20. Februar 2022

Tim Peters schreibt Hits für die Stars der Schlager-Branche

Er ist die große Hoffnung der Schlager-Branche! Tim Peters, 31 Jahre alt, ein Kind des Ruhrgebiets. Er hat sich als erfolgreicher Songwriter und Produzent einen Namen geschaffen. Die "Creme de la Creme" der Schlager-Szene gibt sich in seinem Studio in Kamen die Klinke in die Hand. 

Tim Peters hat seine Ziele klar im Fokus – © Mirko Schumann

Tim Peters arbeitet u.a. für Michelle, Matthias Reim, Bernhard Brink, Florian Silbereisen, Thomas Anders, DJ Ötzi oder Semino Rossi. 

Allein in der ZDF-Sendung „Giovanni-Zarrella-Show“ (12.02.2022) war er mit vier Songs vertreten, die er entweder komponiert oder produziert hat: Matthias Reim mit „Blaulicht“, Michelle mit „Paris“ (Version 2022) und DJ Ötzi, der ein Medley sang, in dem mit „Der Moment“ und „Wenn Gott so will“ zwei Songs vorkamen, die aus der Feder von Tim Peters stammen.

Der 31jährige komponiert und produziert nicht nur, er steht auch selbst als Sänger auf der Bühne. Sein erstes Solo-Album kommt in Kürze auf den Markt.

Die STADTZEITUNG hat sich Rahmen der Interview-Reihe „Hand aufs Herz“ mit dem Multitalent unterhalten.

DS: In Ihrer Biografie heisst es, dass Sie als kleines Kind bei Roy Black auf dem Schoß gesessen haben. Welche Erinnerung haben Sie denn noch an den erfolgreichen, aber sehr sensiblen Schlagersänger und Schauspieler?

Tim Peters: „Mein Vater war Begleitmusiker von Roy Black und er hat mich manchmal mit zu den Konzerten genommen. Und da habe ich auch mal auf seinem Schoß gesessen. Ich war damals noch so klein, dass ich keine große Erinnerung mehr daran habe. Ich weiss nur, das Roy Black viel zu früh gestorben ist und, dass er eine Legende war.“

DS: Als 7jähriger standen Sie – beispielsweise bei der Harald-Schmidt-Show – schon auf der Bühne. Sind Sie deshalb ohne Berührungängste quasi spielerisch ins Showgeschäft hineingewachsen?

Tim Peters: „Ich bin damals ganz locker und völlig unbeeindruckt an die Sache herangegangen. Mir war gar nicht bewusst, vor welch einer Moderatoren-Größe ich da mit meinen sieben Jahren da stand. Heute bin ich da vor einem Auftritt schon viel nervöser, ehrlich gesagt.“

DS: Welchen Anteil hat Ihr Vater, das als Gitarrist für Roy Black und Daliah Lavi auf der Bühne stand, an Ihrer musikalischen Entwicklung?

Tim Peters: „Nicht nur mein Vater, auch meine Mutter sowie mein Onkel und meine Tante haben mich musikalisch beeinflusst und mich immer unterstützt. Als ich 15 war, haben mir meine Eltern quasi ein Tonstudio geschenkt. Es bestand aus einem Computer, einem Interface, zwei Lautsprechern und einem Keyboard. Und damit habe ich dann meine eigenen Musik produziert. Meinen Eltern bin ich sehr dankbar dafür.“

Strahl eine frische Jugendlichkeit aus: Tim Peters – © Mirko Schumann

DS: Sie ware gerade einmal sieben Jahre als Sie mit Hilfe Ihres Vaters den ersten Song geschrieben haben: „Nie mehr mit Laura“. In dem Lied lassen Sie Ihre Cousine nicht besonders gut aussehen. Wie ist denn heute Ihr Verhältnis zu Laura?“

Tim Peters (lacht): „Wir haben immer noch Kontakt über Facebook und Instagram. Und  wir sehen uns auch einmal im Jahr auf der Grillfete meiner Tante. Und über die Geschichte von damals können wir beide herzhaft lachen.“

DS: Mit dem Laura-Song haben Sie es 1998 zwar bis ins Finale des „Schlager Grand Pix“ im ZDF gebracht, sind dort aber nur Letzter geworden. Inwieweit hat Sie das Erlebnis für die Zukunft geprägt?

Tim Peters: „Damals war ich natürlich traurig und habe auch geweint. Aber im Nachhinein war es für meine Entwicklung ein Segen, dass ich Letzter geworden bin. Mir wurde klar, dass man nicht als Star geboren wird, sondern hart arbeiten und demütig sein muss, wenn man Erfolg haben will. Auch heute sehe ich das, was ich mache, nicht als non plus ultra an, sondern weiss, dass ich immer noch von anderen lernen und mich verbessern kann.“

DS: Sie haben den Bachelor Of Science für Medienmanagement in der Tasche und konnten in New York von der Pike an das Handwerk des Musikproduzierens erlernen. Welche Rolle spielt für Sie die Zeit in den USA?

