7. Oktober 2021

Klimawende: Jean Pütz redet neuer Regierung ins Gewissen

Er ist ein kluger Kopf mit innovativen Ideen! Jean Pütz, Wissenschaft-Journalist und langjähriger Moderator des WDR-Magazins "Hobbythek", macht sich viele Gedanken darüber, wie die Klimawende sozial verträglich und global geschafft werden könnte. Lesen Sie hier sein Konzept.

Quicklebendig und klug: Jean Pütz – © Susanne Bellenbaum

„Der zukünftigen Regierung und überzeugten Dogmatiker der Klimawende ins Gästebuch: 

Aus aktuellem Anlass: Droht eine Inflation???

Egal, ob die zukünftige Bundesregierung aus Ampel oder Jamaika besteht, wie sollen die ausgehandelten Beschlüsse finanziert werden? 

Eines der größten Probleme der Koalitionsverhandlungen wird die Finanzierung der vielen Maßnahmen sein, die die zukünftige Regierungspolitik bestimmen. Eines ist klar, die Sozialpolitik wird den größten Anteil erfordern, daran wird wahrscheinlich nicht gerüttelt werden können. Bleibt also nur das übrig, was die Investitionen in die Zukunft betreffen. Aber auch da sind im Vorfeld der Wahlen so viele Versprechungen gemacht worden, dass einem unabhängigen Betrachter Angst und Bange werden kann.

Ein erfolgsversprechender Ansatz wäre, das zu durchforsten, was in der Vergangenheit an Fehlinvestitionen in Bezug auf die Klimawende geleistet wurde. Im Vorfeld der grün-ideologischen Maßnahmen stand bisher z. B. die Energieversorgung ausschließlich vom eigenen deutschen Territorium durch Sonne Wind und Wasserkraft im Vordergrund. 

Trotz erheblicher Warnungen und Bedenken von sachverständigen Wissenschaftlern und Ingenieuren auf diesem Gebiet, wird immer noch von diesem Dogma ausgegangen, welches Regierungs-Berater im Political Correctness-Modus empfohlen haben.

Hier muss das Umdenken ansetzen. Es geht vor allen Dingen nicht nur um elektrische Energie, sondern auch um Primärenergie im Großen-Ganzen. Mit Elektrizität lässt sich auf keinen Fall der Gesamtbedarf erfüllen. Oft wird auf die regulierende Kapazität des europäischen Verbundnetzes verwiesen.

Aber dann muss Strom aus den über hundert in Frankreich errichteten Kernkraftzentralen akzeptiert werden – oder noch schlimmer – auf den Strom aus osteuropäischen Kohlekraftwerken, sonst steht der Strom-Blackout ante Portas.

Umso schlimmer und kostspieliger sind die Folgen, wenn man den steigenden Bedarf an elektrischer Energie einer modernen Volkswirtschaft in Rechnung setzt. Also diese Idee beruht rein auf Wunschdenken, hat aber schon Milliarden Euro an staatlichen Subventionen verschlungen.

Trotzdem, die Anstrengung, unseren Energiebedarf regenerativ zu erfüllen, ist alternativlos. Dazu habe ich in vorherigen Beiträgen ein in sich schlüssiges Konzept geliefert. 

Photovoltaik wird preiswerter

Eines dieser Möglichkeiten besteht darin, dass die immer preiswerter werdende Photovoltaik nicht nur bei uns, sondern vor allen Dingen in den Ländern im großen Maßstab installiert werden muss, die von der Sonne mehr und gleichmäßiger verwöhnt werden, als wir in Mitteleuropa – ich denke so ab dem 40. Breitengrad. In Europa sind das Länder wie Griechenland, Italien, Spanien.

Aber da Hunderttausende von Quadratkilometer Bodenfläche erforderlich sind, sollten die Länder einbezogen werden, die heute als Entwicklungsländer bezeichnet werden. Um die zukünftige Basis-Energie grüner Wasserstoff konkurrenzfähig zu produzieren, darf der dafür notwendige Strom nur noch unter einem Euro-Cent pro Kilowatt-Stunde liegen. Dann spielt der niedrige physikalische Wirkungsgrad bei der H2-Produktion keine Rolle mehr.

Entwicklungsländer – insbesondere in Afrika und Südamerika – verfügen – auch wegen des Klimawandels – über viele brachliegende Bodenflächen, die genutzt werden können. Also, die dort produzierte Basis-Energie Wasserstoff kann in Zukunft durchaus in Mengen produziert werden, die heute dem Welt-Energie-Bedarf fossilen Ursprungs entsprechen.

