15. August 2022

Wer kann Ihren Browserverlauf und die von Ihnen besuchten Webseiten sehen?

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Browserverlauf ©https://unsplash.com/photos/eMemmpUojlw

 

Sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit ist das Internet ein fester Bestandteil des Alltags. Egal ob Banking, Shopping oder sogar das Abschließen von Sportwetten inklusive Bonus, es begleitet die Menschen heute immer und überall. Die vielen gebotenen Einstellungsmöglichkeiten von Betriebssystemen, Internetanbietern und Webseiten lassen es scheinen, als hätten Nutzer viel Kontrolle über ihre Privatsphäre.  In Wahrheit werden jedoch eine große Menge an Daten verfolgt und teilweise sogar gespeichert. Wer kann diese Daten sehen und behalten und wofür werden sie verwendet?

Ihre (WLAN-) Netzwerkadministratoren

Im lokalen Shoppingzentrum gibt es freies WLAN. Prima, um sich bei einer Tasse Kaffee eben beim Online-Banking einzuloggen und ein paar Rechnungen zu bezahlen, oder? Wer genau aufpasst, wird die Meldung „ungesichertes Netzwerk“ bemerken. Dies bedeutet genau das. Das Netzwerk ist nicht gesichert und die Daten können von beispielsweise Hackern leicht mitgelesen werden.

Eine Kabelverbindung ist die sicherste, aber auch das gesicherte WLAN zu Hause bietet viel Schutz vor ungewollten Gästen. Dennoch kann einer immer sehen, was im Internet getrieben wird. Der Netzwerkadministrator kann den gesamten Internetverlauf verfolgen.

Auch die Tätigkeiten auf bestimmten Webseiten, beispielsweise das Kaufen von neuen Möbeln, kann der Administrator einsehen, es sei denn, die Webseite ist durch das HTTPS-Protokoll verschlüsselt. Dann kann er nur sehen, dass und wann genau die jeweilige Seite besucht wurde.

Ihr Internetanbieter

Der Internetanbieter kann die Daten nicht nur einsehen, sondern müssen diese – je nach bestehender Gesetzeslage – sogar für eine bestimmte Zeit lang speichern. Er kann sehen, welche Webseiten wann besucht wurden, wann und mit wem E-Mails ausgetauscht wurden und was auf den Social-Media-Kanälen geschieht.

Abhängig davon, welche Anbieter genutzt werden, kann der Internet-Provider möglicherweise selbst Daten aus Krankenkassen oder Banken anschauen. Der Inkognito-Modus hilft da übrigens nur wenig. Dieser verhindert nur, dass andere Personen, die dasselbe Gerät benutzen, den Internetverlauf zu sehen bekommen. Für den Internetanbieter sind die Daten dennoch sichtbar.

Das Betriebssystem

Egal welches Betriebssystem – also Windows, iOS und Co. – genutzt wird, es werden ganz schön viele Daten beobachtet. Zwar kann die Privatsphäre in den Einstellungen nach Vorzügen angepasst werden, auch bei der höchsten Privatsphäre-Einstellung sieht das System noch eine ganze Menge.

Sowohl besuchte Webseiten, E-Mail-Verläufe, Social-Media Tätigkeiten und selbst den Standort kann das Betriebssystem jederzeit ansehen.

Wie viel es sieht, kann einfach zu Hause ausprobiert werden. Jedes Betriebssystem bietet eine Kindersicherungsoption an. Mithilfe dieser können Eltern die Internetaktivität ihrer Kinder verfolgen. Genauso viel und sogar mehr sieht auch das System.

Die Suchmaschine

Suchmaschinen wie das beliebte Google oder auch Bing und Yahoo sind besonders an den Daten ihrer Nutzer interessiert, denn sie können ihnen beim Optimieren ihrer Suchergebnisse und Werbung helfen.

Jedes Mal, wenn eine Suche eingegeben und dann bestimmte Ergebnisse geklickt werden, werden diese Daten mitverfolgt. Daher weiß das Smartphone zum Beispiel wie von Geisterhand, welchen Lautsprecher sie toll finden und beginnt damit, ihnen Werbung dafür zu zeigen. Private Suchmaschinen wie in etwa „Qwant“ bieten den Nutzern mehr Anonymität und speichern keine oder zumindest nur sehr wenige ihrer Daten.

