12. September 2023

Charity-Versteigerung: 6.000 Euro für Peter Maffays Gitarre

Spannende, informative Interviews, hochklassige Musik unterschiedlichster Stilrichtungen und interessante Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft - das war bisher Standart auf hohen Niveau beim Netzwerk-Treff "STADTGESPRÄCHE ruhr" im Chorforum Essen. Aber das hatte noch nie gegeben: Eine spektakuläre Versteigerung für einen guten Zweck.

Gerald Schiffmann (2.v.l.) ist neuer, stolzer Besitzer der von Peter Maffays handsignierten Gitarre. Freuen sich mit ihm: Organisator Klaus-Peter Reintges (l.), Gastronom Michael Scheil (2.v.r.), der als Auktionator fungierte und STADTGESPRÄCHE ruhr-Gastgeber Dr. Richard Kiessler (r.) – © Fotostudio Essen

Gastgeber Dr. Richard Kiessler, Vorsitzender des Vereines „STADTGESPRÄCHE ruhr e.V.“, langjähriger Chefredakteur der „Neuen Ruhr-Zeitung / Neuen Rhein-Zeitung“ (NRZ), stimmte die Besucherinnen und Besucher schon in seiner Begrüßungsansprache auf das außergewöhnliche Highlight ein.

„Wir werden später hier eine Gitarre von einem Künstler meistbietend versteigern, den hier im Saal sicher jeder kennt – nämlich Peter Maffay. Der Erlös kommt Not leidenden Musikern in Afghanistan zugute“, erklärte der Journalist.

Das blau lackierte Instrument der Marke Yamaha, dass von Peter Maffay handsigniert worden war, hatte der erfolgreiche aus Afghnistan stammende Musiker Ahmad Jawed mitgebracht. Er ist seit vielen Jahren mit dem Rock-Star befreundet, der für sein soziales Engagement bekannt ist.

Als ihn Ahmad auf das schwere Schicksal von Musikern in Afghanistan aufmerksam machte, die von den totalitär herrschenden Taliban mit einem Berufsverbot belegt sind und als Alternative auch keinen anderen Job annehmen dürfen, bot er prompt eine seiner Gitarren, die er schon oft auf der Bühne gespielt hatte, für eine Charity-Versteigerung an. Ahmad Jawed griff dankbar zu.

Beeindruckten und begeisterten mit ihrem Auftritt: Ahmad Jawed (M.), Tochter Sabiha und ihr Keyboarder – © Fotostudio Essen

Bevor das gute Stück allerdings unter den Hammer kam, gab Ahmad Jawed mit seiner Tochter Sabiha und einem Keyboarder eindrucksvolle Kostproben afghanischer Musik. Gänsehaut-Momente.

Emotionen, aber auch jede Menge glasklarer Fakten prägten das Interview, das Jürgen Zurheide, erfahrener Journalist und Moderator (u.a. „Berliner Tagesspiegel“ –  „Deutschlandfunk“ – „WDR-Hörfunk“) mit Impuls-Gast Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätklinikums Essen, führte.

Das ging es um das kranke, deutsche Gesundheitswesen, um die anstehende Gesundheitsreform, die ein Krankenhaussterben nach sich ziehen dürfte, um die ungenügende Bereitstellung von Geldern durch den Bund, um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KÌ) in der Medizin und um das Konzept „Smart Hospital“.

Der Chirurg Prof. Dr. Jochen A. Werner, bekannt für klare Worte und messerscharfe Analysen und Diagnosen, legte den Finger in die vielen Wunden. Er prangerte an, dass Deutschland bei der Digitalisierung weit hinterher hinke, dass es immer noch – im Gegensatz zu anderen Ländern – große Bedenken von Seiten der Datenschützer gäbe, obwohl klar sei, dass eine digitale Patientenakte mit allen wichtigen Daten im Notfall Leben retten könne.

Fakten, Überzeugungen und Emotionen: Moderator Jürgen Zurheide im Gespräch mit Prof. Dr. Jochen A. Werner – © Fotostudio Essen

Auch beim Thema Organspende sei Deutschland weltweit quasi Schlusslicht. „Wir haben hier über 80 Millionen Einwohner. Was glauben Sie, wie viele Organe im letzten Jahr bei uns verpflanzt worden sind?“ fragte er das Publikum. Ratlosigkeit.

Die Antwort gab er den staunenden Zuhörerinnen und Zuhörern dann selbst: „Es waren keine 900!“ Und das vor dem Hintergrund, dass es mehrere Tausend Betroffene gäbe, die verzweifelt auf ein Spender-Organ warten würden und genau wie ihre Angehörigen unter einem unmenschlichen Druck stünden.

Der renommierte Mediziner und Klinik-Manager ist sich darüber bewusst, dass der eigene Tod für die meisten Menschen ein absolutes Tabuthema ist, mit dem man sich am Liebsten gar nicht beschäftige und es daher so schwer sei, freiwillige Organspender zu finden.

