20. Mai 2022

Dirk Emde: „Wer nicht sät, wird nicht ernten“

Das Visiodrom im Gasometer steht für Visionen, für Emotionen, für Zukunft! Auf einer 6.500 qm Projektionsfläche in der 360° Projektion werden eindrucksvolle Foto- und Filmsequenzen gezeigt. Geschäftsführer Dirk Emde konnte sich über 60.000 Besucher seit der Eröffnung im Juli 2021 freuen. Mehr als die Hälfte waren auswärtige Gäste - und das zu Zeiten einer Corona-Pandemie. Er schaut optimistisch in die Zukunft - und dazu gehört auch die BUGA 31.

Visiodrom-Geschäftsführer Dirk Emde © Visiodrom

Dirk Emde sieht die BUGA 2031 – so sie denn kommt – als große Chance für Wuppertal. Und er ist sich sicher, das viele Branchen und Einrichtungen – auch das Visiodrom – davon profitieren können. Wir haben uns mit Dirk Emde unterhalten.

DS: Die Maskenpflicht ist abgeschafft, der Alltag normalisiert sich nach zwei Jahren Covid-19-Pandemie ganz langsam. Momentan überschattet Putins Krieg in der Ukraine alles. Wie reagieren Sie als Kulturschaffender darauf?

Dirk Emde: „Wie alle Kulturschaffenden haben auch wir unter den Maßnahmen anlässlich der Pandemie gelitten, wenn gleich wir hinter den Maßnahmen standen und sie entsprechend aus Überzeugung umgesetzt haben. Auch wenn die Besucherzahlen zeitweise ganz ausblieben sind, haben wir die Zeit des Lockdowns genutzt und uns inhaltlich und technisch neu aufgestellt. Was den Krieg in der Ukraine betrifft spüren wir keinen direkten Einfluss auf das Besucherverhalten bzw. auf die Besucherzahlen. Im Gegenteil. Im Rahmen unseres Angebots eines kostenfreien Eintritts für alle ukrainischen Gäste und deren deutschen Gastgeber freuen wir uns, dass dieses Angebot regelmäßig und zahlreich angenommen wird.“

DS: Welche Rolle werden die Themen Corona und Ukraine-Krieg im Programm des Visiodroms spielen?

Dirk Emde: „Beides haben und werden wir im Programm nicht thematisieren.“

DS: Das Thema Bewerbung für die „BUGA 2031“ wird in der Wuppertaler Bevölkerung heiß und kontrovers diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

Dirk Emde: „Die Gesellschafter und Geschäftsführung vom Visiodrom sowie das gesamte Team steht hinter der BUGA 203, was wir auch in Form von diversen Beteiligungen bei werblichen Maßnahmen in den Medien offensiv gezeigt haben. Wir sehen in der BUGA eine große Chance für unsere Stadt, aber auch für das Visiodrom. Mit rund 60.000 Besuchern und davon ca. 70 Prozent auswärtigen Gästen seit Öffnung im Juli 2021 – trotz coronabedingter Einschränkungen – wissen wir, wie viel Freude es bereitet, auswärtige Gäste zu empfangen und die positiven Seiten unserer Stadt zu zeigen.“

DS: Was würde ein solches erfolgreiches Groß-Projekt aus Ihrer Sicht für die Stadt Wuppertal bedeuten?

Dirk Emde: „Neben den direkten baulichen und gestalterischen Effekten im Rahmen der BUGA in 2031 sehen wir vor allem die rund 9 Jahre Entwicklungs- und Entstehungszeit als eine wichtige Zeit des Aufbruchs und Wandels in Wuppertal an. Diese Chance sollten – ja dürfen – wir uns nicht entgehen lassen.“

Werbung für die Show „Humans“ im Visiodrom des Gaskessels Wuppertal – © Visiodrom

DS: Die BUGA-Gegner nennen ihre Initiative „BUGA – so nicht“. Der Titel impliziert, sie könnten sich eine BUGA, aber in anderer Form vorstellen. Dem ist natürlich nicht so. Muss man dies nicht als eine bewusste, irreführende Mogelpackung wahrnehmen?

Dirk Emde: „Grundsätzlich ist es natürlich zu respektieren, dass Menschen in unserer Stadt eine andere Meinung zu diesem Thema haben. Schade und mitunter unfair finde ich allerdings, wie eindimensional und polemisch Gegenargumente vorgetragen werden. Ferner habe ich den Verdacht, dass zu den Gegnern nicht wenige Bürgerinnen und Bürger gehören, die sonst nicht viel zur Steigerung der Attraktivität unserer Stadt aktiv beitragen und auch sonst wenig bis keine Impulse für besondere Entwicklungen in unserer Stadt setzen. Es ist womöglich kein Zufall, dass die Mehrzahl – wenn nicht alle –kulturellen und gesellschaftlichen Leistungsträgerinnen und Leistungsträger in Wuppertal für die BUGA sind. Das sind Menschen, die unsere Stadt formen und gestalten, anstatt alternativlos gegen etwas zu sein.“

DS: Können Sie das näher erklären?

