Karolin Neusel lebt Bestattungs-Tradition weiter

Karolin Jil Neusel belebt das Bestattungs-Unternehmen ihrer Mutter Barbara Neusel-Munkenbeck weiter. Die 24jährige ist jetzt in den Familienbetrieb eingestiegen. „Bestatter haben immer Konjunktur“, glauben viele. Und doch hat sich das Beerdigungs-Business in den letzten Jahren sehr gewandelt.

Barbara Neusel-Munkenbeck mit Tochter Jil Carolin – © Neusel Bestattungen

Keine weiß das so gut wie Barbara Neusel-Munkenbeck, die das 1813 gegründete Bestattungs-Unternehmen erfolgreich am Leben erhält. „Mein Vater ist vor 25 Jahren gestorben. Seither hat sich die Bestattungs-Kultur total verändert. Nicht was die Gesetze und Verordnungen angeht. Damals gab es 10 Prozent Feuerbestattungen, heute liegt der Anteil bei 70 Prozent.“

Und das schlägt sich in der täglichen Arbeit nieder. „Die Dienstleistung um eine Feuerbestattung herum ist wegen des viel größeren Beratungsaufwands viel höher als bei einer Erdbestattung. Es gibt beispielsweise so viele Möglichkeiten, was nach der Einäscherung mit der Urne geschehen kann. Früher war der Bestatter ein Handwerker, heute ist er Dienstleister am Menschen und braucht sehr viel psychologisches Einfühlungsvermögen. Aber gerade dieser Facetten-Reichtum fasziniert mich so an meinem Beruf.“

Inzwischen ist auch Tochter Karolin infiziert. Die 24jährige stieg am 01. September offiziell in den Familienbetrieb ein und wird das Unternehmen irgendwann in 9. Generation weiterführen. Vorerst arbeitet Karolin noch Hand in Hand mit ihrer Mutter, unterstützt von einem eingespielten Team.

Bevor jetzt Tod und Trauer ihren beruflichen Alltag bestimmen, lernte die erfolgreiche Sport- & Philosophie-Studentin das pralle Leben kennen. Sie arbeitete als Animateurin in einem Ferien-Club in Marokko. So eine Art Flucht vor der vermeintlichen Pflichtübung, in das Familien-Unternehmen einsteigen zu müssen?

Karolin Neusel selbstbewusst: „Ich bin dem Beruf nicht bewusst ausgewichen. Ich bin aber wissbegierig und wollte erst einmal über den Tellerrand hinaus schauen. Ich bin sowieso der Meinung, dass man mehr können sollte, als man für seinen Job können muss. Auf keinen Fall will ich nur als Tochter von Barbara Neusel-Munkenbeck wahrgenommen werden. Ich möchte schon wie meine Mutter und mein Opa meine eigenen Spuren hinterlassen.“

Und die Jung-Bestatterin hat auch schon ganz klare Vorstellungen: „Für meine Mutter und für mich stehen immer die Angehörigen im Mittelpunkt, die wir in ihrer Trauer begleiten und beraten. Die Konkurrenz in unserer Branche wird immer größer. Aber wir sind individuell und haben eine ganz spezielle, persönliche Handschrift im Umgang mit den Angehörigen und deren Bedürfnissen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“

Karolin weiß das ihr Beruf psychisch hohe Anforderungen an sie stellen wird: „Unser technischer Leiter hat mir den Rat mit auf den Weg gegeben, nicht alles, was man sieht, mit nach Hause zu nehmen. Das versuche ich auch. Aber wenn zum Beispiel ein junger Mensch stirbt oder jemand, den man kennt, lässt einen das auch nach Feierabend nicht los.“

Der uralte Beruf des Bestatters wird immer wieder durch neue Herausforderungen belebt. Vor 20 Jahren waren ein Geiger oder ein Gitarrist in der Friedhofs-Kapelle noch eine kleine Sensation. Heute werden ganz andere Töne angeschlagen. Karolin Neusel: „Ich habe sogar schon den ziemlich harten Song ‚Angel‘ von der Band ‚Rammstein‘ bei einer Trauerfeier eingespielt. Und einer meiner Kollegen hat den Wunsch der Angehörigen eines verstorbenen Rockers erfüllt und sein Motorrad neben die Urne platziert.“

Die Religion spielt bei immer weniger Bestattungen eine Haupt-Rolle. Nicht selten halten freie Trauerredner die Grab-Ansprache. Doch die Musik-Auswahl und alles Andere, was bei einer Trauer-Zeremonie ablaufen soll, muss in der Regel vom jeweiligen Pfarrer abgesegnet werden. Barbara Neusel-Munkenbeck erklärt: „Bis auf eine Trauerhalle in Ronsdorf befinden sich alle anderen Wuppertaler Friedhofskapellen in Besitz der christlichen Kirchen. Sie haben dort also Hausrecht.“

Wenn einem tagtäglich der Tod über den Weg läuft, kann man dann eigentlich das eigene Ende ausblenden? Barbara Neusel: „Natürlich denke ich auch an meinen eigenen Tod. Doch meine Einstellung hat sich geändert: Vor 20 Jahren wollte ich in unserem Familien-Grab beigesetzt werden. Heute steht fest, dass ich auf jeden Fall feuerbestattet werden möchte. Ich ringe aber noch mit mir, welche Art von Grab ich haben möchte. Zeitweise habe ich über eine Seebestattung nachgedacht. Jetzt tendiere ich aber eher für eine Bestattung in einem Familien-Baum.“

Egal welche Entscheidung Barbara Neusel-Munkenbeck für ihre eigene Bestattung fällen wird, sie möchte ihre Tochter und Nachfolgerin noch lange auf ihrem Berufsweg begleiten – getreu Karolins Motto: „Gemeinsam sind wir ein unschlagbares Team.“
Die Neusel-Dynastie lebt weiter…

Text: Peter Pionke

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