weise einander zu verstehen und sich zu gegenseitig zu unterstützen. Das ist nicht neu. Aber immer wieder erhellend, verbindend und sehr belebend.“

Das Festival-Programm

Poesie und Musik – (плавильні котли) 

Musikalische Lesung

Literarisch-musikalischer Abend unter dem Motto „Poesie ist Mondschein in der Finsternis unserer Tage“ mit dem Interkulturellen Programm in drei Sprachen für alle Generationen. Zum Thema „Integration durch Kultur.“

Sonntag – 24.09.2023 – 16 Uhr 

Int. Begegnungszentrum der Caritas (IBZ) – Hünefeldstr. 54 A – 42285 Wuppertal

deutsch/ukrainisch – kostenfrei

„Tango Club Social – El tango como sanación“ 

Tango Social Club – Tanz, Therapie

Der Tänzer und Tanzlehrer César Spengler aus Buenos Aires, Argentinien, betreibt mittwochs im KuKuNa Atelier im zweiten Jahr seinen sehr erfolgreichen Tangoabend. Der Social Club ist eine Reminiszenz an die Begegnungen in einem öffentlichen Raum, in dem Menschen verschiedener Altersklassen, Klientels und Herkunft zusammenkommen, um sich mittels Musik und Tanz aufeinander einzulassen. 

In Argentinien sind diese Begegnungen nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen und sozialen Lebens. Ein weiterer Aspekt seiner Abende ist das Potenzial, Menschen zu heilen, durch Bewegung den Körper zu beleben und durch Berührung der Partnerin, des Partners Ängste abzubauen.

Tango generell vermittelt die Kunst des Führens und Folgens. Beide Tanzpartner sind gleichberechtigt an jeder Bewegung beteiligt und für ihr Gelingen verantwortlich, männlich wie weiblich. In dieser Stunde gibt César Spengler einen Einblick in die vielfältige Kunst des argentinischen Tanzes.

Mittwoch – 27.09.2023 – 18:30 Uhr 

„KuKuNa“-Atelier der Caritas – Hünefeldstr. 54 A – 42285 Wuppertal

deutsch – kostenfrei

„Jung & jüdisch“ – („סירי היתוך“)

Kurzfilmreihe und Diskussion

In Deutschland leben mehr als 220.000 jüdische Menschen. Von orthodox bis progressiv, mit unterschiedlichsten Migrationsgeschichten und kulturellen Hintergründen bilden sie eine facettenreiche und diverse Gruppe. Die junge Generation ist häufig in Deutschland geboren und aufgewachsen, während ihre Eltern etwa aus der ehemaligen Sowjetunion oder Israel einwanderten.

Sechs dokumentarische Filme zeigen Einblicke in das Leben junger jüdischer Menschen und ihre eigene Sicht auf die Dinge: Was bedeutet es für sie, jüdisch zu sein? Eine Auswahl der insgesamt sechs Filme dokumentiert Lebensrealitäten. Ein Gespräch mit Teilnehmenden der Filmreihe, sowie einem Gast aus dem Team des Medienprojekts Wuppertal und dem Publikum wird die filmischen Eindrücke vertiefen.

Donnerstag – 28.09.23 – 16.45 Uhr

Mehrgenerationenhaus Solingen – Mevlüde-Cenc-Platz 1 – Van-Meene-Str. 1 – 42651 Solingen

deutsch/hebräisch – kostenfrei

„Die Herausforderung der Integration“ – („Birlikte büyümek – Entegrasyonun zorluğu“)

Lesung – Diskussion

Vor gut sechzig Jahren kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Wo stehen wir heute, nach so vielen gemeinsamen Jahren? Musa Deli zeigt, wie sehr auch die dritte Generation noch von der Migration geprägt ist, und wie es besser laufen könnte. „Wir sind ein Land mit Migrationshintergrund“, stellte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unlängst fest. 

Die deutsche Gesellschaft hat längst ein internationales Gesicht. Und doch fragen sich viele angesichts von jubelnden Erdogan-Fans in Köln oder protzenden migrantischen Jugendlichen in dicken Autos, ob die Integration wirklich gelungen ist.

Donnerstag – 28.09.2023 – 18:00 Uhr

Nachbarschaftsheim Wuppertal e.V. – Platz der Republik 24 – 42107 Wuppertal 

deutsch/türkisch – kostenfrei

Die Sängerin Shaza Hayek – © Hanna Ward

„Der Klang der aufgehenden Sonne“ –  („توانەوەی گۆزە“)

Ein Abend mit Musik aus dem Orient – Konzert

Das Festival Motto „Melting Pots“ wird an diesem Abend besonders spürbar. Zum einen, weil die Musikkulturen des Nahen Ostens sehr vielfältig sind, zum anderen, weil sie sich auch zu einem gemeinsamen Klang verbinden. In fast jeder Musik, ob persisch, türkisch, syrisch, etc., lassen sich Verwandtschaften entdecken. Das liegt daran, dass sich die Künste in der Region seit jeher gegenseitig beeinflussen und dadurch bereichern.  

Im Mittelpunkt des Abends stehen die in Holland lebende syrische Sängerin und Künstlerin Shaza Hayek und die im Ruhrgebiet verteilte Gruppe aus kurdischen Musikern um den Flötisten Ronas Sheikmous. Die große kurdische Community lebt in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens. Die Musiker spielen einen Mix aus syrischen und kurdischen Liedern.