Prof. Dr. Werner plädiert deshalb dafür, das Prinzip umzukehren, wie es schon in einer Reihe anderer Staaten der Fall ist: Dort  ist nämlich jeder Mensch grundsätzlich potentieller Organspender. In Deutschland solle aber jeder einzelne das Recht haben, per Verfügung festzuschreiben, dass seine Organe im Falle seines Todes nicht entnommen werden dürfen. 

Prof. Werner ist sich sicher, dass eine solche Regelung ein Quantensprung in Sachen Organspende wäre. Ein spannendes, ein tiefgründiges, ein aufrüttelndes Gespräch, das mit viel Applaus belohnt wurde. Ernste Themen, die nachdenklich stimmen, wurden von Jürgen Zurheide und Prof. Dr. Jochen A. Werner sehr professionell und authentisch aufgegriffen. 

Um das Ganze wieder etwas aufzulockern, war da zum Glück noch die handsignierte Gitarre von Peter Maffay. Michael Scheil, Geschäftsführer und Chefkoch Essener Spitzen-Restaurants „Chefs & Butchers“, übernahm locker und wortgewandt die Rolle des Auktionators. Er stieg mit einem Mindestgebot von 500 Euro in Versteigerung des Instruments ein, das einen sehr hohen ideellen Wert hat.

Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer beim spannenden Interview von Jürgen Zurheide mit Prof. Dr. Jochen A. Werner mit – © Fotostudio Essen

Schnell hatte Michael Scheil das Gebot auf 3.500 Euro gepusht. Als dann die Bieter ein wenig schwächelten, legte er noch ein dickes Pfund obendrauf: „Wer die Gitarren von Peter Maffey ersteigert, bekommt von mir noch ein Acht-Gänge-Menü inklusive Getränke für vier Personen im ‚Chefs & Butchers‘ on the Top. Meine Gäste werden außerdem mit einer Stretch-Limousine abgeholt und wieder nach Hause gebracht“, versprach der erfolgreiche Gastronom.

Die handsignierte Gitarre des Rock-Stars und das Acht-Gänge-First-Class-Menü – ein einmaliges, exklusives Gesamtpaket. Am Ende machte der Unternehmer Gerald Schiffmann das Rennen: 6.000 Euro zum ersten, zum zweiten und zum dritten.

Strahlende Gesichter bei Gerald Schiffmann, bei den STADTGESPRÄCHE ruhr-Organisatoren Dr. Richard Kiessler, Klaus-Peter Reintges und Pascal Nameh sowie nicht zuletzt bei Ahmad Jawed. Er freute sich über die stolze Summe von 6.000 Euro als Unterstützung für seine Not leidenden Musiker-Kollegen in Afghanistan. Schöner und befriedigender kann eine Win:Win-Situation kaum sein.

Text: Peter Pionke

 

Eine ausführliche Story über Ahmad Jawed und das traurige Schicksal der Musikerinnen und Musiker in Afghanistan lesen Sie in Kürze an gleicher Stelle. 

Der Musiker Ahmad Jawed mit der von seinem Freund Peter Maffay gespendeten handsignierten Yamaha-Gitarre – © Fotostudio Essen

 

„Unsere Stimme ist unsere Antwort!“

Eine weitere Charity-Veranstaltung mit dem Titel „Our voice is our answer!“ (Unsere Stimme ist unsere Antwort!) für die afghanischen Musiker ist am Sonntag (12.11.) fest terminiert.

Auf der Bühne im „Le Palais Festsaal“ in Essen stehen dann Musiker aus Deutschland, den Niederlanden und den USA. 

Termin:

„Our voice is our answer!“

Charity-Festival 

Sonntag – 12.11.2023 – 14 Uhr

Le Palais Festsaal – Gladbacher Str. 12 – 45141 Essen

https://le-palais.com/

 

Die Künstler: 

Ahmad Jawed aus Essen: https://youtu.be/4sJA4FPJdy8 

Mustafa Sufi aus Frankfurt: https://youtu.be/t3j-PawONoA

Maschall Ander aus Bielefeld: https://youtu.be/bDS_qMrD8fI

Ahmad Parwez aus Holland: https://youtu.be/QBbu-CEMeo0

Ramsha Shifa aus der USA: https://youtu.be/vlB59YmKJdo

Gästezahl: 120 – Eintrittspreis: 50 € 

Der gesamte Erlös von 6.000 € wird für die Musiker in Afghanistan und ihren Familien gespendet. 

Der Ablauf: 

14-16 Uhr: Afghanischen Songs, die durch akustische afghanische Instrumente begleitet werden

16-18 Uhr: Buffet mit einem afghanischen 4-Gänge Menü inklusive Getränke

18-21 Uhr: Livemusik 

 

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert