21. November 2025

Bergische Löwen: Mutig gekämpft und doch verloren

Aufopferungsvoll gekämpft und doch verloren! Der Bergische HC hat bei der TSV Hannover-Burgdorf bis zum Schluss alles reingeworfen, zog aber doch mit 30:34 (15:17) den Kürzeren. Am Ende hatten die Löwen auch das Spielglück nicht auf ihrer Seite. Besonders bitter war aber nicht die Niederlage, sondern die Verletzung von Yannick Fraatz kurz vor der Halbzeitpause.

Yannick Fraatz verletzte sich in Hannover bereits in der ersten Halbzeit und musste ausgewechselt werden – © Archivfoto Jochen Classen

Dass die Löwen auch ohne die verletzten Rückraumspieler Eloy Morante Maldonado und Elias Scholtes eine Chance haben würden, zeichnete sich bereits früh ab. Lukas Diedrich begann stark zwischen den Pfosten, die Deckung stand ordentlich, und vorne nutzten die Gäste ihre Chancen. Sören Steinhaus startete furios, Johannes Wasielewski erzielte sogar eine Drei-Tore-Führung nach einer guten Viertelstunde.

In der Folge aber schlichen sich auch Fehler ein, die Hannover mit bemerkenswerter Sicherheit bestrafte. Bis zum 15:15 ging es sehr knapp zu, dann verlor Renars Uscins den Ball, und Yannick Fraatz hatte die Riesenchance zur erneuten Führung. Der Rechtsaußen scheiterte, doch viel schlimmer war, dass er nach dem Versuch liegen blieb. Fraatz war so unglücklich gelandet, dass er sich eine Knieverletzung zuzog und sofort ausgewechselt werden musste.

Nur zwei Tore Rückstand zur Halbzeit

Zwei weitere Nachlässigkeiten im Angriff bedeuteten einen 15:17-Rückstand zur Halbzeit. Danach legten die Recken sogar noch zwei weitere Treffer hinterher. Wer nun dachte, der BHC würde sich davon nicht mehr erholen, sah sich schnell getäuscht. Aron Seeing, Johannes Wasielewski und Nico Schöttle hielten die Löwen im Spiel. Noah Beyer freute sich beim Siebenmeter zum 19:21 nicht nur über den knappen Zwischenstand, sondern auch über das 500. Bundesliga-Tor seiner Karriere. Bis Spielschluss erhöhte er sogar noch auf 503 Treffer.

Noah Beyer (Nr. 2) erzielte in Hannover fünf Treffer und überschritt damit die 500-Tore-Marke. Er liegt jetzt bei 503 Bundesliga-Treffern – © Archivfoto Jochen Classen

Der BHC war wieder voll zurück im Match, hatte auch im eingewechselten Christopher Rudeck einen starken Rückhalt und beim 21:22 zum ersten Mal wieder die Chance zum Ausgleich. Da ging es zwar noch schief, und wenig später führte die TSV wieder etwas klarer, aber auch davon erholten sich die Gäste. Sie ließen sich von einem 22:25 genauso wenig schocken wie einem 24:27 oder 26:29.

Auch diverse Pfostenwürfe verunsicherten sie nicht. Stattdessen gelang Beyer, Steinhaus und der für Fraatz eingewechselte Julian Fuchs ein 3:0-Lauf zum Ausgleich. Danach hatten die Gäste die Führung beim Gegenstoß in der Hand, trafen aber nicht. Hannover nutzte die Gunst der Stunde, stellte auf 30:29 und nach einem weiteren BHC-Pfostenschuss auf 31:29.

Nun hätte aus bergischer Sicht in den letzten drei Minuten viel funktionieren müssen, doch es häuften sich unter Zeitdruck weitere Fehlwürfe, so dass die Hannoveraner einen 34:30-Erfolg davontrugen. Dem BHC bleibt nur die Erkenntnis, dass er sich sehr respektabel verkauft hat.

