8. November 2022Peter Pionke
Tony Cragg schmückt Monheim mit Skulpturen-Gruppe
Die Eröffnung findet am Samstag (19.11.) in der Zeit von 12 – 14 Uhr statt. Die Gruppe mit dem Titel „Points of View“ ist Teil der stetig wachsenden Sammlung von Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Monheim. In diesem Jahr wird sie um drei Werke renommierter Künstler erweitert – neben Tony Cragg bereichern Arbeiten von Jeppe Hein und Mischa Kuball die Innenstadt.
Die von Tony Cragg für Monheim am Rhein entworfenen Säulen aus Bronze sind jeweils rund fünfeinhalb Meter hoch. Sie sind in der Form eines Dreiecks angeordnet, im gleichen Abstand zueinander. Man kann und soll zwischen ihnen hindurchgehen und sie so von allen Seiten betrachten. Sie ragen empor, dabei sind sie nicht gerade, sondern weiten und verjüngen sich geschwungen in alle Richtungen.
Eindruck verändert sich je nach Perspektive
Die Formen wirken fließend und gleichzeitig wie in der Bewegung eingefroren. Wie der Titel der Arbeit „Points of View”, andeutet, verändert sich der Eindruck des Kunstwerks, je nachdem, aus welcher Perspektive man sich ihm nähert.
Aus immer neuen Blickwinkeln betrachtet, scheinen dabei in den Konturen der Säulen immer wieder vertraute Formen auf: Gesichter im Profil, die entstehen und vergehen, wie bei einem Kippbild. Tony Cragg ist ein Meister im Spiel mit dem Gegensatz von Statik und Dynamik und mit abstrakten Formen, die zugleich gegenständliche, oft fast menschlich wirkende Züge haben.
In Craggs Werk finden sich immer wieder große „Skulptur-Familien“. In den so genannten „Rational Beings“, die Cragg seit 1996 entwickelt, beschäftigt sich der Künstler mit der vertikalen Achse in emporstrebenden, bewegten Formgebilden. Teil dieser Werkfamilie der „Rational Beings“ ist die Werkreihe der „Points of View“, zu der auch die Monheimer Arbeit gehört.
Innerhalb der „Rational Beings“ fallen die „Points of View“ durch ihre eher schlanke, hohe Form und die bewegte Silhouette auf. Sie sind oft als Dreierkonstellation gruppiert, finden sich aber auch als einzelne Skulpturen. Jede von ihnen geht als Unikat zurück auf die detaillierte händische Konstruktion des Künstlers im Atelier.
So erprobt Cragg in immer neuen formalen Variationen die Gratwanderung zwischen dynamischer Abstraktion und dem deutlichen Eindruck von Gegenständlichkeit.
Gestalterischer Mehrwert für eine praktisch besamten Ort
Die Monheimer „Points of View“ werden sich harmonisch in die belebte Umgebung einfügen. Im Kontext des funktional gestalteten Busbahnhofs, der dichten Bebauung des Einkaufszentrums und der sich öffnenden Einkaufspassage wird das Kunstwerk einen willkommenen optischen Kontrastbilden.
Es verleiht dem sehr praktisch bestimmten Ort einen gestalterischen Mehrwert, der keiner Funktion dient. Allein mit der Freude an der spannungsreichen, dynamischen Form setzt der Künstler der rigiden Architektur einen lebendigen Impuls entgegen und bereichert die Wahrnehmung der Passantinnen und Passanten um immer neue Eindrücke und Perspektiven.
„Um über die Form und Struktur vieler Dinge zu entscheiden, werden wir Skulptur und skulpturales Denken brauchen. Ich würde skulpturales Denken gerne auf die Biomechanik anwenden, auf Regierungseinrichtungen, soziale Strukturen usw“,
beschreibt der Bildhauer Tony Cragg seine Arbeit und seinen Anspruch mit eigenen Worten.
Termin:
Tony Cragg
„Points of View“ – 2022
Eröffnung: Samstag – 19. November 2022 – 12–14 Uhr
Ingeborg-Friebe-Platz 39 – 40789 Monheim am Rhein
Über Tony Cragg
Tony Cragg wurde 1949 in Liverpool geboren. Nach dem Abitur arbeitete er als Labortechniker in der biochemischen Forschung und begann während dieser zweijährigen Praxis mit dem Zeichnen, um 1969 das Gloucestershire College of Art and Design und anschließend die Wimbledon School of Art zu besuchen.
1973 führte ihn sein Kunststudium zum Royal College of Art in London, wo er den Studienschwerpunkt auf Bildhauerei legte. Anregungen aus Minimalismus und LandArt prägten seine künstlerischen Anfänge, und er begann mit Fundobjekten zu arbeiten, bevor er traditionelle Materialien wie Stein, Eisen und Bronze für sich entdeckte.
1976 führte ihn ein Lehrauftrag an die Ecole des Beaux-Arts in Metz. Im Jahr darauf zog er nach Wuppertal, dem Wohnort seiner ersten Frau, wo er bis heute lebt und arbeitet.
1978 nahm er seine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf auf, seit 1988 als Professor, bis er 2001 auf einen Lehrstuhl für Bildhauerei an der Akademie der Künste in Berlin wechselte.
2006 kehrte er als Prorektor an die Kunstakademie Düsseldorf zurück, zu deren Rektor er 2009 ernannt wurde. 2014 schied er aus diesem Amt aus.
In einer nahezu unüberschaubaren Vielzahl von Ausstellungen präsentiert Tony Cragg seit 1977 sein Werk in renommierten Museen weltweit. Mehrmals war er auf der Biennale von Venedig und der documenta in Kassel sowie auf den Biennalen von Sao Paulo und Sydney vertreten.
1988 wurde ihm der Turner Prize verliehen. Zur mehrfachen Ehrendoktorwürde und zahlreichen weiteren angesehenen Auszeichnungen kam 2003 seine Ernennung zum Commander of the British Empire, 2016 zum Knight Bachelor.
Tony Cragg zählt zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwart. 2007 nahm er den Praemium Imperiale, den Weltkulturpreis des japanischen Kaiserhauses, entgegen.
Link zur Webseite von Tony Cragg:
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