Tim Peters: „Mit 22 Jahren kam ich nach New York und Amerka war eine ganz neue Welt für mich: Eine neue Sprache, eine neue Kultur und zum ersten Mal überhaupt von zuhause weg. Und dann das Leben in einer so riesigen, fast schon überfordernden Stadt. Aber wenn man dort einigermassen klar kommt, wird man erwachsen und ist fürs Leben gewappnet. Ich habe in New York neben meinem Medienmanagement-Studium ein Praktikum in einem Tonstudio gemacht, in dem Hip-Hop und Rap produziert wurde. Das war auch einen neue, interessante Erfahrung für mich, weil ich musikalisch ja aus einer ganz anderen Ecke komme. Ich denke heute noch sehr gern an die Zeit in New York zurück.“

DS: Sie sind inzwischen ein sehr erfolgreicher Komponist und Musikproduzent, ohne selbst ein Instrument zu beherrschen. Welche Vor- oder Nachteile bringt diese Tatsache mit sich?

Tim Peters: „So ein paar Akkorde auf dem Piano beherrsche ich schon und ich habe auch Ahnung von Akkord-Strukturen. Aber ein guter Instrumentalist bin ich nun wirklich nicht. Der Nachteil: Wenn es beispielsweise um das Arrangement von Balladen geht, reichen meine Fähigkeiten als Musiker oft nicht aus. Dann muss ich mir dafür professionelle Hilfe dazu holen. Dagegen habe ich bei den poppigen Up-Tempo-Nummern, die meistens dann gut funktionieren, wenn sie ganz simple aufgebaut sind, gar keine Schwierigkeiten. Ich glaube sogar, dass ich dadurch schneller Melodien entwickeln kann, die auch Menschen ansprechen, die selbst kein Instrument beherrschen, sondern einfach nur gern Musik hören. Und das ist dann wiederum ein Vorteil.“

DS: Sie schreiben mittlerweile für Schlager-Größen wie Matthias Reim, Michelle, Bernhard Brink oder Semino Rossi. Sind das Lieder, die Sie zufällig einmal geschrieben haben und dann weiter geben oder sind das maßgeschneiderte Auftragsarbeiten?

Tim Peters: „Das sind immer massgeschneiderte Songs für den jeweiligen Künstler. Denn diese Stars stehen für eine bestimmte Haltung, wollen ganz bestimmte Werte mit ihren Liedern transportieren und haben auch ihre eigenen Sprache. Deshalb kann man keinen Song, der eigentlich für Matthias Reim komponiert war, einem Semino Rossi geben oder umgekehrt.“

DS: Haben Sie eine andere Herangehensweise, wenn Sie Songs für fremde Interpreten oder für sich schreiben?

Tim Peters: „Ich schaue mir vorher immer das Repertoire der jeweiligen Künstler an. Ich mag beispielsweise die Musik von Matthias Reim sehr gern und höre sie mir auch privat an. Ich gehe dann mit ein paar Anhaltspunkten in die Session. Wichtig ist, dass die Songs aus einer guten Laune heraus entstehen. Im Prinzip aber ist die Herangehensweise, ob ich einen Song für einen anderen Künstler oder für mich schreibe, immer gleich. Natürlich stelle ich bei Liedern, die ich für mich selbst schreibe, die Fragen in den Mittelpunkt: Wofür stehe ich, welche Werte sollen herüberkommen und welches Alleinstellungsmerkmal habe ich?“

DS: Worauf legen Sie besonderen Wert, wenn Sie Songs für sich selbst schreiben – wie zum Beispiel für Ihr erstes eigenes Solo-Album?

Tim Peters: „Mit meinen Songs möchte ich die Leute aufrütteln, sie von den Sitzen reißen, möchte sie begeistern, dafür sorgen, dass sie gute Laune bekommen. Deswegen wird mein Album Party lastiger. Ich achte darauf, dass jeder Song eine Botschaft hat und möglichst Themen berührt, die noch keiner in der Form aufgegriffen hat. Beispielsweise über die Mädels im Ruhrgebiet, wo ich ja herkomme.“

DS: Zwei Goldene und einen Platin-„Platte“ schmücken mittlerweile Ihre Wände. Wie schwer ist es heutzutage einen Hit zu schreiben?

Tim Peters: „Einen Hit kann man nicht planen. Was ich aber festgestellt habe, dass die Songs, bei denen nach fünf bis zehn Minuten das Grundgerüst steht, das größte Potential haben, ein Hit zu werden.“

DS: Sie bekennen sich zu 100 Prozent zum deutschen Schlager, was viele nicht so eindeutig tun. Kollege Michael Wendler schmückt sich beispielsweise mit dem selbst gebastelten Titel „The German King of Pop“. Verkörpern Sie sozusagen das neue Selbstbewusstsein der Schlager-Branche?

