23. November 2025

WSV eiskalt erwischt – Abstiegsplatz rückt näher

„Und wenn du denkst, es kann nicht schlimmer werden, wird es schlimmer.“ Das berühmte Zitat des amerikanischen Schriftstellers Nicholas Sparks (59) drängt sich beim Wuppertaler SV geradezu auf. Nach der Pokalpleite der letzten Woche, blieb das Tyrala-Team jetzt im Kellerduell gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf mit 2:4 (1:2) Toren auch im fünften Regionalliga-Spiel in Folge ohne Sieg und befindet sich mit Rang 14 nur noch einen Platz von der Abstiegszone entfernt.

WSV-Spieler Hans Jurij Hartmann (r.) foult Fortunas Spielmacher Hamza  Anhari (Nr. 10) im Strafraum – Elfmeter – © Jochen Classen

Rehabilitation und Reaktion war nach den unerfreulichen Ereignissen um das  Pokalausscheiden in Büderich angesagt. Da schien Fortunas U23 als Tabellen-Nachbar der richtige Gegner zur richtigen Zeit zu sein. Immerhin ein Team, das zuletzt aus fünf Spielen nur einen einzigen Punkt holte und sich im freien Fall Richtung Tabellenende zu bewegen schien. Allerdings waren dem WSV mit ähnlicher Formkurve und zusätzlichen acht verletzungsbedingten Ausfällen sowie einer Gelbsperre auch von vornherein Grenzen gesetzt.

Ein Geschenk nach 30 Sekunden

1.266 Zuschauer (ein Tiefpunkt, der Schnitt liegt bei 2.129) sahen bei zwar sonnigen, aber eiskaltem Wetter und rutschigem Boden eine Begegnung mit kuriosem Verlauf: Sechs Tore, drei Elfmeter und einen Platzverweis. Der Sekundenzeiger der Uhr hatte noch keine ganze Umdrehung gemacht, da führte der „angeschlagene Boxer WSV“ (Zitat von Düsseldorfs Trainer Langeneke) schon mit 1:0.

Es war ein Geschenk von Fortunas ungarischen Nachwuchstorwart Milan Czako (19), der überraschend den Vorzug vor Stamm-Keeper Pawelcyk bekam. Czako ging mit WSV-Stürmer Jeff-Dennis Fehr nach einem Rückpass glücklos in ein Pressing, der dann keine Mühe hatte, den abgeprallten Ball aus kurzer Distanz zur frühen WSV-Führung ins Tor zu befördern.

Seinen Treffer zum 1:0 nach 30 Sekunden feierte Torschütze Jeff-Denis Fehr mit einem akrobatischen Salto – rechts Levin Müller. Leider zu früh gefreut, wie der Ausgang des Spieles beweist – © Jochen Classen

Ein Blitz-Start, der Selbstvertrauen hätte geben können. Doch der WSV sah sich jetzt erst recht einem angestachelten Gegner gegenüber, der die Offensive suchte, jedoch zunächst ohne zählbares Ergebnis. Die Möglichkeiten für die Gastgeber auf 2:0 zu erhöhen, waren da, doch Levin Müllers Schuss verfehlte das Ziel (25.). Unerwartet dann der Ausgleich: Ein sehenswertes Zuspiel des 35jährigen Fortuna-Routiniers Danny Latza nutzte Deniz Bindemann freistehend vor WSV-Keeper Luyambula in Minute 27 zum 1:1-Ausgleich.

Ein 35jähriger Routinier in Fortunas „U23“

Danny Latza, ein 35jähriger in einer „U23“, wie ist das möglich? Nach den Statuten dürfen in der Regionalliga tatsächlich pro Spieltag maximal auch drei Spieler eingesetzt werden, die älter als 23 sind.

Fortan sah man eine Fortuna, die erfolgreich auf das zweite Tor drängte. In der psychologisch so wichtigen Phase, unmittelbar vor der Pause, nahm der kreative Kopf der Gäste, Hamza  Anhari (21), eine  Bogenlampe volley und erzielte aus 20 Metern ein Traumtor zur 1:2 Führung. Man ahnt, warum der Deutsch-Marokkaner, der zuletzt  verletzt ausfiel, es bereits zu zwei Einsätzen im Bundesliga-Team der Düsseldorfer sowie davor auf zehn Einsätze in der 3. Liga beim MSV Duisburg gebracht hatte.

WSV-Sportdirektor Gaetano Manno (r.) mit Ex-Wuppertaler Charlison Benschop (36), der jetzt bei der U23 von Fortuna Düsseldorf unter Vertrag steht – © Jochen Classen

Mit solchen Qualitäten wären vermutlich auch die in Rot-Blau agierenden Gastgeber erfolgreicher gewesen. Jedenfalls scheiterten Hans-Juraj Hartmann,  Levin Müller , Ronay Arabaci oder Daiki Kamo in aussichtsreichen Positionen.

