26. April 2022

Petersohn: ‚Mitentscheiden, mitgestalten, mitprofitieren‘

Auch die bunte, facettenreiche Wuppertaler Kunst- und Kultur-Szene hat inzwischen das Projekt "BUGA 2031" und die sich daraus ergebenen Chancen und kreativen Impulse entdeckt. Viele Künstlerinnen und Künstler wollen mitgestalten, ihre Ideen und Visionen in das so kontrovers diskutierte Zukunfts-Projekt einbringen - und das vor dem Hintergrund, dass nach dem Bürgerentscheid am 29.05. alle "Blütenträume" verwelkt sein könnten. Auch Charles Petersohn hat jetzt zu BUGA 2031" Stellung bezogen.

Musiker & Komponist Charles Petersohn – © Bettina Osswald

Charles Petersohn ist ein erfolgreicher Wuppertaler Musiker, Komponist, DJ, Autor und Moderator mit Berliner Wurzeln. Seit vielen Jahren prägt er die vielfältige Kunst- und Kultur-Szene in der Bergischen Metropole entscheidend mit und agiert weit über Wuppertal hinaus.

DS: Das Thema „BUGA 2031“ wird in der Wuppertaler Bevölkerung heiß diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

Charles Petersohn: „Als ich gelesen habe, dass Wuppertal sich für die BUGA bewerben würde und scheinbar Chancen hätte, sie zu realisieren, war ich zunächst überrascht, fand es jedoch passend für eine Stadt, die zu denen mit den meisten Grünflächen im ganzen Land gehört. Ich fragte mich, was das heißen könnte, ein solches Projekt in Wuppertal zu haben? Normaler Weise sind solche Events total abgehoben, losgelöst vom Wesen und dem Charakter der jeweiligen Stadt und der Menschen, die in ihr leben. Ein kurzer, heller, bunter und lauter Ruf in die Welt und fertig! Wuppertal könnte solch ein Projekt anders realisieren. Nicht nur innerhalb der Stadt, sondern mit und für die Stadt. Ressourcen an Kreativität und Umsetzungskompetenz gibt es reichlich.“

DS: Was würde ein solches erfolgreiches Groß-Projekt aus Ihrer Sicht für die Stadt Wuppertal bedeuten?

Charles Petersohn: „Es kommt aus meiner Sicht mehr darauf an, wie solch ein Projekt realisiert wird, nicht ob. Wird die Bürgerschaft mit den vielen Kleingärtnern, kreativen Köpfen, Gestaltern sowie Künstlerinnen und Künstlern in die Planung und Umsetzung mit einbezogen, könnte das ein Projekt mit Signalwirkung werden. Würde es ein weiteres Großprojekt im üblichen Format werden, wäre es für mich persönlich nahezu uninteressant, ein kurzer schöner Knall, mehr nicht. In Wuppertal leben viele Menschen, die solch ein Projekt gemeinsam zu stemmen in der Lage wären. Allein das internationale Interesse an Utopiastadt zeigt, welches Potenzial die Recherchen, Gedanken und Projekte für ein neues, nachhaltiges Konzept Stadt heutzutage zu bieten haben. Gärten, Wälder und grüne Inseln sind ein wichtiger Bestandteil einer solchen Stadt.“

Von der Musik gefangen: Charles Petersohn und Mickey Neher treffen sich im „KuKuNa“ – © Ursula Piszczek

DS: Die BUGA-Gegner, die das Projekt „Bundesgartenschau 2031“ durch einen Bürgerentscheid kippen wollen, nennen ihre Initiative „BUGA – so nicht“. Der Titel impliziert, sie könnten sich eine BUGA, aber in anderer Form vorstellen. Könnte man den Titel der Intiative nicht als bewusste „Mogelpackung“ wahrnehmen?

Charles Petersohn: „Für und Wider sind Teil eines funktionierenden Miteinander. Das Wider als Mogelpackung zu bezeichnen lässt vermuten, dass andere Befürworter der BUGA ihr Konzept für Alternativlos halten. Damit liegt doch schon der Hase im Pfeffer. Zumal die Initiative „So nicht“ ja scheinbar auch für die BUGA ist. Man sollte Lösungen finden, die alle Befürworter hinter sich vereint. Die Stadt ist groß. Der Möglichkeiten sind viele.“

DS: Mit welchen Argumenten würden Sie als Kunst- und Kulturschaffender die Wuppertalerinnen und Wuppertaler überzeugen, beim Bürgerentscheid am 29. Mai 2022 für die BUGA zu stimmen?