Allerdings gibt es einen Knackpunkt: Wasserstoff ist ein gefährliches Gas, welches nur bei -252°C raumsparend verflüssigt werden kann. Selbst dann ist es nur unter riesigen Investitionen in die Infrastruktur transportierbar. Trotzdem eignet sich dieser tiefgekühlte Wasserstoff nicht, um ihn im mobilen Verkehr einzusetzen.

Um ausreichende Mengen mitzuführen, kann er komprimiert werden, aber nur unter einem sehr hohen Druck. Angedacht sind 800 bar, also das Vierhundertfache dessen, was in einem Automobil-Reifen herrscht. Stellen Sie sich, liebe Leser, die notwendige Festigkeit dieses Druckbehälters vor, und vor allem das Nachfüllen an den Tankstellen.

Wenn die erste Tankstelle in die Luft fliegt, ist das kein Unglück, sondern nach dem Murphy-Gesetz (alles, was schief gehen kann, geht auch schief) voraussehbar.

Aber deutsche Ingenieure haben in staatlich geförderten Forschungsinstituten für Abhilfe gesorgt. Die Energie des Wasserstoffs lässt sich wunderbar mit einem Trick verflüssigen und herkömmlich fast gefahrlos und weniger umweltschädlich transportieren und nutzen – jedenfalls nicht gefährlicher als heutige fossile Treibstoffe inkl. Erdöl.

Dieses Wundermittel heißt Methylalkohol oder kurz Methanol genannt. Wenn Sie mich fragen, das ist der Energieträger der Zukunft. Er kann alle bisherigen fossilen Energien, die für die Klimamisere gesorgt haben, ersetzen. Er muss auch nicht in großen Raffinerien umständlich verarbeitet werden.

Direkt in einen leicht umgestalteten Verbrennungsmotor eingesetzt, entwickelt Methanol sogar einen höheren Wirkungsgrad als ein Diesel-Motor. Das liegt daran, dass er eine sehr hohe Klopffestigkeit besitzt und im Motor-Zylinder höhere Explosions-Temperaturen ermöglicht, bis zu 56% Effizienz, dem höchsten aller Verbrennungsmotoren. Dieses wird nur unter enormem Aufwand von einer Hochtemperatur-Brennstoffzelle erreicht.

Verbot des Verbrennungsmotors kontraproduktiv

Deshalb ist das anvisierte Verbot des Verbrennungsmotors völlig kontraproduktiv. Die teuren Forschungs-Gelder für Alternativen können gespart werden.

Eine Kröte muss allerdings geschluckt werden: Um Wasserstoff in Methanol zu verwandeln, wird Kohlendioxid – oder in flüssiger Form – Kohlensäure benötigt. Das vermaledeite CO2 wird zum Wertstoff.

Es kann aber sehr leicht aus allen möglichen Abgasen abgefangen werden. Die Technik existiert, in Indien wurde sogar schon ein Kohlekraftwerk CO2-neutral errichtet. Dieses so abgefangene Kohlendioxid lässt sich unter ganz geringem Druck verflüssigen und in den Tankbehältern, die Methanol anliefern, auf dem Rückweg zu den riesigen Wasserstoff/Methanol-Fabriken anliefern, die am besten an Ort und Stelle in den Entwicklungsländern errichtet werden und dort die Wirtschaft ankurbeln und tausende von Arbeitsplätzen schaffen – Entwicklungshilfe auf Augenhöhe, die Menschen brauchen jedenfalls nicht mehr Europa als Traum ihrer Migrationsziele unter großen Gefahren anzupeilen.

Also, Kohlendioxid bzw. Kohlensäure wird ein normaler Recycling-Wertstoff, wie alle Kunststoffe, die wir möglichst in den ‚gelben Tonnen‘ sammeln sollen. Dazu bedarf es eines radikalen Umdenkens, was die Methoden der Klimarettung anbelangt.

Übrigens, so nebenbei gesagt, Methanol ist auch zur Befriedigung des Primär- Energiebedarfs einer Volkswirtschaft geeignet. Überall dort, wo in unseren Gebäuden Wärme-Energie notwendig wird und elektrischer Strom aus Gründen physikalischer Effizienz nichts zu suchen hat, z. B. durch moderne Gaswärmepumpen, Klein-Heizkraftwerke, Klimaanlagen, ja sogar die für eine sichere Versorgung mit Elektrizität unbedingt notwendigen Kraftwerke, können damit betrieben werden.

Auch in der Chemie kann es auf lange Sicht sämtliche fossil gewonnenen Rohstoffe ersetzen. Aber bei der Stahlindustrie bleibt es beim reinen Wasserstoff. Die benötigt aber auch Sauerstoff, der fällt sowieso als Abfall an bei der durch Elektrolyse gewonnenen H2-Produktion

Methanol ermöglicht CO2-neutrale Mobilität für jedermann

Zum Schluss ermöglicht Methanol auch eine CO2-neutrale Elektro-Mobilität für jedermann. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, den Verbrennungsmotor nicht mehr zu verteufeln, sondern ihn als Mittel der Klimarettung zu verstehen.

