17. November 2025

BHC gelingt grandioser Sieg im Löwen-Duell

Es war ein Abend, an dem sich die Dinge nicht für den Bergischen HC zu fügen schienen, und doch hat er triumphiert. Auf dem Feld funktionierte gegen die Rhein-Neckar Löwen zwar vieles, doch mit Eloy Morante Maldonado und Gerdas Babarskas verlor die Mannschaft eine offensive und eine defensive Säule im Spielverlauf. Trotzdem stand am Ende ein 30:27 (11:11)-Sieg gegen die Rhein-Neckar-Löwen.

Eine Szene, bei der alle BHC-Fans den Atem anhielten: Spielmacher Eloy Morante Maldonado liegt verletzt auf dem Hallenboden und muss zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht werden – © Jochen Classen

Schon zu Beginn fanden die Gastgeber in der mit 3246 Zuschauern ordentlich gefüllten Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf gut ins Spiel. Christopher Rudeck sammelte seine ersten Paraden, das Match war völlig offen. Dann holte Eloy Morante Maldonado einen Siebenmeter heraus, den Noah Beyer zum 4:4 verwandeln sollte. Doch der Spielmacher war so unglücklich umgeknickt, dass er nicht weitermachen konnte und zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht wurde.

Eloy Morante Maldonado verletzt ins Krankenhaus

Gerade acht Minuten waren zu diesem Zeitpunkt vergangen. Der Ausfall war ein Rückschlag für den BHC, der zwar kurz darauf 5:4 vorlegte, in der Folge aber vier Gegentore in Serie kassierte. Wer nun dachte, die Begegnung würde zur Formsache für die Rhein-Neckar Löwen, sah sich ziemlich schnell getäuscht. Erstens funktionierte die Deckung mit Rudeck dahinter hervorragend, zweitens kam dadurch das Tempospiel ins Rollen, und drittens akklimatisierte sich auch die Rückraum-Formation mit Sören Steinhaus, Nico Schöttle und Johannes Wasielewski schnell.

Julian Fuchs, der in diesem Spiel mit einer 100-prozentigen Abschlussquote aufwartende Noah Beyer sowie Aron Seesing erzielten drei BHC-Treffer in Folge und sorgten so wieder für einen Gleichstand (8:8, 20. Minute). Vor der Pause nagelte Rudeck phasenweise seinen Kasten zu, lieferte sogar eine Doppelparade und war beim Siebenmeter gegen seinen ehemaligen Mitspieler Tim Nothdurft zur Stelle. Unmittelbar danach versenkte Nico Schöttle zum 11:10 und brachte seine Farben zum zweiten Mal in Front. In die Pause ging es mit einem 11:11.

Ex-BHC-Spieler Tim Nothdurft prüft BHC-Torhüter Christopher Rudeck – © Jochen Classen

Es lag in der Luft, dass für den BHC auch ohne Morante Maldonado etwas drin war. Diesen Eindruck untermauerte Schöttle auch beim 12:11 zu Beginn der zweiten Hälfte. Dann kam Gerdas Babarskas gegen Tim Nothdurft zu spät und kassierte eine Zwei-Minuten-Strafe . Das wäre eigentlich kein Drama gewesen, doch das Abwehr-Ass des BHC war bereits aus der ersten Halbzeit doppelt vorbelastet. Die dritte Hinausstellung war gleichbedeutend mit der Roten Karte,
die die nächste Hypothek für die Hausherren bedeutete.

Doch auch in der Defensive sprangen Spieler erfolgreich ein. Schöttle und Lars Kooij deckten abwechselnd neben Aron Seesing im Innenblock und machten ihre Aufgabe sehr ordentlich. Der BHC wollte diesen zweiten Saisonsieg unbedingt und verlor nie die Überzeugung, dass es gelingen kann. Und wie es letztlich klappte: Nicht jede Aktion war von Erfolg gekrönt, doch die Mannschaft strahlte gewaltiges Selbstvertrauen aus, machte einfach immer weiter und suchte ihre Chancen.

