9. März 2022

Verlierer des Reformpapsttums im Fokus der Forschung

Die Frage, wer in Auseinandersetzungen Verlierer und wer Gewinner ist, kann zum Zeitpunkt des Konfliktes anders beantwortet werden als eine Generation danach: Wer zeitgenössisch als Reformer galt, kann in der Rückschau zum Verlierer werden – und umgekehrt. 

Dr. Francesco Massetti – © Foto privat

In dem Forschungsprojekt „Reformverlierer im römischen Umfeld zur Zeit des Reformpapsttums“ geht Dr. Francesco Massetti, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Paul Maria Baumgarten Institut für Papsttumsforschung an der Bergischen Universität Wuppertal, der Frage nach, wann und wie Personen aus dem römischen Umfeld des Reformpapsttums zu Verlierern wurden. 

Für sein Vorhaben erhält er eine Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Höhe von rund 300.000 Euro.

Der Übergang von einer kollegial organisierten „Bischofskirche“ zu einer zunehmend hierarchisch strukturierten und auf Rom zentrierten „Papstkirche“ im 11. und 12. Jahrhundert hatte in der lokalen Betrachtung auch auf die römische Kirche weitreichende Auswirkungen. 

Die politisch-militärischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen, die zur Durchsetzung des Reformpapsttums in Rom – der „Ewigen Stadt“ – führten, sind fast ausschließlich aus der päpstlichen Perspektive erforscht worden, während die in diesem Konflikt unterlegenen Akteure in der Forschung nur geringe Beachtung finden. 

Um diese Lücke zu füllen, fokussiert sich die Untersuchung von Dr. Francesco Massetti auf die Verliererinnen und Verlierer in stadtrömischen sowie kurialen Auseinandersetzungen.

Anstoß für weitere Forschung

Im Rahmen des Projektes sollen nicht nur die Ursachen und der Ablauf der Konflikte, sondern auch die gegensätzlichen Legitimierungs- und Delegitimierungsstrategien sorgfältig betrachtet werden. 

„Die Erforschung der sogenannten Reformverlierer im römischen Umfeld soll einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, die bisherige Deutung der Kirchenreform, auch bekannt als Gregorianische Reformen, aus Papstsicht zu überwinden. Darüber hinaus sollte die Untersuchung Anstoß dafür sein, die innovativen Methoden der ,Theorie des Verlierertums’ von Sabine Graul und Marian Nebelin auf die Erforschung weiterer historischer Zusammenhänge anzuwenden, die ebenfalls durch heftige Auseinandersetzungen auf der erinnerungspolitischen Ebene gekennzeichnet wurden“, erklärt Dr. Massetti.

https://www.papsttumsforschung.uni-wuppertal.de

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