17. März 2023

Jan Filipzik: Mitten im echten Laos

Sie sind auf dem Weg, sich ihren grossen Traum zu erfüllen - die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und der Berater Jan Filipzik, Ex-Chefredakteur des Wuppertaler Magazins "talwärts". Die beiden haben ihre gemeinsame Wohnung aufgegeben und sind unterwegs auf großer Weltreise. Dabei begleiten wir Lena und Jan. Gehen SIE mit auf große Reise - wenn SIE mögen...

Die Weltreisenden Lena Lichterbeck und Jan Filipzik geniessen die Zugfahrt in Laos – © reisen-ist.jetzt

Und dann sehen wir das echte Laos. Kinder, die mit leeren Wasserflaschen als Schwimmhilfen im Fluss schwimmen und uns zuwinken. Eine Hochzeitsgesellschaft mitten auf der Straße, die dort ihre Zelte aufgeschlagen hat und drei Tage lang durchfeiert. 

Stockdunkle Höhlen, bei deren Erkundung mit Stirnlampe man sich ein bisschen fühlen darf wie ein Entdecker. Jede Menge Boote auf den Flüssen, tolle und einsame Aussichtspunkte, Einheimische, die Karaoke singen und oft mehr als ein Bier zu viel getrunken haben. 

Und einmal werde ich sogar von spielenden Kindern als Streitschlichter hinzugerufen und kann – ehrlich gesagt ohne großes Zutun – immerhin dafür sorgen, dass das kleine Mädchen den großen Stein auf den Boden fallen lässt.

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

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Kurze Zeit später fließen dann trotzdem Tränen, allerdings bin ich da schon hinter der nächsten Biegung verschwunden.

Wir sind in Nong Khiaw, angekommen mit dem Minibus aus Luang Prabang, die Stadt liegt rund vier Fahrstunden nördlich und ist doch so ganz anders. Kein französischer Einfluss, keine überbordenden Nachtmärkte, deutlich weniger Touristen, alles viel kleiner und lokaler und authentischer. 

Lena Lichterbeck voll bepackt auf dem Bahnhof – © reisen-ist.jetzt

Und dazu eine wirklich tolle und eindrucksvolle Landschaft, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Auch unsere Unterkunft liegt perfekt. Direkt am Fluss, wir haben eine kleine Terrasse mit einem klapprigen Tisch und zwei Stühlen – und wenn wir zum Sonnenuntergang ein kühles Bier trinken, können wir von hier oben dem Treiben auf dem Fluss zuschauen.

Was ein bisschen weniger schön ist: Lena hat sich eine fiese Erkältung eingefangen. Den Aussichtspunkt am ersten Tag schafft sie noch, für den Blick lohnt sich jeder Schweißtropfen, aber die nächsten beiden Tage ist sie raus, hat sogar leichtes Fieber und bleibt im Bett. 

Also erkunde ich die Gegend allein, besuche die erwähnten dunklen Höhlen, was wirklich ein krasses Gefühl ist, zumal die Durchgänge teils so schmal sind, dass ich gerade eben hindurchpasse – und das auch nur, wenn ich nicht einatme. Auch einen Aussichtspunkt besteige ich alleine, hatte mir filmreif vorgestellt, dort oben sitzend, mit Blick auf die Stadt, ein wenig zu meditieren – und werde dann von den vielen stechenden und nicht-stechenden Insekten, die sich über meinen Schweiß freuen, nach wenigen Minuten vertrieben. Gehört auch dazu.

Der Eingang der Höhlen von Nong Khiaw – © reisen-ist.jetzt

Im Gedächtnis bleiben wird mir auch mein ganz persönlicher Walk of Shame, den ich erlebe, als ich ein bisschen zu schnell einen winzigen Abhang herunterlaufen will. Unten angekommen bleibe ich mit dem Fuß hängen, komme ins Stolpern, schlage vorne über und rolle mich geistesgegenwärtig auf der staubigen Schotterstraße ab, um Schlimmeres zu verhindern. Noch während ich rolle, bin ich ein wenig stolz auf mich, wie gut ich das hinbekommen habe, aber ich sehe halt auch entsprechend aus. 

Das Gelächter der Einheimischen ist mir jedenfalls gewiss – und zwei Touristen fragen mich, ob das normal wäre beim Hiking, dass man danach so aussähe, denn sie hätten das jetzt auch vor, aber meinen Zustand würden sie sich gerne ersparen.

Ich bin ein bisschen traurig, als wir Nong Khiaw wieder verlassen, vier Stunden zurück nach Luang Prabang im Minibus, ein kleiner, spuckender Junge auf dem Mittelsitz inklusive. Die Straßen sind aber auch wirklich übel in Laos, ich fühle mit ihm. 

