4. Dezember 2025

Yevgen Besedin: „Habe früh gelernt, was Arbeit bedeutet“

Die CDU Wuppertal will einen Neustart, braucht einen Neustart. Nach Niederlagen von Thomas Haldenwang gegen Helge Lindh (SPD) bei der Bundestagswahl, von Matthias Nocke gegen die Außenseiterin Miriam Scherff (SPD) bei der Oberbürgermeisterwahl, nach der Schlappe bei der Kommunalwahl 2025 (22,2 %) und dem Rücktritt des langjährigen Kreisverbandsvorsitzenden Dr. Johannes Slawig, sollen neue Gesichter und neue Impulse die Partei wieder nach vorne bringen. Anja Vesper, Ellen Kineke und Caroline Lünenschloss, aber auch Polit-Newcomer Yevgen Besedin stellen sich zur Wahl.

Vorweihnachtliche Freude: Yevgen Besedin mit Ehefrau Iryna Grossu und Sohn Dani zuhause in Wuppertal-Sonnborn  – © privat

Mit Anja Vesper, Ellen Kineke und Caroline Lünenschloss wollen jetzt drei Frauen gemeinsam für einen Generationswechsel und einen Neubeginn der Partei sorgen. Den gemeinsamen Personalvorschlag für den Kreisparteitag am Freitag (05.12.)  haben – so ist zu hören – der Kreisvorstand und die Vorsitzenden der Stadtbezirksverbände in konstruktiven Gesprächen der vergangenen Wochen erarbeitet.

„Wir wollen Politik so gestalten, dass sie nachvollziehbar ist, ehrlich geführt wird und zeigt: Es geht um die Menschen hier vor Ort. Unser Ziel ist eine CDU, die präsent ist, zuhört und verlässlich handelt“, erklären Anja Vesper, Ellen Kineke und Caroline Lünenschloss gemeinsam. „Hierbei sollen klare Prozesse den Ablauf innerhalb der Partei organisieren, um sich zukünftig vermehrt den Kernaufgaben einer Partei widmen zu können; die Interessen der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen und zu vertreten.“

So mancher wundert sich, dass der Name Derya Altunok, stellvetretende Kreisverbandsvorsitzende und Vorsitzende der Frauen-Union Wuppertal, bei Neustart der CDU Wuppertal keine Rolle spielt.

Mitbegründer der Initiative „Stand with UA“

Neben Anja Vesper, Ellen Kineke und Caroline Lünenschloss, die schon lange in der stolzen, konservativen Partei aktiv sind, stellt sich jetzt mit Yevgen Besedin (37) ein ganz neues Gesicht zur Wahl. Er ist ein erfolgreicher  Unternehmer mit Migrationshintergrund. Yevgen Besedin stammt aus der Ukraine und besitzt seit vielen Jahren den deutschen Pass. Er lebt mit seiner Familie in Sonnborn.

Ehefrau Iryna Grossu ist Psychologin und hat sich auch als Künstlerin einen Namen geschaffen. Gemeinsam engagiert sich das Ehepaar  sozial und hat u.a. die Initiative „Stand with UA“ gegründet, der Geflüchtete aus der Ukraine unterstützt. So kümmerten es sich auch liebevoll um 150 evakuierte ukrainische Waisenkinder , solange diese in der alten Jugendherberge untergebracht waren.

Yevgen Besedin und Iryna Grussu sind fest in der Gesellschaft der Stadt Wuppertal verwurzelt. Dem CDU-Mitglied liegt das Wohl der Menschen in seiner Wahlheimat am Herzen, deshalb möchte er sich jetzt auch politisch engagieren und seine Erfahrungen, Ideen und Kontakte in die Parteiarbeit mit einbringen.