Freitag – 29.09.2023 – 19:00 Uhr 

Int. Begegnungszentrum der Caritas (IBZ) – Hünefeldstr. 54 A – 42285 Wuppertal

deutsch/arabisch/kurdisch – kostenfrei

Der Flötist Ronas Sheikhmous – © F. Battal

„Wie können wir die Erde bewahren?“ – („دیگ های ذوب“) 

Poesie und Musik

Vortrag – Konzert

Früher in den agrarisch geprägten Gesellschaften waren die Menschen sich der Bedeutung von Natur und Erde noch bewusst. In unserer modernen Industriegesellschaft ist uns das Bewusstsein für unsere Abhängigkeit von Natur und Erde weitgehend verloren gegangen. Und das ist in unserer heutigen Zeit, in der die Umwelt- und Klimakrise immer drängender wird, ein besonders großes Problem. Wir haben kein Gefühl mehr dafür, was wir unserer Umwelt antun und womit wir der Erde schaden. In vielen Gegenden der Erde ist es schon so weit, dass Menschen aus diesen Gründen ihre Heimat verlassen und ihr Heil in der Flucht suchen müssen. Kriege und bewaffnete Konflikte tun noch ihr Übriges dazu. 

Aus Anlass des Erntedankfestes, das immer schon der Besinnung darauf diente, welchen Umständen wir unser Leben auf dieser Erde verdanken, wollen wir darüber nachdenken, was wir tun können (und müssen,) um unsere Umwelt – und damit uns selbst – zu schützen und zu bewahren.

Samstag – 30.09.2023 – 19:00 Uhr 

Int. Begegnungszentrum der Caritas (IBZ) – Hünefeldstr. 54 A – 42285 Wuppertal

deutsch/persisch – kostenfrei        

„Zwischen zwei Zeiten und zwei Welten“ – („garnki do topienia“)

Strassen-Theater

Die Geschichte spielt im mittelalterlichen Gräfrath. Laut Überlieferung ereignete sich dort im Jahr 1185 eine Marienerscheinung. Woraufhin an diesem Platz eine Kirche und ein Kloster gebaut wurden. Reliquien (Knochen) der heiligen Katherina wurden lange Zeit für Pilger und Gläubige in der Kirche ausgestellt. 

Bei Kreuzzügen und in Kriegen wurden viele Soldaten aus adligen und bürgerlichen Kreisen getötet. Dadurch herrschte ein Überschuss an Frauen und Kindern. Viele Frauen schlossen sich dem Kloster an und wurden Nonnen. 

Das Straßentheater mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wird mehrere Geschichten und Legenden dieser Zeit lebendig machen

Es startet am Gräfrather Markt, genau dort, wo sich das Ereignis zugetragen haben soll. Während der Theatervorführung wird die Lehrerin Olga Kuckshaus Geschichten und Ereignisse dieser Zeit und dieses Ortes vortragen.

Sonntag – 01.10.2023 – 14 Uhr 

Vorplatz der Kirche St. Mariä Himmelfahrt – Historischer Stadtteil Solingen-Gräfrath – Klosterhof 3 – 42653 Solingen

deutsch/polnisch – kostenfrei

UNTERDINGS im KuKuNa – „Malice im Wunderland“

(Malice von lat. malitia, Schlechtigkeit, Nichtswürdigkeit, Bosheit etc.)

Lesung – Sinn und Unsinn

Caritas-Mitarbeiter Charles Petersohn vom Fachdienst für Integration und Migration widmet sich mit seinen Gästen dem Wort. Max Christian Graeff ist hierbei ein interdisziplinärer Handwerker: Schreibend, singend, Bücher produzierend und Räume inszenierend. 

Philine Halstenbach ist eine Künstlerin mit ausgewiesener Leidenschaft für gegebene, gefundene Dinge und Wörter, die als Collagen in Möbeln, Räumen, Ordnern und Texten landen. Das scheinbare Chaos wird zu einer willkürlich scheinenden Ordnung, mit der Aufgabe, die Fantasie der Betrachtenden zu beflügeln. Die Arbeiten von beiden provozieren auf besondere Art: Die Lesung „Malice im Wunderland“ verspricht Anarchie im schönsten Sinn des Wortes.

Malice im Wunderland: Philine Halstenbach und Max Christian Graeff – © MC Graeff

Das Heute gerät aus den Fugen wie schon das Gestern und erst recht das Morgen. Stabil ist darin der Versuch, sich mittels Verdichtung von Gedanken und Erzählungen poetisch zu orientieren. Das Spiel mit Ausdruck, Botschaft und tanzenden Lettern jenseits des Dranges nach Ewigkeit ist flüchtig wie die Hoffnung und der Versuch, dem Schrecken und Staunen über unsere Existenz auch Unterhaltung und sogar Heiterkeit abzuringen. 

Philine Halstenbach und Max Christian Graeff eruieren die Wortlage, mit Untersuchungen von Hohlräumen, doppelten Böden und Wunderländern, mit Gutenachtgeschichten für chancenlose Kinder, mit Seefrauliedern und Putzmanngedichten bei Tee oder Kaffee, Kuchen und Shortbread.

Sonntag – 01.10.2023 – 16:00 Uhr 

KuKuNa-Atelier der Caritas – Hünefeldstr. 54 A – 42285 Wuppertal

deutsch – kostenfrei

Das Plakat zum Festival – © Charles Petersohn / IBZ

 

„Melting Pots“ – Interkulturelles Festival

Sonntag 24.09.2023 bis Sonntag 01.10.2023

Textredaktion und Lektorat: Charles Petersohn, Susanne Bossy und Auriane Devilette

Kontakte

Internationales Begegnungszentrum 

auriane.devilette@caritas-wsg.de

KuKuNa Atelier

charles.petersohn@caritas-wsg.de

Historischer Stadtteil Gräfrath

brygida.willman-pelka@caritas-wsg.de

Mehrgenerationenhaus

fina.bordonau-tinoco@caritas-wsg.de

Nachbarschaftsheim Wuppertal e.V.

bergisches.land@rb-apd.de

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