Sören Steinhaus in überragender Form

Noah Beyer, Julian Fuchs und Sören Steinhaus legten jeweils mit einem Tor vor. Beim Stand von 15:15 zog Steinhaus wieder ab, doch der Ball prallte von RNL-Schlussmann David Späth im hohen Bogen ab. Noah Beyer gab nicht auf, sprang im exakt richtigen Moment in den Kreis, pflückte die Kugel in der Luft und versenkte sie zum 16:15. Ein magischer Moment in der Mitsubishi Electric Halle. Das Tor, das an einen Kempa-Trick erinnerte, war so sehenswert, dass man vergessen konnte, wie viel Glück der BHC in dieser Sekunde eigentlich hatte.

BHC-Spieler Seesing (r.) muss zuschauen, wie Rhein-Neckar-Löwe Kohlbacher zum Wurf ansetzt – © Jochen Classen

Doch die Gastgeber erarbeiteten sich diese kleinen Momente eben auch mit einer bemerkenswerten Leidenschaft, die das Team bis zum Schluss durchhielt. Der Rückraum kam immer besser in Fahrt. Wasielewski, Schöttle und Steinhaus schraubten die Kugel nun auch aus etwas größerer Distanz in die Maschen. Nach Steinhaus‘ 24:20 war der BHC ganz nah dran.

Wasielewski setzte umjubelten Schlusspunkt

Acht Minuten musste er noch überstehen. Und es gelang. Julian Fuchs erzielte das so wichtige 25:22 spektakulär, auch Steinhaus und Seesing besorgten zwei weitere Male Drei-Tore- Führungen. Nach Beyers 28:24 und Schöttles 29:25 waren die Weichen endgültig gestellt. Die Gäste mühten sich, versuchten es mit einer Offensivdeckung, doch es half alles nichts mehr.

Johannes Wasielewski setzte den Schlusspunkt und machte damit den zweiten Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen in der BHC-Historie perfekt. Der erste ist bereits mehr als elf Jahre her – damals war noch nicht einmal der inzwischen dienstälteste BHCer im Kader: Christopher Rudeck hatte mit 15 Paraden diesmal aber einen riesigen Anteil am Erfolg.

Sören Steinhaus, der vier Treffer erzielte, freut sich über den unerwarteten Erfolg gegen die Rhein-Neckar-Löwen – © Jochen Classen

Stimmen zum Spiel

Maik Machulla: „Ich bin das erste Mal extrem enttäuscht über unsere Art und Weise, wie wir gespielt haben. Dass wir überhaupt nicht das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen haben, dass wir geglaubt haben, ein Bundesliga-Spiel gewinnen zu können, ohne die Bereitschaft zu haben, in jede Aktion, in jede Bewegung zu investieren, darüber bin ich sehr enttäuscht. Das sind die Basics. Ich finde, dass wir in der ersten Halbzeit gut reinkommen. Wir stehen in der Abwehr relativ stabil und geben David auch ein paar Bälle, die er halten kann. Leider schaffen wir es aber nicht diesen guten Flow und diese Energie aus der Abwehr und den Paraden so zu nutzen, dass wir uns noch höher absetzen als 8:5. In der Phase ist die Chance schon da, das vierte oder fünfte zu machen. Wir fallen wieder in ein altes Muster: Wir machen einfache technische Fehler, die daherkommen, weil wir überhaupt nichts mehr investieren, weil wir glauben, es reicht mit ein zwei Pässen den BHC auszuspielen. Aber dafür ist die Bundesliga zu gut, dafür ist der BHC zu gut und deswegen ist das eine große, große Enttäuschung. Wir gehen mit einem 11:11 – was insgesamt auswärts völlig in Ordnung ist – in die Pause. Aber eine Führung war unserer Sicht natürlich auch irgendwie drin – wir verwerfen wieder drei Siebenmeter. Und in der zweiten Halbzeit kommt die Emotionalität dazu, kommt die Halle dazu und dann verlieren vorne so ein bisschen den Faden, haben nix mehr dagegenzusetzen und haben in der Endphase dann auch nicht mehr die Paraden, um wirklich nochmal richtig Druck aufzubauen. Das ist extrem schade. Damit müssen wir umgehen, das müssen wir besprechen und verarbeiten –  aber aktuell jetzt gerade ist das extrem bitter.“