CDU-Kommunalpolitiker Yevgen Besedin (37) bei einem Besuch im Deutschen Bundestag in Berlin – © privat

Rosemarie Gundelbacher, langjährige rechte Hand des CDU-Politikers und Bundestagsvizepräsident Dr. Peter Hintze, Ex-Mitglied des Rates der Stadt und langjährige Vorsitzende des Seniorenausschusses der Stadt Wuppertal, sagt über Polit-Newcomer Yevgen Besedin: „Ich kenne Yevgen seit vielen Jahren. Er ist ein Ehrenmann, ein harter, ehrlicher Arbeiter und ein sehr erfolgreicher Unternehmer. Seine Lebenserfahrung, die er als Mensch mit Migrationshintergrund und als erfolgreicher Unternehmer gemacht hat und der mit seiner  Familie ein Musterbeispiel für gelungene Integration darstellt, wäre ganz sicher eine Bereicherung für die Wuppertaler Polit-Szene und ganz besonders für die CDU im Tal“.

Beim CDU Kreisparteitag am Freitag (05.12.) stellt sich Yevgen Besedin zur Wahl für eine Vorstandsposten. Wir haben mit ihm über die Gründe für sein Engagement und seine Pläne gesprochen:

DS: Viele kennen Sie bisher nur als Unternehmer. Jetzt wollen Sie sich in der CDU Wuppertal politisch engagieren. Warum, haben Sie etwa Langeweile?

Yevgen Besedin: „Natürlich nicht. Aber sehen Sie, ich bin in der Ukraine geboren und habe dort meine frühe Kindheit verbracht. Ich war sechs Jahre alt, da stand ich schon mit meinen Eltern auf dem Basar und wir haben Kleidung verkauft. Für viele klingt das hart, aber für mich war das ganz normal. Es war eine Zeit, in der die ganze Familie mit anpackte, weil es einfach nötig war. Und das hat mir meine Mutter vermittelt und mich bis heute geprägt. Als wir dann im Jahr 2000 gemeinsam nach Deutschland kamen, haben wir uns hier Stück für Stück hier ein neues Leben aufgebaut. Ich habe früh gelernt: Wenn du etwas erreichen willst, musst du dafür hart arbeiten. Und genau das will hier jetzt in meiner Heimatstadt Wuppertal vermitteln.“

DS: Viele erlernen in Ihrem Leben nur einen Job, den sie dann bis zu ihrer Rente ausüben. Das war bei Ihnen ganz anders. Wie viele Jobs haben Sie denn in Ihrem Leben ausüben müssen, um den jetzigen Status zu erreichen?

Yevgen Besedin: „ Da muss ich kurz überlegen, was ich alles tun musste, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen: Mit 13 Jahren habe ich zum ersten Mal in Deutschland gearbeitet — auf einem Feld in Solingen. Da musste ich dem den Bauer vorgaukeln, dass ich schon 16 Jahre alt war. Ich habe dort Kohlköpfe geerntet und im Gewächshaus Tomaten gesammelt. Mit 14 war ich als Zeitungs-Austräger bei Wind und Wetter unterwegs. Danach hatte ich einen Minijob in der Küche des Barmer Brauhauses: Spülen, schneiden, putzen. Man lernt dabei Teamarbeit und Geduld. Anschließend habe bei Intersport Auhagen an der Kasse gearbeitet und Regale aufgefüllt. Dort lernte ich kennen, welche Bedürfnisse Kunden haben.“

Yevgen Besedin (l.) auf einem Gruppenfoto mit Mitgliedern CDU-Elberfeld – © CDU Wuppertal

DS: Das ist ja die reinste Odyssee. Richtig erfolgreich wurde Sie aber als Bauunternehmer und Immobilienmakler. Wie haben Sie das geschafft?