Tim Peters: „Eindeutig Ja!“

DS: Schlager ist seit Jahrzehnten ein Synonym für Herz und Schmerz, Liebeskummer und Happy-End. Sie greifen in Ihren Liedern ganz andere Themen als üblich auf. Auf Ihrem Album wird es Titel wie „Bettler“ oder „Wenn ich alt bin“ geben. Warum, glauben Sie, ist die Zeit dafür reif?

Tim Peters: „Wenn es keiner macht, bleiben solche Themen ja immer auf der Strecke. Klar gibt es auf meinem Album auch Liebeslieder. Es ist aber total spannend, auch andere Themen in den Mittelpunkt zu stellen und es trotzdem zu schaffen, die Leute zum Party machen zu animieren. Dieser Aufgabe stelle ich mich und das macht mir Spaß.“

DS: Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach bei einem erfolgreichen Song überhaupt der Text?

Tim Peters: „Sehr, sehr groß. Weil die deutschen Hörer sehr kritisch sind, was die Texte angeht. Bei englischen Titeln für den deutschen Markt reichen oft einige Reizwörter, weil die Leute die Songs so nebenbei hören und die Texte für sie etwas Phonetisches sind. Bei Songs mit deutschen Texten, was ja beim Schlager der Fall ist, hören die Leute genau hin und verstehen auch jedes Wort. Deshalb ist es um so wichtiger, dass der Text auch Sinn macht, auch mal andere Formulierungen  benutzt werden, damit eine gewisse Reibung für den Zuhörer entsteht.“

Komponist, Produzent und Sänger Tim Peters – © Mirko Schumann

DS: Planen Sie Ihre Karriere auch in Zukunft dreigleisig: Also Songs für andere zu schreiben, die Musik im Studio zu produzieren und auch selbst auf der Bühne zu stehen?

Tim Peters: „Ja, klar! Die Dinge greifen super ineinander und machen mir großen Spaß. Warum sollte ich dann etwas davon aufgeben?“

DS: Gibt es so etwas wie einen Traum, für welche Künstlerin oder welchen Künstler auf der Welt Sie gern einmal einen Song komponieren würden?

Tim Peters: „Ich habe wirklich einen großen Traum! Aber der betrifft keine Sängerin oder Sänger, sondern Max Martin, ein Produzent mit schwedischen Wurzeln. Er hat sehr viele internationale Hits komponiert und produziert. Mit ihm würde ich unheimlich gern eimal zusammenarbeiten oder ihm zumindest einmal hautnah über die Schulter schauen. Seine Songs funktionieren übrigens oft mit ganz einfachen Strukturen.“

DS: Welche Musik hören Sie denn eigentlich privat?

Tim Peters: „Wenn ich ganz ehrlich bin, höre ich nicht selten privat gar keine Musik. Wenn man 8 – 10 Stunden im Studio gesessen und sich mit Musik beschäftigt hat, ist man auch mal ganz froh, gar nichts zu hören. Wenn aber doch, höre ich als Ausgleich gerne Dance-Music oder Rap. Ich mag auch bestimmte Rock-Gruppen und bin musikalisch eigentlich ganz offen.“

DS: Welche Hobbies haben Sie oder womit verbringen Sie Ihre Freizeit, wenn Sie nicht am Mischpult sitzen?

Tim Peters: „Eigentlich ist ja mein Beruf mein Hobby. Ansonsten verbringe ich meine Freizeit gern mit Freunden, ich verreise gerne, esse gerne gut und halte mich ganz bewusst mit Sport fit.“

DS: Auch wenn Schlager für Sie nicht nur Lieder über Liebe und Leidenschaft sind, haben Sie denn Ihre große Liebe im Privatleben schon gefunden?

Tim Peters: „Leider nein! Ich bin seit drei Jahren Single. Aber da ich mich im Moment ja sehr auf meine Musik konzentriere und an meiner Solo-Karriere arbeite, ist es vielleicht der richtige Zeitpunkt, allein durch die Welt zugehen und bin damit zur Zeit auch sehr glücklich.“

DS: Vielen Dank für das offene, spannende Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

Link zur Webseite

http://www.timpetersproduktion.com

 

Über Max Martin

Max Martin wurde am 26.02.1971 in Stockholm als Karl Martin Sandberg geboren. Er ist Songwriter und Produzent.

Max Martin komponierte und produzierte u.a für Musik-Größen wie Bryan Adams, Britney Spears, Rednex, Pink, Katy Perry, Cèline Dion, Bon Jovi, Taylor Swift, Coldplay, James Blunt, Ellie Goulding und Adam Lambert.

2014 wurde Max Martin mt dem „Grammy“ als bester Produzent ausgezeichnet. Das berühmte Musik-Magazin „Rolling Stone“ führte ihn 2015 auf Platz 41 der besten 100 Songwriter.

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