Keine überschwängliche Freude, sondern Sachlichkeit bei der Pressekonferenz nach dem Spiel: (v.l.): Maik Machulla (Rhein-Neckar-Löwen), BHC-Pressesprecher Thorsten Hesse und BHC-Trainer Markus Pütz – © Jochen Classen

Markus Pütz: „Die Gefühle nach dem Spiel sind so ein bisschen zwei geteilt, weil wir auf der einen Seite natürlich Eloy verloren haben, der gerade zu weiteren Untersuchungen im Krankenhaus ist – aber die Jungs machen das heute überragend. Wenn man darüber nachdenkt, dass wir nach 35 Minuten auch noch unseren Abwehrchef verlieren, dann die zweite Halbzeit so durchzuziehen. Einzelne Jungs, wie Sören Steinhaus, Lars Kooij, Nico Schöttle sind super in die Bresche gesprungen und haben alles reingeworfen, dass wir in der zweiten Halbzeit sogar auf vier Tore wegziehen können. Das spielen wir dann auch gut runter – natürlich mit einer sehr guten Unterstützung von Christopher Rudeck. Wir sind mit der Abwehr sehr zufrieden, sehr viele Sachen, die wir vorbereitet haben, konnten wir wegnehmen. In der ersten Halbzeit kriegen wir zu viele Abpraller-Situationen, aber das sind jetzt zwei Pluspunkte für uns. Wir freuen uns über die Zuschauerresonanz und hoffen, das beim nächsten Heimspiel noch mehr kommen. Jetzt sind wir das erste Mal auf einem Nicht-Abstiegsplatz, was sich gut anfühlt, wo wir jetzt weiter für arbeiten wollen, und wir hoffen auf weitere zusätzliche Pluspunkte gegen Mannschaften, die das Niveau der Rhein-Neckar Löwen haben. Jetzt warten wir ab, was mit Eloy ist. Wir haben nur eine kurze Vorbereitung auf Hannover.“

Fabian Gutbrod: „Die Verletzung von Eloy und die Rote Karte von Gerdas so wegzustecken, ist schon beachtlich und beeindruckend. Um das zu kompensieren in einem Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen, braucht es eine Torhüter-Leistung, die wir in Person von Christopher Rudeck hatten. Und es braucht Spieler, die in die Bresche springen. Das gilt heute für alle, die auf dem Feld standen. Sie haben einen sehr guten Job gemacht. Vor allem defensiv haben wir die Rhein-Neckar Löwen über weite Strecken vor riesige Probleme gestellt. Deshalb haben wir es geschafft, zwei Ausfälle zu kompensieren und zwei Punkte zu holen. Das Verlassen der Abstiegsränge ist eine Momentaufnahme und eine kleine Bestätigung der bis jetzt geleisteten Arbeit. Die Mannschaft hat sich vom ersten Saisonspiel zum heutigen beeindruckend entwickelt. Ich freue mich, für uns und die Jungs, dass wir das in etwas Zählbares ummünzen konnten.“

Bergischer HC – Rhein-Neckar Löwen 30:27 (11:11)

Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (7/5), Becher, Massoud, Schöttle (4), Steinhaus (4), Morante, Babak, Babarskas, Kooij (1), Seesing (3), Wasielewski (5), Fraatz, Fuchs (6). Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz

Rhein-Neckar Löwen: Jensen, Späth – Larson, Timmermeister, Nothdurft (4/1), Jacobsen, Sandell (3), Heymann, Steenaerts (1), Móré, Groetzki (1), Thrastarson (4/1), Jaganjac, Bajiens (3), Aspenbäck (5), Kohlbacher (6). Trainer: Maik Machulla

Schiedsrichter: Christian vom Dorff und Fabian vom Dorff
Siebenmeter: 5/5 – 2/5
Zeitstrafen: 3 – 6 (Babarskas (3) – Jacobsen (2), Kohlbacher, Timmermeister, Baijens, Steenaerts)
Rote Karte: Babarskas (3. Zeitstrafe)

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