Beeindruckend: In den Höhlen von Nong Khiaw – © reisen-ist.jetzt

Von Luang Prabang nehmen wir noch am gleichen Tag den Zug zu unserem nächsten Ziel: Vang Vieng – und allein die Zugfahrt ist ein Erlebnis. Die moderne Schnellstrecke ist von China gebaut und ein sichtbares Zeichen für die Einflussnahme des großen Nachbarn auf das deutlich weniger entwickelte Laos. Fast alle Schriftzeichen sind auf Chinesisch, die Reisenden sowieso, und das ändert sich auch nicht, als wir Vang Vieng erreichen. 

Waren zuvor die zweisprachigen Schilder auf Laotisch und Englisch, so weicht hier das Englische dem Chinesischen. Unzählige laute, tendenziell etwas ältere chinesische Reisegruppen schieben sich durch den Ort, werden in Tuk Tuks von hier nach dort gekarrt und zum Sonnenuntergang mit schnellen Booten über den Fluss geschippert, es ist so laut, dass man wenige Meter weiter kaum sein eigenes Wort versteht.

Nein, die Stadt gefällt mir nicht wirklich. Es ist spannend, das alles zu sehen, aber es ist absolut künstlich und sieht noch nicht einmal besonders schick aus. Allerdings war uns das vorher klar, weshalb sich die Enttäuschung in Grenzen hält. Denn wir sind nicht wegen der Stadt, sondern wegen der Umgebung hier, die wirklich schön ist. Am ersten Tag leihen wir uns einen Roller, fahren über Schotterstraßen und marode Brücken, durch kleine Dörfer, durch die nicht täglich Touristen kommen. 

Ein Obsthändler am Straßenrand – © reisen-ist.jetzt

Was wir unter anderem an den großen Augen und dem lauten Ausruf eines kleinen Mädchens merken, die bass erstaunt mit ausgestrecktem Finger auf uns zeigt. Einen Ort weiter geraten wir plötzlich in eine Zeremonie, die wir nicht ganz verstehen, von der wir aber nach wenigen Momenten ein Teil sind. 

Mönche und Einheimische füttern die Fische im Fluss, wir werden dazu gerufen, füttern mit, es wird kurz gebetet, dann darf ich ein paar Krebse aus ihrer Reuse in den Fluss entlassen. Auf meine Frage, ob die denn jetzt auch von den Fischen gegessen würden, lacht der Mönch: Nein, ganz sicher nicht.

Das ist der Teil, der in Vang Vieng wirklich schön ist – also alles, was nicht direkt mit der Stadt zu tun hat. Die Karstfelsen beispielsweise sind unglaublich. Bei der Hitze ist es super anstrengend, die zahlreichen Aussichtspunkte in der Umgebung zu besteigen. 

Jan Filipzik genießt den atemberaubenden Blick übers weite Land – © reisen-ist.jetzt

Und ehrlich gesagt – zumindest meinem Gefühl nach – teils auch wirklich gefährlich, weil der Aufstieg über schmale, manchmal etwas marode Holzleitern führt und mehr als eine Kletterstelle über wackliges Gestein beinhaltet. Wie so oft auf dieser Reise kommt mir der Gedanke: Nichts davon wäre in Deutschland auch nur ansatzweise erlaubt, gestattet oder möglich. 

Trotzdem lohnt es sich, jeder Tropfen Schweiß und jeder Mückenstich, denn von hier oben hat man einen einmaligen und atemberaubenden Blick. Und weil die chinesischen Reisegruppen lieber mit dem Quad durch die Ebene düsen oder sich auf dem Fluss befinden, haben wir diesen Blick ganz für uns allein.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen wir in einem Café und haben uns zwei riesige Zimtschnecken gegönnt. Tatsächlich das erste wirklich unbestreitbar westliche Essen unserer Reise, aber nach dem Aufstieg zum Viewpoint gerade eben auch das Beste, um die leeren Kohlehydratspeicher zu füllen. Und noch dazu verdammt lecker. 

Nervenkitzel pur: Diese Brücken-Ruine mussten Lena und Jan mit dem Motorrad überwinden – © reisen-ist.jetzt

Morgen geht es dann weiter, mit dem Bus in die Hauptstadt Vientiane, wo wir in einen Nachtbus wechseln und am nächsten Morgen Pakse erreichen, ein ordentliches Stück weiter südlich. Auch dort bleiben wir nur eine Nacht, ein bisschen ausschlafen, um dann unser eigentliches Ziel zu erreichen: Don Det, die 4.000 Inseln, die sich an den zahlreichen Verzweigungen des Mekong, ganz im Süden von Laos, gebildet haben. 

Dort werden wir eine Woche bleiben, einfach die Füße hochlegen und die Vibes genießen, keine Aussichtspunkte, die bestiegen werden müssen, keine großartigen Sehenswürdigkeiten. Einfach nur Laos und wir mittendrin, freie Zeit und nichts zu tun. Das wird großartig.

Jan Filipzik

16. März 2023

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

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Beeindruckende Landschaft in Laos – © reisen-ist jetzt

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