6. November 2025Peter Pionke
BHC steht nach Handball-Krimi im Pokal-Viertelfinale
Riesiger Jubel der BHC-Spieler nach dem Erfolg im Pokal-Krimi: Am Boden Eloy Morante Maldonado – © Jochen ClassenEs war ein furioses Match gegen die TSV Hannover-Burgdorf mit gleich mehreren dramatischen „Endphasen“ – und überglücklichen Löwen. Dabei hatten die Vorzeichen gar nicht so gut gestanden. Elias Scholtes hat sich eine Sprunggelenksverletzung zuzogen und fällt lange aus. Damit standen den Bergischen nur vier Spieler für drei Rückraumpositionen zur Verfügung. Eloy Morante Maldonado, Sören Steinhaus, Johannes Wasielewski und Nico Schöttle hatten also ein gewaltiges Pensum. Und doch waren es auch sie, die selbst nach 80 Spielminuten noch frisch wirkten.
Lukas Diedrich starker Rückhalt im Tor
Eigentlich hätten die Gastgeber schon nach den üblichen 60 Minuten als Sieger feststehen können. Sie führten lange und hatten oft das Momentum. Lukas Diedrich begann im Tor, brauchte ein paar Minuten, entwickelte sich dann aber bis zum Schluss zu einem fantastischen Rückhalt. Er hatte nicht nur eine gute Fangquote (35 Prozent), sondern war auch in ganz wichtigen Momenten entscheidend zur Stelle.
Ebenfalls stark agierte Julian Fuchs auf der rechten Außenbahn. Er leistete sich keinen einzigen Fehlwurf. Noah Beyer war mit zehn Treffern bester Torschütze und behielt von der Siebenmeter-Linie bei sieben Versuchen eine weiße Weste. Johannes Wasielewski überzeugte als einziger Rückraum-Linkshänder mit einer leidenschaftlichen Vorstellung auf beiden Seiten des Feldes.
Noah Beyer erzielte gegen Hannover-Burgdorf zehn Treffer – © Jochen ClassenUnd in den wichtigsten Momenten überhaupt übernahm Sören Steinhaus die Verantwortung. Doch der Reihe nach: Die Löwen führten bereits zur Pause durchaus verdient mit 15:12. In der Deckung agierten sie konstant gut, im Angriff weitestgehend. Die Mannschaft ging in die Tiefe, ließ sich kaum festmachen, beziehungsweise spielte den Ball erfolgreich zum freien Mann weiter.
Die Chancenverwertung war sehr ordentlich, nur mit ein paar technischen Fehlern machten sich die Bergischen zwischendurch das Leben schwer. So gab der BHC in der zweiten Halbzeit einen 22:17-Vorsprung durch sechs Gegentore in Serie aus der Hand. Ab diesem Moment sahen 2384 Zuschauer in der Unihalle eines dieser Dramen, wie es sie so nur im Pokal gibt.
Noah Beyer mit zehn Toren bester Werfer
Beyer stellte auf 23:23, der BHC war wieder im Match und hatte kurz vor Schluss die besseren Karten. Sören Steinhaus traf zum 28:27, doch Hannover glich aus, so dass die Entscheidung in der letzten Minute fallen musste. Nico Schöttle vergab, auf der anderen Seite scheiterte Hannover, so dass es in die Verlängerung ging. In der schienen sich die Dinge für Hannover zu fügen. Eloy Morantes Wurf in der letzten Sekunde der ersten fünf Minuten ging ganz knapp nach der Sirene über die Linie. Die Gäste führten 31:30, legten zum 32:30 nach und bekamen einen Siebenmeter. Christopher Rudeck kam für Diedrich und hielt – die Hoffnung war zurück. Die Unihalle brodelte.
Wuppertals neue Oberbürgermeisterin Miriam Scherff, eingerahmt von den BHC-Geschäftsführern Jörg Föste (l.) und Philipp Tychy, drückte den „Löwen“ in der Unihalle die Daumen – © Jochen ClassenUnd tatsächlich: Eine Minute vor dem vermeintlichen Ende lagen die Löwen 31:33 hinten, verkürzten durch Wasielewski und hatten nach einem Fehlwurf von Renars Uscins die unverhoffte Chance zum Ausgleich. Steinhaus nahm sich die Kugel und knallte sie zum 33:33 rein. Es fühlte sich an, als hätte er zum Sieg getroffen. Doch es musste eine zweite Verlängerung her. Und in der waren die Bergischen dann das coolere Team. Beyer stellte auf 35:34, Julian Fuchs versenkte aus der Drehung zum 36:34 – und im zweiten Abschnitt der zweiten Verlängerung hatte der BHC sogar Anwurf. Beyer traf per Strafwurf zum 37:34.