Besuchte Webseiten und Apps

Lust auf Cookies? Fast jede Webseite fragt ihre Besucher nach ihren gewünschten Einstellungen. Umso mehr „Cookies“ zugelassen werden, umso mehr Daten kann die Webseite speichern und wiederverwenden. Dies tut sie zum Beispiel, um ihre Dienste und Marketingstrategien zu verbessern, aber auch, um die Besucher zu einem späteren Zeitpunkt zurück auf die Seite zu locken.

Webseiten können somit sehen, was sie auf der Seite tun und welche Daten sie dort eingeben. Dies gilt auch für Apps.  Der Grund, weshalb für die Nutzung solcher oft ein Nutzername und Passwort kreiert werden müssen, ist übrigens, damit sie Daten gezielter speichern und anschließend einsetzen können.

Behörden, Regierungen und Geheimdienste

Selbst wer sich keiner Straftat bewusst ist, würde sich wahrscheinlich unwohl fühlen, wenn die Regierung ihm über die Schulter schauen würde. Gut zu wissen, dass sie das jedoch nicht tun. Oder etwa doch? Alle Internetanbieter sind dazu verpflichtet, gespeicherte Daten jederzeit und uneingeschränkt an Behörden und Regierungen herauszugeben, wenn diese danach verlangen. In vielen Ländern müssen Provider diese Daten daher für eine bestimmte Zeit lang speichern.

Natürlich hat die Regierung anderes zu tun, als stichprobenartig im digitalen Privatleben ihrer Bürger herumzuschnüffeln. Sollte jedoch Verdacht auf Cyberkriminalität bestehen, können sie dies ungehindert tun. Auch im Rahmen von polizeiliche Ermittlungen und für Gerichtsverfahren können sie die gespeicherten Daten einsehen und verwenden. Wenn nötig, könnten Behörden die Daten von Kriminellen auch live verfolgen, um bei Untaten direkt zuzuschlagen. Somit sollen vor allem Terrorismus und andere extreme Straftaten frühzeitig verhindert und aufgedeckt werden können.

Während die Gesetzeslage den Bewohnern Deutschland noch viel Sicherheit bietet, nutzen andere Länder ihren Zugang zu den Daten ihrer Bürger viel überschwänglicher. In Ägypten wurden beispielsweise neulich Blogger verhaftet, deren Meinungen nicht mit denen der Regierung übereinstimmte.

Hacker

Hacker waren – vor dem Lesen dieses Artikels – wahrscheinlich der einzige Eindringling, vor dem sie Internetnutzer fürchteten. Haben sie sich erstmal in den Computer eingenistet, können sie alle für sie interessanten Daten anschauen und nutzen.

So könnten sie zum Beispiel die Social-Media-Kanäle übernehmen, das Online-Banking missbrauchen oder, im schlimmsten Fall, sich sogar an der Identität des Opfers vergreifen. Während die meisten Hackerangriffe nur minimal sind und vor allem auf die Zugänge auf bestimmte Accounts zielen, können andere große Auswirkungen auf das Leben des Geschädigten haben.

Diese Aktivität ist natürlich illegal und wird von Behörden und Geheimdiensten aktiv bekämpft. Zwar möchten auch diese Zugriff auf die Daten haben, nutzen diese aber in Regel nur im Notfall und zu guten Zwecken.  Um sich vor Hackern zu schützen und generell mehr Privatsphäre zu erhalten, kann beispielsweise ein Proxy-Server benutzt werden. Dieser verschlüsselt die entstehenden Daten und lässt beispielsweise die Nutzung von Webseiten nicht zurückverfolgen. Dennoch können Dritte einsehen, was auf den Webseiten getrieben wird.

Eine VPN-Verbindung ist aktuell wohl der effektivste Weg zu Anonymität. Dadurch wird dem Nutzer eine neue IP-Adresse verliehen, durch diese seine Aktivität nicht auf ihn zurückverfolgt werden kann. Auch alle weiteren Daten bleiben stark verschlüsselt.

Ob das Internet sicher ist oder nicht,lässt sich bestreiten. Anonym bleibt dort aber mit Sicherheit keiner. Es gibt Wege, um sich vor illegalen Eindringlingen zu schützen und sich auch legale Datensammler von Leib zu halten. Dennoch sollte immer gezielt gewählt werden, wann und wo vertrauliche und verletzliche Daten eingegeben, geteilt und genutzt werden.


        

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