1. November 2025

WSV erlebte zu „Halloween“ eine echte Grusel Show 

Der Wuppertaler SV erlebte am „Halloween“-Abend eine waschechte Grusel Show! Nur wer ganz genau hinschaute, konnte diese dramatische WSV-Niederlage überhaupt begreifen. Bei der 2:3 (0:0) Pleite gegen Rot-Weiß Oberhausen müssen wirklich böse Geister die Hand im Spiel gehabt haben.

Eine Szene, die das Spiel eigentlich hätte zugunsten des WSV entscheidenen müssen: Ludwig foult Schaub im Strafraum: Rote Karte für den Oberhausener und Strafstoß für den WSV, den Ronay Arabaci zum 2:1 verwandelte – © Jochen Classen

Es war immerhin der Abend vor Allerheiligen: Halloween. Die 2.436 Zuschauern erlebten eine Grusel-Show „par excellence“, welches den Wuppertaler Fussball-Regionalligisten wieder an den Rand der Abstiegszone führte. Der WSV unterlag in einer wahnsinnigen Schlussphase nach einer 2:1-Führung am Ende trotz Überzahl noch.

In den letzten 25 Minuten fielen vier Tore, das Siegestor für die Gäste erst in der letzten Minute einer sechsminütigen Verlängerung. Da durfte man sich nicht wundern, wenn Wuppertals Coach Sebastian Tyrala beinahe die Fassung verlor, als er sein Statement bei der Pressekonferenz mit den Worten einleitete: „Ich muss sehr vorsichtig sein, dass ich mich nicht in Rage rede. So geladen wie heute war ich selten, ich muß aufpassen, ich könnte jetzt ein paar drastische Worte wählen,.“ Mit Hinweis auf die Schussphase ergänzte er: „Wir haben uns echt in die Hose gemacht“.

Ungewöhnliche Worte eines Gästetrainers

Ungewöhnliche Worte für einen Gäste-Trainer fand auch sein RWO-Kollege Peter Sebastian Gunkel: „Unglaublich, was da abgelaufen ist. Man muß sich fast schon ein bisschen entschuldigen. Ich finde, dass wir nicht die bessere Mannschaft waren und Wuppertal das sehr gut gemacht hat und griffig war. Ich bin schon so lange dabei, aber so etwas habe ich noch nicht oft erlebt“.

Daiko Kamo (r.) erzielte den wichtigen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 – © Jochen Classen

Alles schien für den zweiten Wuppertaler Heimsieg dieser Saison bereitet. Coach Sebastian Tyrala beschrieb es treffend. „Das war Wahnsinn. Es war ein super Wetter, ein super Stadion, geile Fans, Freitagabend…“ Und Flutlicht!Tatsächlich suchte der WSV in einer Partie mit hohem Unterhaltungswert zunächst selbstbewußt den offenen Schlagabtausch.

Schon im ersten Spielabschnitt hatte man mit guten Torchancen durchaus Vorteile. Ein starker Angriff kam von Levin Müller, dessen Hereingäbe von Aydogan knapp verpasst wird (5.). dann Dominic Duncans Volleyschuss (11.) und schließlich auch noch Vincent Schaubs Tormöglichkeit (33.). Und schließlich fehlte beim Distanzschuss von Aldin Dervisevic auch nicht viel (45.). Hier  hätte man schon in Führung gehen können, ja eigentlich müssen – wenn da nicht Gäste-Keeper Kevin Kratzsch so ausgezeichnet reagiert hätte.

Wie auf Schalke: Die WSV-Fans standen auf

Besonders erwähnenswert ist Vincent Schaub, der aus dem Mittelfeld einen Heber ansetzte, um den weit vor seinem Kasten stehenden Kratzsch zum überlisten, doch dieser konnte im Zurücklaufen das Leder mit einer akrobatischen Einlage gerade noch um den Pfosten lenken. “Steh auf wenn du ein Schalker bist“, singt man in der Gelsenkirchener Veltins-Arena. Ein „Feeling“, welches man – allerdings mit rund 60.000 Zuschauern weniger – in ähnlicher Weise diesmal auch mal im Stadion am Zoo kurzzeitig erlebte, als sich die Fans während des laufenden Spiels begeistert von den Sitzen erhoben.

Ronay Arabaci jubelt nach seinem souverän verwandelten Elfmeter – © Jochen Classen

Die erste kalten Dusche kam indes für die Rotblauen vier Minuten nach dem Seitenwechsel, als die Gäste in Führung gingen. Es war eine Szene, die symptomatisch für den fehlenden Erfolg des WSV im Spiel gegen RW Oberhausen ist: Den ersten Schuss von Hong kann der WSV-Keeper noch abklatschen, aber der inzwischen 38 Jahre Moritz Stoppelkamp (38) stand goldrichtig und staubte ab!

Der WSV ließ sich nicht beeindrucken, im Gegenteil. In der 70.Minute spielte Vincent Schaub den Ball an der Strafraumgrenze auf Daiki Kamo, der zum 1:1 einschoß. Aber es kam für den WSV noch besser: Schaub konnte von Ludwig im Fünfmeterraum nur mit einem Foul gebremst werden. Die Quittung: Rote Karte für den Übeltäter und Elfmeter für den WSV! Ronay Arabaci verwandelte souverän zum 2:1 (76.).

Dolchstoß für die Wuppertaler Fans

In Unterzahl spielten die Gäste nun aber so, als hätten sie die Überzahl. Drei Minuten vor dem regulären Spielende setzte sich Luca Schlax im Fünfmeterraum durch und köpfte zum 2:2-Ausgleich ein. Schlimmer noch: In der letzten Minute der sechsminütigen Nachspielzeit erkämpfte sich Klaß den Ball nach einem Fehler der Wuppertaler und leitete einen Konter ein, den Lucas Halangk quasi mit dem Schlusspfiff zum 3:2 verwandelte. Der Sprecher von „League Football“ sprach in seiner Übertragung von einem Dolchstoß für die Wuppertaler Fans.

Große Ratlosigkeint nach dem späten Tiefschlag: Sebastian Tyrala (l.) mit seinen Co-Trainern und Sportdirektor Gaetano Manno (r.) – © Jochen Classen

Die Sprachlosigkeit, kein Wuppertaler Spieler wollte sich äußern, ist erklärbar. Aber die Analyse zeigt doch, wo die tieferen Ursachen liegen dürften. Es kann kein Zufall sein, wenn dem WSV die Punkte zuletzt oft erst in den Schlussminuten verloren gingen. Es ist auch eine Frage der Möglichkeiten und der vorhandenen spielerischen Qualitäten.

RW Oberhausen gelang es zuletzt, den Drittligisten Rot-Weiss Essen mit 3:2 Toren aus dem Niederrhein-Pokal zu werfen. Das RWO-Team hat einen angenommen Marktwert von rund zwei Millionen Euro, das des WSV gerade einmal einen von einer Million Euro. Der WSV-Kader gehört mit seinem 22,9 Jahren zu den jüngsten Mannschaften der Regionalliga West, RWO mit 25,3 Jahren Durchschnittsalter zu den Teams mit dem erfahrensten Spielerpotential.

Stoppelkamp’s Instinkt: Vom Bank-Drücker zum Torerfolg

Und da mag die Personalie Moritz Stoppelkamp auch noch ein guter, symptomatischer Hinweis sein:  Stoppelkamp wird von Trainer Gunkel eigentlich nur noch als „Bankdrücker“gesehen.  Dessen 58minütiger Einsatz in Wuppertal kam folglich eher überraschend. Der inzwischen 38jährige ehemalige Bundesligaspieler ist auch heute noch der wohl teuerste Spieler im Team der Kleeblätter. Einst stellte er einen „Rekord für die Ewigkeit“ auf, als er 2014 im Bundesligaspiel beim 2:0-Sieg des SC Paderborn gegen Hannover 96 mit einem Tor aus 82,30 Metern ein Tor erzielte. Soll heißen: Torinstinkt ist eine Frage der Qualität, keine Frage des Alters, so wie beim Abstauber-Tor zum 1:0 im Zoo-Stadion am Freitag Abend gesehen .

Ex-Vorstandmitglied Marvin Klotzkowski (l.) wird nach seinem Rücktritt vom Verwaltungsrats-Vorsitzender Dr. Hoss (M.) und von Vorstand Dr. Leonhardt (r.) verabschiedet – © Jochen Classen

Psychologie und Glück oder Pech gehören auch mit zu dem Geschehen. Man weiss, dass gerade im Fußball diese Faktoren Glück gepaart mit mentaler Stärken eine große Rolle spielen. Der Physiker Metin Tolan weist nach, dass der Zufälle einen großen Anteil bei den Abweichungen im Ligabetrieb erklären, somit auch von Glück abhängig sind. Dem WSV fehlte ja in der Tat in den entscheidenden Szenen wie auch diesmal das nötige Spielglück

Sportdirektor Gaetano Manno räumte ein, wir haben eine junge Mannschaft, die nach der  2:1-Führung nur noch Angsthasen-Fussball  zeigte. Es gelte weiter hart zu arbeiten und sinnierte, wieviel Punkte man nach den vielen unglücklichen Spielverläufen doch schon hätte haben können.

Abwehr von bösen Geistern?

Erwähnenswert ist auch noch die Verabschiedung von Vorstand Marvin Klotzkowski vor dem Anpfiff. Von Scheitern keine Rede. Verwaltungsrats-Vorsitzender Dr. Hoss sprach vielmehr von dem Gesicht des WSV, dem man in dessen kurzer Zeit viel zu verdanken habe. Vorstand Dr. Leonhardt überreichte stilvoll Blumen.

Allerdings wurde Andreas Baxewanoglou, Klozkowskis Nachfolger im so wichtigen Marketing-Bereich, bei dieser sich bietenden Gelegenheit nicht vorgestellt, so dass dessen Gesicht den meisten vorerst noch weitgehend unbekannt bleibt. Vielleicht aber hat auch dies 1alles mit „Halloween“ zu tun, wo man sich ja verkleidet, um böse Geister abzuwehren?

Text: Siegfried Jähne

Wuppertaler SV – Rot-Weiß Oberhausen 2:3 (0:0)

Aufstellung Wuppertaler SV: 

Luyambula – Bielitza – Dervisevic – Hartmann – Miyamoto – Müller – Rebronja – Duncan (64. Oostwood)- Schaub (77. Arambasic) – Aydogan (64. Arabaci) – Kleiner (27. Kamo)

Aufstellung Rot-Weiß Oberhausen:

Kratschzsch – Fassnacht – Halangk – Klaß – Ludwig – Demirarslan (46. Nyuydine) – Gueye – Ngyombo – Schlax (89. Poliakow) – Stoppelkamp (58. Mühling)  – Hong (83. Schepp)

Tore: 0:1 Stoppelkamp (49.) – 1:1 Kamo (70.) – 2:1 Arabaci (76. FE) – 2:2 Schlax (87.) – 2:3 (Halank 90.+4)

Rote Karte: Ludwig (74.)

Zuschauer: 2.436

Stadion: Stadion am Zoo

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