Dirk Emde: „Was mir persönlich auch bei Betrachtung des Namens und der Akteure von „BUGA – so nicht!“ fehlt, ist eine Bereitschaft sich auf Kompromisse einzulassen und sich aktiv in eine alternative Gestaltung einer BUGA einzubringen. Fakt ist, dass bei einer Ablehnung der Bewerbung sämtliche Fördergelder im hohen achtstelligen Bereich verloren sind. Diese werden dann auch nicht anderweitig in unsere Stadt fließen.“

DS: Mit welchen Argumenten würde Sie als Kulturschaffender die Wuppertalerinnen und Wuppertaler überzeugen, beim Bürgerentscheid am 29. Mai 2022 mit NEIN und damit FÜR die BUGA zu stimmen?

Drik Emde: „Als Unternehmer und nun auch als Kulturschaffender mit einem privatwirtschaftlichen Hintergrund steht für mich eines fest: Wer nicht investiert, wird nichts erwirtschaften. Wer nicht sät, wird nicht ernten. Das gilt auch für eine BUGA, von der die Stadt vor, während und nach der BUGA finanziell, beim Image und optisch profitieren wird. Es ist eben nicht nur eine Blümchenschau, sondern ein gesamtstädtisches Entwicklungsprojekt mit einem hohen Potential für ein attraktiveres Wuppertal. Ja, der Eigenanteil und die Betriebskosten während und nach der BUGA sind für die Stadt und die Gesellschaft eine Herausforderung. Das wird kein Spaziergang und es wird die obligatorischen Kostensteigerungen und Unwägbarkeiten geben. Diese Risiken müssen wir aber eingehen, um hinterher „ernten“ zu können. Ich habe hohes Vertrauen in den Kreis der Akteure und Förderer des Projekts, der auch aus vielen erfolgreichen Unternehmen und den oben beschriebenen Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern besteht. Da ist so viel Know-How bei Projekt- und Kostenmanagement, das wir nutzen sollten.“

DS: Bis zur BUGA sind es noch fast zehn Jahre. Das Konzept ist deshalb auch noch nicht in Stein gemeisselt. Welche Schwerpunkte würden Sie sich als Kulturschaffender wünschen?

Dirk Emde: „Konkrete inhaltliche Schwerpunkte kann ich aktuell nicht nennen. Diese werden sich bei einer erfolgreichen Bewerbung bei mir und sicherlich bei vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt noch ergeben. Für wünschenswert halte ich aktuell, dass die Gestaltung und Entwicklung nach einer Entscheidung für eine BUGA mit Beteiligung aller engagierten Bürgerinnen und Bürgern stattfinden, ohne dass ein überzogenes Stadtteildenken und ein Nicht-in-meinem-Viertel-Gehabe aufkommen. Wir müssen uns bewusst sein, dass die BUGA nicht überall bzw. nirgends – je nach Blickwinkel – in Form von Umgestaltungen, Neubauten und Attraktionen stattfinden wird. Die BUGA ist gesamtstädtisch und nicht auf der Ebene der Stadtteile zu betrachten.“

DS: Welchen Mehrwert könnte ein solches Groß-Projekt der Wuppertaler Kunst- und Kultur-Szene bescheren?

Dirk Emde: „Der Mehrwert wird in Form von mehr und anderen Besucherinnen und Besuchern von Veranstaltungen der Wuppertaler Kunst- und Kulturszene sein. Davon sind wir in Anbetracht des Erfolgs vom Visiodrom bei auswärtigen Gästen fest überzeugt. Es kommen der symbolische Kölner oder Düsseldorfer nach Wuppertal, wenn das Angebot stimmt.“

DS: Wie kann sich die engagierte Wuppertaler Kulturszene bei diesem Groß-Projekt überhaupt angemessen einbringen?

Dirk Emde: „Die Möglichkeiten sind vielfältig. Wir als Visiodrom zum Beispiel könnten vor und während der BUGA mit einer immersiven Projektionsshow auf unserer 6.500 qm 360° Projektionsfläche – die größte in Europa übrigens – mit emotional einstimmenden Bildern und Filmen begleiten. Unsere kreative Szene ist bekannt und gut darin, lokale Projekte aufzunehmen und kulturell und künstlerisch zu begleiten.“

Hat den Überblick: „Visiodrom“-Geschäftsführer Dirk Emde auf dem Dach des Gaskessels – © Paul Coon

DS: Stichwort „Kunst in der Natur“! Welche Ideen und Anregungen haben Sie zu diesem Thema?

Dirk Emde: „Als Einrichtung mit immersiven Projektionsshows in einem ehemaligen Gaskessel sind wir nicht unbedingt ein Sinnbild für „Kunst in der Natur“. Dennoch können wir natürlich eindrucksvolle Naturaufnahmen spektakulär auf 6.500 qm Projektionsfläche in der 360° Projektion zeigen, so wie wir es teilweise in der am 12.06.2022 auslaufenden Show HUMANS getan haben. Sicherlich fällt uns da dann auch was zum Thema BUGA ein.“

DS: Inwieweit werden Sie das Thema BUGA 2031 in den nächsten Jahren im Visiodrom aufgreifen?

Dirk Emde: „Bei einer Abstimmung für die BUGA und einer erfolgreichen Bewerbung können wir die in der vorletzten Frage dargestellten Projektionsshow ins Spiel bringen. Wir erwarten mit unseren Shows und Ausstellungen ohne Corona-Einschränkungen rund 100.000 Besucher im Jahr – davon die besagten 70 Prozet Auswärtige. Eine immersive und emotionale Thematisierung der BUGA wäre ein fantastischer medialer und kommunikativer Hebel bei allen heimischen und auswärtigen Gästen.“

DS: Vielen Dank für das spannende,  informative Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

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