Charles Petersohn:Siehe Antwort auf Frage zwei – eine Stadt, die durch Bürgerinitiativen, Bildungsstätten und anderer Unterstützer Projekte wie die Nordbahntrasse, die Utopiastadt, das LOCH, das Freibad Mirke, das Kunstprojekt OAA, eine autofreie Zone am Laurentiusplatz, den internationalen Wettbewerb „Decathlon“ für Studierende der Architektur, etc. urbane Neuerungen denken und realisieren kann, soll an einem Projekt wie die BUGA mit all ihren Kompetenzen und Ressourcen beteiligt werden, sprich, sollte ein mitentscheidender Teil der Gestaltung dieses riesigen Gartens werden. Dann würden sich viele Bürger und Bürgerinnen mit Freude und Elan ans Werk machen. Dann käme ein Stein ins Rollen, der dem Wesen des neuen Geistes in Wuppertal, der Kreativität, dem Wunsch nach Transformation und dem Gedanken einer zeitgemäßen urbanen Nachhaltigkeit Rechnung trägt.“

DS: Welchen Mehrwert könnte ein solches Groß-Projekt der Wuppertaler Kunst- und Kultur-Szene bescheren?

Charles Petersohn:Zum einen würden die Streicheleinheiten, die den Kunst- und Kulturschaffenden seit vielen Jahren in unserer Stadt zu Teil werden, in greifbare Wertschätzung, respektvolle Anerkennung und Teilhabe umgewandelt werden. Zum anderen ginge es weit über das Künstlerische hinaus, denn was gerne vergessen wird, Kunst und Kultur bescheren dem Einzelhandel, der Gastronomie, der Hotelbranche und dem ÖPNV unverzichtbare Einnahmen. Daher würde ich den Spieß umdrehen wollen: welchen Mehrwert könnte der Stadt Wuppertal beschert werden, wenn sie die Ressourcen und die Potenziale der Kunst- und Kulturschaffenden maßgeblich in dieses Projekt mit einbezieht? 

DS: Wie kann sich die engagierte Wuppertaler Kulturszene bei diesem Groß-Projekt überhaupt angemessen einbringen?

Charles Petersohn: Mitentscheiden, mitgestalten, mitprofitieren!“

DS: Stichwort „Kunst in der Natur“! Welche Ideen und Anregungen haben Sie zu diesem Thema?

Charles Petersohn: Ideen sind viele. Sie kommen immer dann aus ihrem Versteck, wenn sie gefüttert werden.“ 

Das Wort von Charles Petersohn hat in der Kulturszene Gewicht: (v.l.) Vok Dams, Musiker Charles Petersohn, Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Helmut Ebert, Unternehmensberater Klaus Pöhls, Foto-Künstler Rupert Warren – © Vok Dams iNotes

DS: Inwieweit würden Sie das Thema BUGA 2031 in den nächsten Jahren künstlerisch aufgreifen?

Charles Petersohn: „Das hängt ganz davon ab, wie die BUGA realisiert wird. Nutzt Wuppertal die Chance, dieses Projekt aktiv und gemeinsam mit den Wuppertalerinnen und Wuppertalern zu realisieren, entsteht ein ernstzunehmender Mehrwert für alle Beteiligten. Wenn die Projekte, mittels denen das Leben in Wuppertal neu gedacht und gemacht wird, in das Projekt ernstzunehmend einfließen, wenn die BUGA Teil der Gestaltung unserer Stadt wird, dann werden garantiert großartige Blüten entstehen. Das würde den Ruf der Stadt postwendend nach vorne katapultieren. An solchen Arbeiten wirke ich mit Begeisterung mit. Sollte es so werden „wie immer“, werde ich mit meiner Familie auf der BUGA spazieren gehen und spendiere Kaffee und Kuchen.“

DS: Herzlichen Dank für das offene, interessante Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

 

Alle Statements und Pressemitteilungen der Initiative „BUGA – SO NICHT“ finden Sie in unserem Partner-Medium njuuz unter dem Link http://www.njuuz.de

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