Yevgen Besedin: „Mit 16 Jahren habe ich zunächst bei einem Schwelmer Unternehmen mit einer CNC-Maschine Plastikteile gefertigt. Danach bin ich beim Bau gelandet. Das war eine ganz andere Welt: Schmutz, Schweiß, Staub, Schleppen, Tragen, Rühren, Abriss, Entsorgung. Schwere körperliche Arbeit. Aber hier lernt man echte Kameradschaft kennen und man sieht am Ende echte Ergebnisse, die man selbst mit seinen Händen geschaffen hat. Auf der Baustelle habe ich das Bauhandwerk erlernt, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Und dazu, wie man Arbeit richtig organisiert und Verantwortung übernimmt. Das war mein Einstieg in die Immobilienbranche. Erst als Makler. Danach habe ich Häuser angekauft und sie renoviert. Bereits mit 19 Jahren war ich Gründer meiner ersten eigenen  Firma.“

DS: Welche Rolle spielt Ihre Familie in Ihrem Leben?

Yevgen Besedin: „Sie ist mein Ein und Alles! Mein Vater war Koch. Ein fleißiger Mann, der seinen Beruf geliebt hat. Er ist leider schon mit 52 Jahren an Krebs gestorben. Man realisiert in solch schmerzlichen Momenten erst, wie kurz das Leben sein kann. Meine Mutter war Krankenschwester. Sie hat ihr ganzes Leben lang liebevoll  Menschen geholfen. Von ihr habe ich gelernt, niemanden zu verurteilen und jedem Menschen mit Respekt zu begegnen. Meine Frau Iryna ist Gestalt-Therapeutin mit drei Hochschulabschlüssen und wird bald approbierte Psychotherapeutin sein. Sie bringt sehr viel Ruhe und Tiefe in das Leben unserer Familie. Sie schaut hinter die Fassaden der Menschen — das beeindruckt mich immer wieder.“

DS:  Sie haben einen ungewöhnlichen, aber beeindruckenden Weg hinter sich. Was motiviert Sie, jetzt auch politisch tätig zu werden?

Yevgen Besedin: „Ich bin als gebürtige Ukrainer in Wuppertal groß geworden und habe hier so viel Gutes erlebt und so viele Chancen bekommen. Aber ich habe in den letzten Jahren auch wahrgenommen, dass sich viele Menschen nicht mehr gehört und verstanden fühlen. Viele wissen heute nicht mehr, wohin mit ihren Sorgen. Ich kenne diese Situationen, weil ich selbst in meinem Leben durch viele schwierige Phasen gegangen bin. Ich weiß, wie es ist, ganz unten anzufangen. Und ich weiß, wie wichtig es ist, wenn jemand Dir zuhört, Dich ernst nimmt und Dir eine Chance gibt. Politik machen bedeutet für mich, Verantwortung zu übernehmen und dafür auch gerade zu stehen.“

CDU-Kommunalpolitiker Yevgen Besedin (M.) mit Ehefrau Iryna und FDP-Politiker Joachim Stamp im Kinderheim Wuppertal – © privat

DS: Welche Pläne haben Sie für Ihre Arbeit in Ihrer Partei, der CDU?

Yevgen Besedin: „Ich möchte ehrlich und konstruktiv sein. Ich wünsche mir, dass Menschen, die zu uns kommen, das Gefühl bekommen: Hier werde ich gesehen, hier nimmt man mich ernst. Und ich wünsche mir, dass wir uns als Partei wieder näher an die Lebensrealität der Menschen orientieren, an der Lebensrealität der Familien, der Arbeitnehmer, der Selbstständigen, der Menschen, die morgens früh aufstehen. Ich möchte einfach dazu beitragen und werde das tun, was ich kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“

DS: Was wollen Sie für die Bürgerinnen und Bürger Ihr Heimatstadt Wuppertal erreichen?

Yevgen Besedin: „Ich möchte, dass wir nicht vergessen, dass unsere Stadt aus Menschen besteht, die oft viel mehr leisten, als man sieht. Ich wünsche mir mehr Respekt im Umgang miteinander, mehr ehrliche Gespräche, weniger Vorurteile und mehr Zusammenhalt. Wuppertal hat mir und meiner Familie die Chance gegeben, hier mein Leben erfolgreich aufzubauen. Jetzt möchte ich dabei mithelfen, die Stadt weiterzuentwickeln — auf meine Art, Schritt für Schritt.“

Text: Peter Pionke

 

 

 

 

 

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