8. August 2021

Runge: WSV soll zu den fünf Besten gezählt werden

Für den WSV und für Wuppertal war das DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum so etwas wie eine sportliche Wiedergeburt. Endlich einmal wieder ein Spiel für die Sportschau, eine Begegnung mit überregionaler Bedeutung. So etwas hatte es seit jenen Tagen im Januar 2008 nicht mehr gegeben, als man gegen Bayern München kickte.

WSV-Mäzen Friedhelm Runge fieberte im Stadion am Zoo mit – © Siegfried Jähne

Mit möglich machte das alles ein Geburtshelfer namens Friedhelm Runge (82), der nach 25 jähriger Präsidentschaft 2013 zurückgetreten war und sich nunmehr wieder für den Verein voll engagiert.

Damals wie heute waren die Eintrittskarten innerhalb weniger Stunden vergriffen. Waren es  2008 rund 60.000 Tickets, konnte man coronabedingt diesmal nur rund 5.000 absetzen. Damals wie heute (07.08.21) lieferte der WSV gegen die Bundesligisten eine glänzende erste Halbzeit ab. Stand es 2008 in Gelsenkirchen zur Pause sensationell 2:2, lag der WSV jetzt im West-Schlager gegen die Bochumer nach einem Tor von Semir Saric sogar 1:0 in Front und hätte aufgrund des Spielverlaufs auch deutlicher führen können.

So etwa, als Schiedsrichter Patrick Alt ein Tor von Kevin Pytlik nicht anerkannte, weil er eine Behinderung des ausgezeichneten Bochumer Schlussmannes Manuel Riemann sah.

Am Ende reichte die Kraft nicht mehr und man unterlag damals gegen die Bayern 2:5 und  heute gegen den alten West-Rivalen VfL Bochum erst in der Verlängerung mit 1:2. Trotz der Niederlage war die Stimmung im Stadion prächtig. Das Team von Trainer Björn Mehnert wurde mit stehende Ovationen verabschiedet, hatte es doch den Bundesliga-Aufsteiger an den Rand einer Niederlage gebracht. Zur finalen Entscheidung, dem Elfmeterschiessen, fehlten ganze zehn Minuten. 

Rund 5.000 Fans erlebten den Pokal-Krimi im Stadion hautnah mit – © Siegfried Jähne

War man beim WSV bislang hinsichtlich der Saison-Erwartungen eher noch zurückhaltend, gab Förderer Friedhelm Runge unmittelbar nach dem Spiel das Ziel aus, einen Platz unter den ersten fünf Mannschaften der Regionalliga West erreichen zu wollen.

Eine Zielsetzung, die nach den Eindrücken dieses Spieltages nicht unrealistisch erscheint, auch wenn der Umbruch mit 16 Abgängen und 12 Zugängen nicht immer ganz einfach sein dürfte. Von den insgesamt acht eingesetzten Neuen (davon vier in der Start-Elf) wußten auf Anhieb Felix Backstadt (kam von Rot-Weiß Essen) auch als Kapitän zu überzeugen.

Auch Rückkehrer Niklas Heidemann (von Preußen Münster) verspricht einiges und der blitzschnelle Phillip Aboagye (von RW Ahlen) hat das Zeug zum Publikumsliebling. Aber auch Phillip Hanke (TSV Steinbach) Dominik Bilogrevic (vom SC Paderborn ausgeliehen) und Roman Prokoph (von Fortuna Köln) fügten sich gut in das Mannschaftsgefüge ein.

Nach den Abläufen in den letzten Jahren mit all seinen Insolvenz-Ängsten scheint aber auch ein Umbruch für den WSV auf allen Ebenen Not. Ein Umbruch, der fraglos ohne Ex-Präsident Friedhelm Runge nicht denkbar erscheint. Er hat sich entschlossen, mit seiner Firmengruppe EMKA nochmals als Sponsor zur Verfügung zu stehen.

Seine Begründung: „Ich bin in Wuppertal geboren und werde vermutlich auch in Wuppertal sterben“, sagt der inzwischen 82jährige. Er sieht den WSV als die Flagge in Wuppertal, die nach der Schwebebahn und dem Zoo die größte Bedeutung habe.

Neben den sportlichen Zielen sieht er als wichtigste Aufgabe, in den Bereichen Verwaltung,  Sponsoring und Mitgliederbetreuung neue Akzente zu setzen, um das Niveau eines mittelständischen Unternehmens zu erreichen.

WSV-Vorstandsmitglied Peter Neururer mit dem Bochumer Fan Thomas Ortlepp – © Siegfried Jähne

Dabei fällt besonders der Umbau im Management auf, wo neben Thomas Richter jetzt mit dem erfahrenen Bundesliga-Coach Peter Neururer (früher  u.a. VfL Bochum) nun auch ein Sympathieträger und mit Dr. Jochen Leonhardt ein Finanzfachmann per excellence sitzen.

Sie wollen die Wuppertaler Wirtschaft in ihr „Gedankengut“ einbetten und um Unterstützung bitten, um mit den Möglichkeiten dieser Stadt, den WSV wieder nach oben zu bringen. Und die beste Werbung für diese Vorhaben dürfte der Gesamtauftritt mit dem Spiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger gewesen sein, bei dem viele Fans zeitweise voller Begeisterung fragten, wer ist hier eigentlich der Bundesligist…?

Ein Spiel, das auch als Weckruf für die Wuppertaler verstanden werden könnte.

Text: Siegfried Jähne

 

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert