Klaus Major Heuser: „Werde nie auf Abschiedstournee gehen“

Der Ex-BAP-Gitarrist und seine Band präsentierten am 22. April ihr neues Album in der Hako Event Arena. Peter Pionke unterhielt sich mit dem begnadeten Gitarristen vor dessen "Heimspiel" in Wuppertal.

Gitarrist und Bandleader Klaus „Major“ Heuser – © Klaus „Major“ Heuser Band

DS: Sie sind jetzt seit vielen Jahren auf Tour. Was macht für Sie noch den Reiz aus, live vor Publikum zu spielen?

Major Heuser: „Na ja, dafür macht man ja Musik. Es macht mir unglaublichen Spaß mit dieser Band zu spielen und auch immer wieder neue Songs dem Publikum zu präsentieren. Als Musiker sollte man doch so viel wie möglich musizieren, anstatt ständig in irgendwelchen Talkshows oder Jurys herumzuhängen.“

DS: Nach den vielen Hits, die Sie für BAP geschrieben haben, fließen Ihnen immer noch reihenweise wunderschöne Songs aus der Feder. Hatten Sie nie eine Schaffenskrise?

Major Heuser: „Nein, eigentlich nicht. Wenn wir ein neues Album fertig haben, beginne ich direkt mit dem Nächsten. Ich brauche dann zwar eine Weile, bis ich wieder im Schreibmodus bin, aber denn geht es eigentlich ganz gut. Schwierig ist immer der Einstieg in ein neues Album. Und es bedarf natürlich einer großen Selbstdisziplin, sich immer wieder hinzusetzen und zu komponieren. Die Songs kommen einem ja nicht zugeflogen. Bei mir steckt da immer harte Arbeit dahinter. Ich brauche mindestens ein Jahr für ein neues Album.“

DS: Wie komponieren Sie Ihre Songs – auf der Gitarre oder am Keyboard?

Major Heuser: „Sowohl als auch.“ DS: Viele Rock-Musiker können keine Noten lesen. Wie sieht das bei Ihnen aus? Major Heuser: „Ich hatte ja eine klassische Ausbildung. Also bin ich notenfest und kenne mich in der Harmonielehre bestens aus.“

DS: Wodurch werden Sie beim Song-Schreiben inspiriert?

Major Heuser: „Von allem was um mich herum passiert. Ich versuche eben mein Leben und meine Gefühle, als auch meine Ansichten und Gedanken in Tönen auszudrücken.“

DS: Wie viel Einfluss nehmen Sie auf die Texte?

Major Heuser: „Ich erkläre der Band und unserem Texter und Sänger Thomas Heinen immer, was mich zu diesem oder jenem Song bewegt hat, was ich damit beschreiben oder verarbeiten wollte. Aber er kann dann eigentlich machen was er will, solange es uns allen gefällt und wir uns in den Texten wiederfinden.“

DS: Welche der jungen Bands beeindrucken Sie?

Major Heuser. „Ehrlich gesagt kenne ich nicht so viele junge Bands. Meine Generation hat mich und meinen Musikgeschmack sehr geprägt. Und so ist es auch heute noch. Ich freue mich z.B. sehr, dass ich Karten für die Konzerte von Wilco und Bonnie Raitt bekommen habe. Jede Generation hat ihre eigene Ausdrucksform, sowohl in der Mode, als auch in der Musik. Und das ist auch gut so.“

DS: Wie wichtig ist eine Hierarchie aus Ihrer Sicht innerhalb einer Band?

Major Heuser: „Ich denke, dass dies sehr von der einzelnen Band abhängt. Es ist natürlich immer gut, wenn jeder in einer Gemeinschaft, und nichts anderes ist eine Band, genau weiß, wo seine Stärken liegen und was in dieser Gruppe seine Aufgabe ist. Wenn man es schafft, dass Beste aus jedem einzelnen herauszuholen und seine Talente zu fördern hat, man große Chancen, etwas Gutes zu erschaffen. Egoismus ist da eher hinderlich.“

DS: Welche Probleme haben Sie mit dem Älterwerden?

Major Heuser: „Bis jetzt zum Glück noch keine.“

DS: Udo Lindenberg hat gesagt, er würde Musik machen bis zum Umfallen und er würde nie auf eine Abschieds-Tournee gehen. Wie sehen Sie das?

Major Heuser: „Das sehe ich genauso. Solange ich noch fit bin und ein paar Leute sich für meine Musik interessieren, mache ich weiter. Abschieds-Tourneen sind ja auch eher eine Erfindung der Marketing-Abteilungen. Es gibt ja inzwischen Künstler oder Bands, die sich schon seit zwanzig Jahren auf Abschieds-Tournee befinden. Das ist doch lächerlich.“

DS: Haben Sie für sich persönlich eine Altersgrenze gesetzt?

Major Heuser: „Das hängt einzig und alleine von meinem Gesundheitszustand ab. Und natürlich davon, ob ich den Menschen noch etwas zu sagen habe und diese mich auch gerne noch hören wollen.“

DS: Ihr neues Album „What’s Up“ ist rockiger als die Vorgänger geworden. Hat das einen besonderen Grund?

Major Heuser: „Nein, eigentlich nicht. Mir müssen die Songs, die ich schreibe ja als erstem gefallen. Und diesmal waren eben mehr rockige Songs dabei. Ich schreibe ja noch viel mehr Sachen als die, die dann auf der CD landen. Die Songs, von denen ich dann am meisten überzeugt bin, landen dann auf der CD. Die anderen werfe ich weg. Ich muss zu 100% überzeugt sein von dem was ich da mache. Es gibt natürlich auch einige Lieder, die ich im Nachhinein nicht wirklich so gut gefunden habe. Dann habe ich mich leider vertan.“

DS: Sie haben einmal gesagt: „Irgendwann freuen sich die Menschen im Altersheim, wenn „Satisfaction“ von den Stones Gespielt wird“ – wann ist dieser Tage gekommen?

Major Heuser: „Da sollte man die Menschen im Altenheim fragen. Aber wenn man bedenkt, dass die Idole unserer Jugend fast alle schon über 70 Jahre alt sind, kann dieser Tag nicht mehr allzu weit sein.“

Das Interview führte Peter Pionke

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