Der „Sir“ scheiterte als DFB-Teamchef

in unserer Serie WSV-Legenden (Folge 12) beleuchten wir diesmal die Karriere von "Sir" Erich Ribbeck (80) als aktiver Fußballer, als Bundesliga-Coach und als Trainer der deutschen Nationalmannschaft.

 

Er gehört zu den großen Söhnen unserer Stadt, jedenfalls wenn man dies auf das Sportliche reduziert. Erich Ribbeck (80) war von 1998 bis 2000 Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, wenn auch in dieser Funktion mit nur zehn Siegen in 24 Spielen derjenige mit der schlechtesten Bilanz aller Zeiten. Dennoch: Unterm Strich kann sich die sportliche Karriere des am 13. Juni 1937 in Wuppertal geborenen Erich Ribbeck sehen lassen.

1988 gewann der frühere WSV-Spieler als Trainer von Bayer 04 Leverkusen den „UEFA-Pokal“ und war als Co-Trainer unter Jupp Derwall 1980 am Titelgewinn bei der EM in Italien ebenso beteiligt wie der Finalteilnahme und Vize-Weltmeisterschaft bei der WM 1982 in Spanien. 1992 wurde Ribbeck sogar zum „Mann des Jahres im deutschen Fußball“ gewählt. Nicht umsonst hat man ihn wegen seines gepflegten Äußeren und seiner Umgangsformen „Sir Erich“ genannt. Ihm selbst hat es nie gefallen, auf diese Art geadelt zu werden. Aber der Titel wurde ja nicht zufällig gewählt. Der Name Ribbeck stammt von einem märkischen Uradelsgeschlecht. Die Herren von Ribbeck wurden durch Theodor Fontanes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ weithin bekannt. Eine Abstammung von Fontanes „Herrn von Ribbeck“ ist allerding nicht belegt.

Was man dagegen sicher weiß ist, dass Erich Ribbeck bei den in Wuppertal als „Speckjäger“ (im Volksmund „Schmarotzer“ ) verschrieenem SSV 04 Wuppertal seine Karriere begann. Die als vermögender angesehenen „Speckjäger“ aus Elberfeld fusionierten 1954 mit der TSG Vohwinkel 80 zum Wuppertaler SV. Beim WSV war Ribbeck zunächst als Torwart unter Vertrag, spielte dann aber bald in der Abwehr und brachte er es für den WSV auf insgesamt 104 Einsätze.

Zur Saison 1962/63 wechselte er zum SC Viktoria Köln. Grund für den Wechsel war ein inzwischen begonnenes Sportstudiums an der Deutschen Sporthochschule Köln, an der auch sein Trainer Hennes Weisweiler lehrte. Eine Begegnung mit erheblichen Folgen. Mit dem Trainerdiplom in der Tasche folgte er Weisweiler 1964 zum Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und wurde als 27jähriger dessen Co-Trainer. Gleichzeitig gab er damals vormittags auch noch Sportunterricht an einem Remscheider Gymnasium.

Es folgten Trainer-Stationen bei Rot-Weiss Essen, Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen und Bayern München, der Olympia-Auswahl (1983) und der Nationalmannschaft als Nachfolger von Berti Vogts. Insgesamt wurde er zweimal als Trainer vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen, und zwar 1978 in Kaiserslautern und 1996 in Leverkusen.

In den Siebzigern und Achtzigern genoss ein groß gewachsener und gut formulierender Trainertyp wie Ribbeck noch quasi von Amts wegen Autorität. Aber die Indizien sprechen insgesamt nicht unbedingt für ihn. Fünf Jahre war er in Frankfurt. Ohne Erfolg. Danach kam Dietrich Weise und gewann zweimal mit Frankfurt den DFB-Pokal. Es folgte Kaiserlautern. Erfolge gab es nicht. Kaum war Ribbeck weg, machte Kalli Feldkamp aus Kaiserslautern den Deutschen Meister. Auch sein Abgang bei Bayern München war Ende 1993 nicht gerade schmeichelhaft, er wurde von Franz Beckenbauer abgelöst. Beckenbauer gewann mit Bayern bald darauf den Uefa-Pokal gegen Girondins Bordeaux.

1998 wurde Erich Ribbeck als damals 61jähriger Nachfolger von Berti Vogts als Bundestrainer. Das Ergebnis: Zwei Niederlagen bei der EM 2000, nur ein müdes Unentschieden (gegen die Türkei) und letzter Tabellenplatz in der Vorrundengruppe. Die Nationalmannschaft auf ihrem absoluten Tiefpunkt. Bereits im Vorfeld hatte sich innerhalb des deutschen Kaders eine Opposition gegen Ribbeck formierte. Beim Turnier selbst setzte Ribbeck den damals 39 Jahre alten Lothar Matthäus als klassischen Libero ein. Mit dem als veraltet geltenden System kam es zum Fiasko für die DFB-Auswahl.

Gesundheitlich ist er nahezu topfit, obwohl die Knie („Die kriege ich nicht mehr so richtig zusammen“) nicht mehr alles mitmachen. Vor zehn Jahren bekam er eine aus Titan gefertigte künstliche Hüfte, die er heute als „mein bestes Gelenk“ bezeichnet. Sie erlaubt ihm auch noch das Golfspielen und das Skifahren. Erich Ribbeck lebt mit seiner Frau Ulla abwechselnd auf Teneriffa und in Pulheim bei Köln. Die beiden haben zwei Kinder und sechs Enkelkinder.

Text: Siegfried Jähne & Detlef Hartlap

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