Was danach in der 2. Spielhälfte geschah, darf man durchaus als kurios bezeichnen. Gleich dreimal zeigte Schiedsrichter Dominik Stock (26) auf den Elfmeterpunkt. Zuerst war es Hans Jurij Hartmann, der Anhari im Strafraum foulte (63.), elf Minuten später Toshiaki Miyamoto, der den eingewechselten Lennart Garlipp vermeintlich zu Fall brachte. In beiden Fällen verwandelte Deniz Bindemann für die U23, ohne dass WSV-Schlußmann Michael Luyambula eine Chance gehabt hätte. Auch der dreifache Torschütze Bindemann (22) spielte schon zweimal in der 2. Bundesliga für die Fortuna.

Fragwürdige Elfmeter-Entscheidungen

Den zweiten Elfmeter bezeichnete WSV-Sport-Direktor Gaetano Manno auch aus unser Sicht zu Recht als Witz: „Man muss leider wieder sagen, dass die Schiedsrichterleistung eine Katastrophe war!“ Er machte das insbesondere auch an einer Szene fest, in der Levin Müller kurz vor dem Halbzeitpfiff böse gefoult wurde – er bekam das Knie eines Gegenspielers ins Gesicht – ohne dass dies geahndet wurde. Müller musste ausgdewechselt und durch Amin Bouzraa ersetzt werden.

Als dann der an diesem Tage starke Lennard Wagemann am Rand des Strafraums zu Fall kam, gab Stock den dritten Elfmeter des Tages, diesmal für den WSV. Die Berechtigung konnte man auch hier durchaus anzweifeln. Eine  späte Konzessions-Entscheidung? Aldin Dervisevic jedenfalls verwandelte den Strafstoß in Minute 78. zum 2:4.

Aber es sollte noch schlimmer für den WSV kommen: Wie von Sinnen leistete sich Dominic Duncan im Mittelfeld (84.) dann noch völlig unnötig ein grobes Foul, wofür er sich die die „Rote Karte“ einhandelte und mindestens für zwei Spiele gesperrt wird. Ein weiterer schmerzhafter Ausfall für den WSV. Zur Chronologie dieses Spieles gehört auch noch, dass WSV-Kapitän und Keeper Luyambula in der Schlussphase  zweimal den fünften Gegentreffer verhinderte.

Die Entäuschung ist WSV-Trainer Sebastian Tyrala (r.) bei der Pressekonferenz anzumerken. Sein Düsseldorfer Kollege Jens Langeneke kann dagegen aufatmen – ©

WSV-Trainer Sebastian Tyrala erklärte nach dem Spiel in der Pressekonferenz: „Es gibt nicht viel zu sagen. Wir bekommen gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt zu Hause vier Tore, das ist viel zu viel. Mehr will ich nicht sagen“.  Kapitän Michael  Luyambula: „Eine unnötige Niederlage, bei den Gegentorten spielten wir unter Niveau. Die Elfmeter haben uns den Rest gegeben.“ Große Freude dagegen bei Düsseldorfs Trainer Jens Langeneke: „Ich bin nach einer Serie von sechs Spielen ohne Sieg sehr erleichtert. Heute waren wir mal dran.“

WSV-Coach Tyrala: Bewegen uns auf dünnem Eis

„Wir gehen auf ganz dünnem Eis, aber wir wollen bis zum Winter unsere Position halten. Wir werden einige Punkte holen, um im Januar dann weiter in einer guten Position zu sein“, hatte WSV-Coach Tyrala vor dem Spiel gegen Düsseldorf  dem Sport-Magazin „RevierSport“ gesagt. Das Restprogramm für dieses Jahr sieht noch zwei Auswärtsspiele vor, nämlich am 29.11. beim Bonner SC und am 05.12 beim Tabellenzweiten Fortuna Köln. Der amerikanische Schriftsteller Nicolas Sparks meinte übrigens auch: „Und wenn du denkst, es kann nicht besser werden, wird es besser.“ Dem WSV wäre es zu wünschen.

Text: Siegfried Jähne

Wuppertaler SV – Fortuna Düsseldorf U23 2:4 (1:2)

Aufstellung des Wuppertaler SV:

Luyambula – Müller (46. Bouzraa), Hartmann, Bielitza, Miyamoto – Dervisevic, Rebronja – Fehr (90. Lamnaouar Sekaki), Duncan, Wagemann (82. Oostwoud) – Kamo (64. Arabaci) – Trainer: Sebastian Tyrala

Aufstellung Fortuna Düsseldorf U23:

Czako – Vu, Brodersen, Mentzel, Mirgartz (90.+4 Eze) – Latza (73. Garlipp), Savic – Bindemann (80. Tönnies), Anhari (73. Yang), Affo (73. Len) – Quiala Tito – Trainer: Jens Langeneke

Tore: 1:0 Fehr (1.), 1:1 Bindemann (27.), 1:2 Anhari (45.), 1:3 Bindemann (63., Foulelfmeter), 1:4 Bindemann (76., Foulelfmeter), 2:4 Dervisevic (78. Foulelfmeter).

Gelbe Karten: Rebronja / Latza.

Rote Karte: Duncan (84., grobes Foulspiel)

Schiedsrichter: Dominic Stock.

Zuschauer: 1.266

Stadion: Stadion am Zoo

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