Rapper Nacpany: Musik gibt ihm Lebensmut

Samuel Scholz, ein außergewöhnlicher Mensch und Musiker. Der Rapper, der sich "Nacpany" nennt, sitzt im Rollstuhl. Trotzdem strotzt er vor Energie. Sein neuer Song heisst "Vodka". Das Drehbuch für das Video dazu ist auch fertig. Aber da gibt es noch ein kleines Problem: Ihm fehlt noch optimale Kulisse.

Der Rapper Nacpany alias Samuel Scholz – © Nacpany

Samuel Scholz (21) leidet an spinaler Muskelatrophie Typ zwei. Er kann sich kaum bewegen. Doch dieses Handicap konnte in nicht davon abhalten, sich dennoch seinen großen Traum zu erfüllen, ein erfolgreicher Musiker zu werden. Sein erstes Album „Narben des Lebens“ wurde 2016 veröffentlicht. Sein Künstlername Nacpany kommt aus dem Polnischen und bedeutet soviel wie „bekifft“.

Rapper Nacpany arbeitet unermüdlich an neuen Songs und neuen Musikvideos. Seine Texte sind autobiografisch – offen, ehrlich, schonungslos. Nacpanys Song „Engel“ ist ein Hit bei „youtube“.

Für die Produktion des Musikvideos für den brandneuen Song „Vodka“ hofft er jetzt auf Unterstützung. Samuel Scholz: „Als Kulisse für unseren Dreh brauchen wir einen schönen Garten mit Pool. Es wäre toll, wenn uns jemand helfen könnte und uns seinen Garten mit Pool für die Dreharbeiten zur Verfügung stellt.“ Wer also helfen kann und helfen will, sollte über nacpany-music@web.de Kontakt zu Samuel Scholz alias Nacpany aufnehmen.

Die Musik gibt Samuel Scholz Kraft und Lebensmut

DS: Von Ihrem Lebensmut und Ihrer Energie können sich viele Jugendliche eine Scheibe abschneiden, woher nehmen Sie die Kraft?

Nacpany: „Ich habe schon wirklich viel erlebt, habe den Tod tatsächlich schon oft ins Gesicht geschaut, wurde schon oft von Menschen enttäuscht und auch verlassen. Viele Leute sagen immer „Ey der ist gerade mal 20, was will der von Narben des Lebens (Mein erstes Album) etc. erzählen.“ Ja ich bin erst 21, habe allerdings schon viel durchgemacht, aber auch einiges Gutes und jede negative Erfahrung macht mich stärker und baut mich wieder auf, ich denke Jeder sollte im Leben nie aufgeben! Was nützt es denn, sich hängen zu lassen, immer weiter machen und selbst dafür sorgen dass die Sonne scheint. Einfach das Leben genießen und nehmen wie es kommt. Liebe das Leben und du kannst alles erreichen.“

DS: Wann haben Sie gemerkt, dass die Musik Ihnen die Kraft verleiht, IhremLeben eine positive Richtung zu geben?

Nacpany: „Dass die Musik wichtig für mich ist habe ich sehr früh gemerkt, alleine schon als Hörer gibt Musik einem sehr viel Halt.“

DS: Woher kommt Ihre große Kreativität?

Nacpany: „Sehr interessante Frage! Kreativität kommt und geht, manchmal im Auto oder wenn ich eine Serie schaue. Oft inspirieren mich auch Freunde oder andere Menschen. So ganz genau kann man das nicht sagen, ich denke mir immer selber „What the fuck, Junge, wie ist das wieder entstanden?“.“

DS: Welche Schulbildung haben Sie?

Nacpany (lacht): „Na typisch Rapper, gar keine. Ich versuche noch meinen Abschluss nachzuholen für einen Plan B. Zu meiner Abschlusszeit habe ich leider durch eine große OP lange gefehlt.“

DS: Wollen Sie Berufsmusiker werden oder gaben Sie andere Pläne?

Nacpany: „Jeder Musiker, der etwas anderes behauptet lügt. Klar wäre es schön, aber es ist schwer. Ich habe natürlich mehrere Standbeine: Rapper, Produzent, Songwriter, Kleidung und arbeite wie gesagt am Plan B. Aber Rapper als Job – ja, da arbeite ich gerade dran.“

DS: Inwieweit hat die Musik Ihren Horizont erweitert?

Nacpany: „Sehr! Alleine weil man viele tolle aber auch falsche Menschen kennenlernt. Aber auch, weil man sich immer verbessern möchte.“

DS: Wie wichtig ist Ihre Familie für Sie?

Nacpany: „Unfassbar wichtig! Ohne die Unterstützung meiner Familie würde vieles nicht gehen, egal ob sie mich fahren, mit organisieren, Feedback und Kritik äußern oder einfach hinter mir stehen, dafür bin ich wirklich sehr dankbar.“

DS: Welche Rolle spielen Freundinnen und Freunde in Ihrem Leben?

Nacpany: „Jeder Künstler weiß, Freundschaft oder auch Liebe kommt manchmal etwas zu kurz. Ich versuche ein gutes Gleichgewicht zu halten, denn meine Freunde sind mir extrem wichtig, auch im Business, ohne Sympathie und Harmonie kommt am Ende nur Scheisse heraus.“

DS: Wie entstehen Ihre sehr emotionalen und authentischen Texte?