Gerdas Babarskas kassierte die Rote Karte
Eine Rote Karte gegen Gerdas Babarskas sorgte noch mal für Spannung, doch auch in Unterzahl kamen die Niedersachsen nicht nennenswert heran. Dafür aber in der 80. Minute. Hannover verkürzte auf 38:39, der BHC brauchte nun ein Tor, um alles klar zu machen. Und er bekam es: durch Steinhaus. Der Jubel kannte keine Grenzen.
Auf wen die Löwen im Viertelfinale treffen, wird am Donnerstagabend im Anschluss ans Achtelfinalspiel zwischen den Füchsen Berlin und dem ThSV Eisenach ausgelost. Fest steht: Es wird ein Heimspiel, das in der Unihalle ausgetragen wird. Der Vorverkauf startet bereits an diesem Donnerstag (15 Uhr). Bis Mittwoch erhalten Dauerkarten- und VIP-Karten-Inhaber Zugriffsrecht auf ihre Plätze. Auf alle anderen Plätze kann bereits am Donnerstag zugegriffen werden. Alle Tickets kosten 25 Euro.
Eloy Morante Maldonado (Nr. 33) war fünfmal für seine Mannschaft erfolgreich. Im Hintergrund der ehemalige BHC-Spieler Lukas Stutzke – © Jochdn ClassenStimmen zum Spiel
Christian Prokop: „Wir hatten an der Abwehr zu knabbern – gerade mit Lukas Diedrich dahinter. Nach einer schwächeren ersten Halbzeit sind wir verbessert aus der Kabine bekommen. Wir sind in der Abwehr dann stärker, setzen Akzente im Tempospiel und entwickeln Durchschlagskraft gegen die 5:1-Deckung. Leider sind wir nicht kaltschnäuzig genug. Es geht dann in die Verlängerung, und wir haben in der zweiten Halbzeit der ersten Verlängerung das Momentum auf unserer Seite. Wir haben zwei Tore plus und Siebenmeter, der von Rudeck gehalten wird. Am Ende hat der BHC das intensive Spiel dann mit Hilfe der Zuschauer nach Wuppertal geholt.“
Markus Pütz: „Es war ein sehr intensives Spiel. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Wenn es zwei Mal in die Verlängerung geht gegen Hannover, hat man viel richtig gemacht. Wenn man dann auch noch weiterkommt, muss man sehr glücklich sein, dass man das miterleben durfte. Über die komplette Spielzeit haben wir eine sehr gute Abwehr. Den Vorsprung kosten uns Fehler im Angriffsspiel. Ich hatte trotz des Rückstands in der zweiten Halbzeit nie das Gefühl, dass es die Jungs umwirft. Mental sind wir super konstant geblieben. Kompliment an Julian Fuchs und Sören
Steinhaus, der sehr viel Verantwortung in dieser Saison bekommen hat und das heute zurückgezahlt hat. Lukas Diedrich war stark, im Prinzip kann man die gesamte Mannschaft einbeziehen. Wir wussten, dass wir Leistung von den einsatzbereiten Spielern brauchten, und haben sie durch die Bank bekommen. Eine Sache möchte ich noch sagen: Im Vorfeld des Spiels hat es für sehr viele Diskussion gesorgt, wo dieses Spiel ausgetragen wird. Ich verstehe, dass die
Enttäuschung groß war, dass man nicht in der Klingenhalle spielen konnte. Das war nicht unsere Entscheidung. Wir haben alles dafür getan, dass es dort stattfinden kann. Ich finde aber, dass die Mannschaft es nicht verdient hat, dass Leute, weil es nicht in der Klingenhalle funktioniert hat, ihr Ticket zurückgegeben haben. Das Spiel heute hat gezeigt, was man verpasst hat.“
Das Trainergespann Arnor Thor Gunnarsson (M.) und Markus Pütz (r.) musste lange um den Sieg zittern. Links der verletzte BHC-Kapitän Tomas Babak – © Jochen ClassenBergischer HC – TSV Hannover-Burgdorf 40:38 (15:12)
Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (10/7), Becher, Masoud, Steinhaus (5), Schöttle (1), Babarskas (1), Morante Maldonado (5), Seesing (2), Kooij, Wasielewski (8), Fraatz (1), Fuchs (7). Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz
TSV Hannover-Burgdorf: Gade (1), Birlehm, Poulsen (4), Uscins (7), Orlov (1), Pedersen (9/4), Steinhauser (4), Michalczik, Edvardsson (4), Aho (4), Stutzke, Solstad, Fischer (4), Reise, Weber, Rodriguez. Trainer: Christian Prokop
Schiedsrichter: Steven Heine und Sascha Standke
Siebenmeter: 7/7 – 4/6
Zeitstrafen: 6 – 3 (Schöttle, Babarskas, Morante Maldonado (2), Fuchs, Steinhaus – Fischer (2), Edvardsson)
Rote Karte: Babarskas – Stutzke
Wasielewski war mit acht Toren am BHC-Erfolg beteiligt – © Jochen ClassenWeiter mit:
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