31. Mai 2021

Die Kunst der Kommunikation – made in Wuppertal (3)

In unserem dritten Beitrag steht die Arbeit des Wuppertaler Bildjournalisten Volkwart Dams im Vordergrund. Die Beschreibung von (fotografischen) Experimenten und die Versuche neue künstlerische Ausdrucksformen zu finden. Die Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und die Präsentationen auf Ausstellungen unter dem prägenden Begriff der „Optischen Imagination“. Sowohl im Tagesgeschäft als auch hier, immer mit dem Ehrgeiz etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches zu schaffen.

Vok Dams: Optische Imagination – neue visuelle Erlebnisformen – © Vok Dams iNotes

Optische Imagination? Den Ausdruck „Wortgeklingel“ des späteren Feuilleton-Redakteurs Michael Schmid-Ospach hat Vok Dams heute noch in Erinnerung. Es war die veröffentlichte Kritik zu seinen Arbeiten in dem Bericht einer Fotozeitschrift.

Diese Erinnerung hinderte ihn aber nicht daran, Prof. Michael Schmid-Osbach, den Kritiker, ehemaligen Feuilleton-Redakteur der Wuppertaler Westdeutschen Rundschau und langjähriger Leiter der Filmstiftung NRW, um einen Beitrag zu bitten, der die Experimentierphase und die Zusammenarbeit mit dem Bildjournalisten beschreibt.

Auszug eines Beitrages aus „Vok Dams: 50 Jahre KommunikationDirekt – Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing“

 

Prof. Michael Schmid-Ospach: Er hat das Wort Event entdeckt, 

lange bevor jeder Depp ein kleines Ereignis so nennen darf“

„Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“. oder: „Unter den Talaren, der Muff von tausend Jahren“. An der früheren Arbeiterstadt Wuppertal ging die 68er-Revolte nicht gänzlich vorbei. Wo überall Kunst betrieben wurde –  in der Malerei oder im Schauspiel, sogar mit Happenings – war kein Klima der Revolution, beileibe nicht, aber doch eines der Neugier, der Offenheit, der Bereitschaft zum Risiko.

Heinrich Böll hatte seine große Rede zur Freiheit der Kunst gehalten in dieser Stadt und die örtliche Großzeitung hatte es totgeschwiegen, auf Anweisung des Verlegers.

Es war auch das Klima für kleine Aktionen, Diskussionen im Theater, Zeitung und Bühne als Veranstalter, Fragen an die traditionelle Kunst und deren Räume. 

Volkwart Dams war nun wirklich kein 68er, aber er war interessiert. 

Wir Gralshüter des geschriebenen Wortes (wer schreibt, bleibt) hatten unsere Klischees von Fotografen, vor allem für die Zeitung. Da war für Nachdenklichkeit eigentlich kein Platz. 

Volkwart Dams eckte nicht an, war aber ein anderer, einer der Beliebigkeit zu meiden suchte. Das Selbstbewusstsein der Fotografen war noch nicht so entwickelt wie heute, wo jemand, der alle Kanzler fotografiert hat, lachend sagen kann, er sei ein „Knipser“.

Volkwart Dams ging damals schon andere Wege. Hatte ich noch mit ihm, als Pennäler für zehn Mark pro Artikel, „normal“ zu tun, war es anders, als ich die Kultur betreuen durfte. Feuilleton! Wir bemühten uns, nicht abzuheben, sondern wirklich gelesen zu werden. Vor allem bei einer seiner Ausstellungen haben wir, immer guter Laune und nicht angestrengt, zusammen gearbeitet.

Menschen im Museum. Ein schwarz-weißes Zeugnis für die Kunst und ihre Rezeption. „Wirklich lebende Menschen“ wie es bei Else Lasker-Schüler heißt, vor großen Kunstwerken. 

Wie verhält sich das, welche Spannung entsteht, Ehrerbietung oder Begeisterung – der Fotograf hat uns – seine vornehmste Aufgabe, die Augen geöffnet – und mehr. Man begann nachzudenken, über die Rolle der Malerei, über die Öffnung der Museen, über die soziale Situation der Menschen, die in die Tempel der Kunst gehen. 

Jeden Tag erschien ein Bild, ein Sonderdruck wurde hergestellt und ging ganz schön weg. Es gelang sogar, das Museum dafür zu gewinnen, dies als Ausstellung zu übernehmen und sich selbst zu spiegeln.

 Kinder, Paare, Einzelne und die Kunst – ein spannendes Bild entstand, das Fragen zuließ und auch Änderungen einforderte. Bildungskultur im Von-der-Heydt-Museum oder doch eine von allen bezahlte Kultur für alle. 

Auch für die Fotografie war das ein entscheidender Schritt. Nicht mehr nur Dokument zu sein oder Schnappschuss oder auch Inszenierung der Auftraggeber. Mit Dams konnte man raus aus der Routine, die es natürlich auch für die Fotografie gibt, jene für die gedruckten Blätter so wichtige Form dessen, was man dann Eye-Catching genannt hat. 

Seine Entwicklung konnte keinen wundern, der ihn Ende der Sechziger erlebt hat.

Wie so mancher spannende Kopf hat er das Wort Event entdeckt, lange bevor jeder Depp ein kleines Ereignis so nennen darf. Wie geht es weiter?

Prof. Michael Schmid-Ospach

 

Zum Autor:

Prof. Michael Schmid-Ospach

© Foto: Heike Herbertz/ Filmstiftung NRW

Journalist und bis März 2010 Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Schmid-Ospach studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und Psychologie in Köln, bevor er Leiter des Feuilletons der Westdeutschen Rundschau in Wuppertal wurde.

Als ARD-Beauftragter des WDR gründete er zusammen mit Heinz Ungureit vom ZDF die ARTE/Cinéma-Gruppe zur Förderung des europäischen Films.   2006 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des ZDF-Aufsichtsrats gewählt, 2007 zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Adolf-Grimme-Instituts. Nach Lehraufträgen an mehreren deutschen Universitäten folgte 2006 die Ernennung zum Honorarprofessor.

 

Leseprobe:

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 http://vokdamsatelierhaus.de/wp-content/downloads/buch-leseprobe50j.pdf

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