Stichwort Hyper/Hybrid-Elektro-Auto, eine völlig neuartige Methode der Elektromobilität mit geringstem Energie-Bedarf. Dies bietet, im Ansatz mit Methanol betrieben, CO2-neutrale Mobilität, preiswert für jedermann, nicht teurer als herkömmliche Diesel- oder Benzin-Autos – auch ohne steuerfinanzierte Subventionen.

Lesen Sie dazu das Interview, welches der Welt-Redakteur Norbert Lossau mit mir geführt und Furore in der Öffentlichkeit gemacht hat.

https://jean-puetz.net/verbrennungsmotoren-helfen-klimaziele-zu-erreichen-ein-

Quintessens: Milliarden von verkaufsfördernden staatlichen Subventionen können gespart werden, nicht nur die 9.000 Euro pro verkauftem Elektro-Auto Typ Tesla, sondern auch weitere 20.000 Euro, mit denen jedes Auto gesponsert werden muss, damit es auf dem Markt überhaupt eine Chance hat.

Außerdem wird die deutsche Automobil-Industrie vor wettbewerbsschädlichen Investitionen in eine ausschließlich batterie-gespeiste Technologie bewahrt. Der notwendige kleine Verbrennungsmotor zum Laden einer wesentlich kleineren Batterie muss nicht – wie bei Daimler beschlossen – schamhaft demnächst in China produziert und neu erfunden werden.

Der Verbrenner ist in hundertjähriger Perfektion in Deutschland vorhanden und lässt sich mit wenigen Eingriffen leicht auf regeneratives Methanol umstellen. Der Regierung bleiben unübersehbare Ausgaben, die hunderttausende von Arbeitslosen zur Folge haben, erspart.

Viele Arbeitsplätze können erhalten bleiben. Eine Revolution ist nicht notwendig, sondern eine nahtlose Evolution in moderne Elektro-Mobilität. Der größte Vorteil: das Hyper/Hybrid-Modell ist auch ohne Verkaufsförderung für jedermann erschwinglich und nicht nur – wie bisher – für eine betuchte Klientel.

Diese musste bestenfalls für ihr Batterie-schweres reines Elektro-Auto als Zweit- oder Dritt-Auto in ihren Garagen einen Platz mit Ladesäule freiräumen.

Anja Karliczek, unsere BMBF-Ministerin, stellte am Freitag vor der Bundestagswahl den Prototypen dieses Hyper/Hybrid-Autos mit höchsten Tönen der Öffentlichkeit vor. Aber Angesichts der Milliarden Subventionen, die vorher schon – unnötigerweise – in die extrem aufwendige Art Elektro-Mobilität geleistet wurden, meinte sie, dieses Auto sei eher für die armen Entwicklungsländer geeignet.

Warum eigentlich nicht für Deutschland? Aber vielleicht kann das die nächste Regierung beantworten.

Wenn es Sie interessiert, hier der Link zu dem Pressebericht, der letzte, den Anja Karliczek in ihrer Legislaturperiode veröffentlicht hat: 

https://jean-puetz.net/politik-denkt-um-weil-durch-hyper-hybrid- elektromobilitaet-bezahlbar-wird-und-regeneratives-methanol-zur-klimarettung- emporsteigt-mit-einer-einfuehrung-von-jean-puetz

Wenn sie das nicht überzeugt: CO2 lässt sich auch in Hydrat umwandeln, welches seine Klimawirksamkeit für alle Zeiten bricht

https://jean-puetz.net/co2-als-hydrat-im-meer-ewig-speicherbar

Eins ist jedenfalls klar, Deutschland allein kann das Klima nicht retten, sondern nur eine Technologie, die für alle Länder dieser Welt akzeptabel und erschwinglich ist, das können deutsche kreative Wissenschaftler und Ingenieure liefern.

Dies ist der wichtigste Beitrag, den wir aus unserem Land zu diesem Thema leisten können. Jetzt gibt es in Glasgow in Schottland, wieder eine große Klimakonferenz. Wenn diese nicht nur in Lippenbekenntnissen der Staaten enden soll, wird ein Gesamtkonzept benötigt, welches schlüssig ist und auch ärmeren Ländern ermöglicht, ohne viel Subventionen das Ziel zu erreichen, sonst ist alles für die Katz.“

Ihr Jean Pütz 

Folge 228 „Der Vernunft eine Chance“

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