Stimmen zum Spiel

Markus Pütz: „Es war ein umkämpftes Spiel. Wir sind durch den Ausfall von Eloy Morante Maldonado gehandicapt hergekommen. Er ist einer unserer wichtigsten Spieler. Dass das dann auch noch mit Yannick Fraatz passiert, ist natürlich katastrophal. Wir sind mit großen Teilen des Spiels sehr zufrieden. Wir kommen gut rein, führen bis zum 14:13. Wir wussten, dass Hannover durch die Belastung von Dienstag vielleicht müde ist. Aber die Mannschaft geht dann doch gut ins Tempospiel, wir kriegen in der ersten Halbzeit sechs Tempotore. Das ist schade, weil wir in der ersten Hälfte große Teile von vorne spielen. Die Jungs machen es wirklich super. Wir sind mit dem letzten Aufgebot hier, haben aber vor der Halbzeit diese Phase. Dasselbe haben wir auch in der zweiten Halbzeit von 29:29 auf 29:33. Das tut dann weh. Wir hatten auch etwas Pech, verwerfen zwei Gegenstöße. Da hätte es vielleicht noch kippen können. Aber ich mache der Mannschaft gar keinen Vorwurf. Wie sie sich da reinkämpft, nicht aufgibt, Rückschläge wegsteckt
– Chapeau! Das gibt uns Zuversicht für die nächsten Spieltage. Heute wären es Bonuspunkte gewesen, aber es macht uns sehr stolz, dass wir Hannover bis kurz vor Schluss das enge Spiel geliefert haben und der Gegner alles investieren musste. Und jetzt hoffen wir, dass es bei Yannick nicht allzu schlimm ist.“

Auch in Hannover ging die Taktik des BHC-Trainergespanns Arnor Thor Gunnarsson (l.) und Markus Pütz lange auf. Am Ende musste ihr ersatzgeschwächtes Team doch noch eine Niederlage hinnehmen – © Archivfoto Jochen Classen

Christian Prokop: „Ich habe die BHC-Trainer schon beim Ausscheiden im Pokal gelobt für die tolle Arbeit. Man sieht es in jedem Spiel, dass der BHC keine Laufkundschaft ist, sondern total kämpft. Er stellt eine robuste und auch hart spielende Deckung mit guten Torhütern dahinter. Wir mussten extrem arbeiten für unsere Tore und haben sicher im Abschluss geschludert, so dass das Ergebnis immer wieder sehr eng war. Ich möchte meiner Mannschaft ein dickes Kompliment aussprechen. Wir sind gestern um halb 8 am Flughafen angekommen. Uns fehlt auch Marius Steinhauser und dann verletzt sich Marian Michalczik am Fuß. Was kämpferisch und mental abgeliefert wird, Hut ab. Wir führen 29:26 und kassieren durch zwei leichte Fehler das 29:29, haben dann auch noch den Konter. Leif Tissier hat sich in jeden Zweikampf geschmissen, Justus Fischer hat 60 Minuten seinen Mann gestanden. Das Team hat geliefert, und wir wollen weiter die Erfolgswelle reiten.“

Fabian Gutbrod: „Es war ein sehr gutes Auswärtsspiel, taktisch gut vorbereitet, kämpferisch voll auf der Höhe. Jeder hat 60 Minuten alles auf dem Feld gelassen. Damit können wir sehr einverstanden sein. Am Ende entscheiden ein paar Kleinigkeiten: In den letzten zehn Minuten verwerfen wir zwei 1:0-Konter und haben ein bisschen Pech mit Pfostenwürfen. Schade, dass das Momentum nicht vollends zu uns schwingt. Aber es war ein gutes Auswärtsspiel. Darauf können wir aufbauen. Was viel mehr wehtut als die Niederlage, ist die mutmaßlich schwere Verletzung von Yannick. Wir drücken ihm die Daumen, dass sich die Befürchtung nicht bewahrheitet. Aber so wie sich das jetzt darstellt, werden wir lange auf ihn verzichten müssen. So ist es der dritte Spieler, der sich in kurzer Zeit schwer verletzt. Das nervt und tut weh. Ich bin traurig, dass das passiert ist.“

TSV Hannover-Burgdorf – Bergischer HC 34:30 (17:15)

TSV Hannover-Burgdorf: Gade, Birlehm – Tissier (8), Poulsen (1), Uscins (4), Orlov, Pedersen (9/4), Michalczik, Edvardsson (2), Aho, Stutzke (3), Fischer (3), Feise, Weber (4), Rodriguez, Wellmann. Trainer: Christian Prokop

Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (5/3), Becher, Massoud, Schöttle (3), Steinhaus (8), Babak (1), Babarskas (1), Seesing (4), Kooij (1), Wasielewski (4), Fraatz (1), Fuchs (2). Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz

Schiedsrichter: Markus Kauth und Andre Kolb
Siebenmeter: 4/4 – ¾
Zeitstrafen: 2 – 1 (Stutzke (2) – Steinhaus)

Mit 5:21 Punkten (-59 Tore) belegt der BHC derzeit vor der SC DHfK Leipzig (2:22 Punkte -77 Tore) den 17. und damit vorletzten Tabellenplatz. Am 30.11. um 16:30 Uhr erwarten die Bergischen Löwen den HSV Hamburg in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf – 10. der HBL-Tabelle mit 11:13 Punkte (-1 Tore).

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