Nacpany: „Jeder Text sollte authentisch sein, ein persönlicher Anspruch den ich mir stelle. Ich kann über nichts rappen, wovon ich keine Ahnung habe oder es nie erlebt habe, sowas fühlt man. Generell bin ich ein Herzmensch und sehr emotional, auch wenn ich natürlich nicht nur so bin.“

DS: Wie groß war die Überwindung für Sie, selbst zu singen?

Nacpany: „Es war schon eine Überwindung. Aber ich singe ja eigentlich nicht, ich rappe. Und scheinbar ist es doch nicht sooo schlecht. Und wenn ich Andere damit glücklich mache und meine Message was erreicht, macht es mich glücklich. Hier und da singe ich aber auch – es gibt da bald eine kleine Überraschung.“

DS: Sie versprühen ein Selbstbewusstsein wie kaum ein anderer, woraus ziehen Sie dieses?

Nacpany: „Wow, danke erstmal für dieses tolle Kompliment! Ich wurde in der Vergangenheit, wirklich oft enttäuscht und verletzt, all das hat mich sehr geprägt und gestärkt. Aber auch mit einer Krankheit oder als Musiker muss man seinen Wert kennen und an sich selbst glauben, ansonsten scheitert man bereits beim ersten Schritt.“

DS: Wie groß ist Ihre Angst, dass sich Ihr Leiden weiter verschlimmern könnte?

Nacpany: „Es ist keine Angst, sondern leider Gewissheit, also genieße ich alles solange es geht. Aber als leidend würde ich mich nicht bezeichnen, ich hab ein tolles Leben, mit tollen Freunden und einer super Familie. Ich arbeite hart daran dass es sich langsam verändert, damit ich noch lange die Welt entertainen kann und außerdem, kann ich nicht einfach gehen, die arme Frauenwelt!“

DS: Verspüren Sie niemals so etwas wie Neid, wenn Sie Ihr Umfeld sehen, Ihre Sängerinnen, Ihre Mitmusiker, die nicht im Rollstuhl sitzen und alles tun können, was sie wollen?

Nacpany: „Nein, ich kann trotz vieler Einschränkungen größtenteils alles umsetzen, gehe ins Stadion, an den Strand/See, shoppen, feiere, alles was Andere auch tun. Klar muss man sich anpassen und alles beachten, wie Treppen etc. Eher sind andere neidisch, was ich alles mache und Dinge kann, die nicht jeder beherrscht: Songs schreiben, Menschen motivieren und mitreißen und selbstverständlich mit Frauen umgehen.“

DS: Wie reagieren Sie, wenn Sie spüren, dass Ihnen der eine oder andere eher aus Mitleid applaudiert?

Nacpany: „Ich brauche kein Mitleid, deshalb reagiere ich bei Fremden da meist nicht drauf. Ansonsten quatscht man 2-3 Sätze und schafft dass aus der Welt.“

DS: Sie treten in den Videos zu Ihren Songs immer auch selbst auf. Möchten Sie damit auch Leidensgenossen*innen ein Stück weit Mut machen?

Nacpany: „Naja, es sind meine Songs, zu denen ich stehe und deshalb möchte ich sie präsentieren und verkörpern, ich muss mich ja nicht verstecken. Grundsätzlich möchte ich allen Menschen Mut machen, nicht nur einer Gruppe.“

DS: Gibt es Reaktionen von Leidensgenossen*innen auf Ihre tolle Karriere?

Nacpany: „Es haben seitdem tatsächlich viele Rollstuhlfahrer mit Musik angefangen, vereinzelnd gab es persönliche Nachrichten mit Lob, aber jetzt keine großen Reaktionen.“

DS: Welche Träume haben Sie als junger Mensch?

Nacpany: „Zum einen Standartwünsche wie eine eigene Familie später. Allerdings wünsche ich mir ,dass Menschen mit Handicap mehr in die Gesellschaft integriert werden. Viele Jugendliche haben keinen Kontakt mit Behinderten, weshalb sie nicht wissen, wie sie z.B. mit mir umgehen sollen obwohl es ganz simpel ist. Nämlich ganz normal, ich bin nicht anders als Andere, aber das muss man wissen und unterscheiden können.“

DS: Welche Träume haben Sie als erfolgreicher Musiker?

Nacpany: Meine Message sollte zumindest ein wenig erreichen und verändern, aber vor allem möchte ich es schaffen, dass Menschen mit Behinderung akzeptiert, verstanden und wie alle Anderen behandelt werden. Stephen Hawking war da ein großes Vorbild für mich.“

DS: Welchen berühmten Musiker würden Sie gern einmal persönlich kennenlernen?

Nacpany: „Ich bin ja mittlerweile etwas mit Farid Bang befreundet, bzw. man versteht sich sehr gut, was mich sehr freut und ehrt. Allerdings gibt es natürlich viele Künstler mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde, vor allem Rapper.

Text & Interview: Peter Pionke

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert