21. Oktober 2025Peter Pionke
Nach 40 Jahren: Richard Wagner kehrt ins Tal zurück
Patrick Hahn (30) präsentierte in der Historischen Stadthalle den ersten Teil von Wagners vierteiliges Monumentalwerken in einer konzertanten Aufführung – © Wuppertaler Bühnen – Yannick DietrichMit Richard Wagners spektakulärem Konzert-Zyklus krönt Patrick Hahn seine überaus erfolgreichen fünf Jahre dauernde Zeit als Generalmusikdirektor des Sinfonieorchesters Wuppertal.
„Das Rheingold“ (Uraufführung 1869 in München) ist der Auftakt zu Wagners vierteiligem Zyklus „Der Ring des Nibelungen“. Das Stück handelt vom Raub des Rheingolds durch den Nibelungen Alberich und sein damit verbundenes Vergehen am Naturzustand. Der aus dem Rheingold geschmiedete Ring verspricht demjenigen unermessliche Macht, der ihn besitzt.
Das Stück erzählt, wie Macht, Gier und Verrat die Welt der Götter und Menschen mit einer Kette von Intrigen und Verrat ins Unglück stürzen. Geleitet von Trieben, besiegelt dieser Weg ihren Untergang. Es ist der Beginn einer großen mythologischen Tragödie.
Göttervater Wotan (Michael Kupfer-Radeck mit beweglichem Bariton) der mit seiner Gattin Fricka (Jennifer Johnston) – © Wuppertaler Bühnen / Yannick DietrichDie Inszenierung der Wuppertaler Bühnen und der Sinfonieorchester GmbH ist keine rein konzertante Aufführung. Dafür sorgt u.a. der Züricher Fabio Rickenmann als Dramaturg und Produktionsleiter, der mit einem prachtvollen Lichtdesign szenische Elemente einbaute.
Eine ganze Riege hervorragender, namhafter Gäste, wie etwa Opernsänger Michael Kupfer-Radecky, der in der Hauptrolle als Wotan brillierte, bereicherten den Konzertabend genial.
Ein Genuss: Das berühmte „Rheingold Vorspiel“
Die nicht immer gut verständlichen sehr schwierigen Texte, Ausdruck von Wagners künstlerischer Sprache, waren ein Rückgriff auf die germanisch-nordische Mythologie. Eingeblendete Übertitel zum Mitlesen machten sie leichter verständlich.
Zu Beginn erklang natürlich der berühmte „Rheingold-Vorspiel“-Akkord (Es-Dur), welcher den Rhein aus der Tiefe „entstehen“ lässt – eine der eindrucksvollsten, musikalischen Naturdarstellungen überhaupt.
Nach über 40 Jahren kehrt der Konzert-Zyklus von Richard Wagner nach Wuppertal zurück – eine triumpfahle Heimkehr – © Wuppertaler Bühnen / Yannick DietrichMit einem geheimnisvollen, endlos erscheinenden Es-Dur-Akkord, die Wellen des Rheins symbolisierend, entführt Richard Wagner das Publikum in die Tiefen des Rheins und schafft eine Welt voller Götter, Riesen, Zwerge und deren Machtansprüche.
Die Handlung in vier Bildern
Szene 1: Beginn des Machtfluchs
Die Rheintöchter (Juliana Zara, Edith Grossman und Marta Herman) überzeugen als Woglinde, Wellgunde und Floßhilde mit sauberem Dreiklang und klarer Diktion, steigen von der Galerie und setzen auf der Bühne und im Saal ihr neckisches, gemeines Spiel mit dem Nibelungen fort. Sie hüten den Rheingold-Schatz, Symbol reiner Naturkraft. Der Nibelung Alberich (Joachim Goltz) verliebt sich in sie, wird aber verspottet. Aus Wut verflucht er die Liebe, raubt das Gold und schmiedet daraus den Ring, der absolute Macht verleiht.
Der Zürcher Fabio Rickenmann, Dramaturg und Produktionsleiter, baute mit einem prachtvollen Lichtdesign szenische Elemente ein – © Wuppertaler Bühnen / Yannick DietrichSzene 2: Die Götter begeben sich ihn die Unterwelt
Der Wechsel zur zweiten Szene erfolgt auf wolkigen Höhen. Hier wird jetzt der ganze Saal erhellt, weil wohl der Glanz der Burg Walhall auf den Göttervater Wotan (Michael Kupfer-Radeck mit beweglichem Bariton) abstrahlt, der mit seiner Gattin Fricka (Jennifer Johnston) zunächst sitzend vor dem Orchester ruht. Göttervater Wotan hat den Riesen Fasolt (Guido Jentjens) und Fafner (Kurt Rydl) seine Burg Walhall bauen lassen, ohne zu wissen, womit er den Bau finanzieren soll.
Wotan hat dafür als Gegenleistung Göttin Freia (Juliana Zara) versprochen, will sie aber nicht hergeben. Der listige Gott Loge (Michael Laurenz) schlägt vor, Alberichs Gold als Ersatz zu holen.
Guido Jerntjensbei den Bayreuther Festspielen wirkte er als Bogner mit. In Wuppertal war er Fasolt, einer der beiden Riesen in Richard Wagners Rheingold. Hier mit „Wotan“ und Gattin „Fricka“ – © Wuppertaler Bühnen / Yannick DietrichDie Saat des Untergangs ist gesät
Szene 3: Der Fluch nimmt seinen Lauf
Alberich herrscht über die Nibelungen mit Hilfe des Rings. Wotan und Loge überlisten ihn: Alberich verwandelt sich (mit seiner Tarnkappe) in Tiere – erst in einen Drachen, dann in eine Kröte. Sie fangen ihn, rauben ihm Gold, Helm und Ring. Alberich verflucht daraufhin den Ring: „Wer ihn besitze, den treffe der Neid, wer ihn nicht habe, der nag’ an ihm!“
Szene 4: Der Glanz des göttlichen Triumphs ist verdorben
Wotan gibt widerwillig das Gold an die Riesen, um Freia freizukaufen. Doch die Riesen streiten sich um den Ring — der Fluch wirkt sofort: Fafner (Bassist Kurt Rydl) erschlägt Fasolt (Guido Jentjens) und nimmt den Ring an sich.
Die Rheintöchter (Juliana Zara, Edith Grossman und Marta Herman) überzeugen als Woglinde, Wellgunde und Floßhilde mit sauberem Dreiklang und klarer Diktion. Ihr Einstieg auf der Galerie – © Wuppertaler Bühnen / Yannick DietrichDie Götter ziehen in ihre neue Burg Walhall ein, während aus der Ferne die Rheintöchter klagend ihr Gold zurückfordern. Ihr Weinen erreicht sie Götter indessen nicht.
Schluss-Szene musikalisch grandios ausgekostet
Nicht nur die Schluss-Szene wird von dem 1995 in Graz geborenen Dirigenten Patrick Hahn und seinem Sinfonieorchester Wuppertal musikalisch grandios ausgekostet. Im Saal bricht beim letzten Takt ein riesiger Jubel aus. Die Wuppertaler hatten nach 40 Jahren endlich einmal wieder Wagners Monumentalwerk erlebt. Die Solistinnen und Solisten und das Orchester werden frenetisch gefeiert. Die Fortsetzungen dieser brillanten Inszenierung sind am 18. Januar, 22. Februar und 22. März 2026 geplant.
Text: SIEGFRIED JÄHNE
Das Ensemble von „Das Rheingold“ wurde vom Publikum in der Historischen Stadthalle frenetisch gefeiert – © Wuppertal Bühnen / Yannick Dietrich„DAS RHEINGOLD“
Erste Oper des Konzertzyklus „Der Ring des Nibelungen“
Von RICHARD WAGNER
Besetzung:
Michael Kupfer-Radecky: Wotan
Michael Laurenz: Loge
Joachim Goltz: Alberich
Jennifer Johnston: Fricka
Juliana Zara: Freia – Woglinde
Marta Herman: Erda – Floßhilde
Thomas Laske: Donner
Patrick Reiter: Froh
Guido Jentjens: Fasolt
Kurt Rydl: Fafner
Cornel Frey: Mime
Edith Grossmann: Wellgunde
Produktion:
Fabio Rickenmann: Dramaturgie und Produktionsleitung
Patrick Hahn -Fabio Rickenmann – Pascal Schüller: Lichtdesign
Sinfonieorchester Wuppertal
Patrick Hahn: Dirigent
Dauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten, keine Pause
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