19. Oktober 2025

WSV-Trainer Tyrala: „Das war Fußball brutal“

„Dieser Punktverlust im eigene Stadion ist für uns wie ein Sieg, definitiv!“ WSV-Trainer Sebastian Tyrala mußte sich nach dem glücklichen 2:2 (0:1) gegen die U23 des VfL Bochum erst einmal sortieren und sprach von „Fußball brutal“. Seinem Team war das Tor zum Remis erst in der letzten Sekunde der fünfminütigen Nachspielzeit gelungen.

Ronay Aarabaci (l.) jubelt mit Fritz Kleiner, der in letzter Sekunde das 2:2 erzielte – © Jochen Classen

Damit blieb der WSV im vierten Spiel in Folge ohne Niederlage und rückte in der Tabelle an diesem 12. Spieltag der Regionalliga West auf den 11. Tabellenplatz vor. Dabei sahen die Rotblauen gegen den Tabellenvorletzten schon wie der sichere Verlieren aus. Denn der VfL hatte nach den Worten von ihrem Trainer Heiko Butscher „seine bisher beste Auswärtsleistung“ gezeigt.

Aufsteiger Bochum zahlte in seiner ersten Regionalliga-Saison schon Lehrgeld, zeigte aber immer wieder gute Ansätze und wurde meist unter Wert bezwungen. Einem einzigen Sieg (gegen Rödinghausen) standen fünf Niederlagen, aber auch fünf Unentschieden gegenüber, die dem junge Team einen Abstiegsplatz einbrachten. Zuletzt verloren die Westfalen nach Führung gegen SF Lotte 1:2. Ihr UEFA-Pro-Lizenz-Trainer Butscher (45) hatte da von „zwei Minuten Tiefschlaf“ gesprochen, die erst die Niederlage verursachten.

Folgerichtig ging das Wuppertaler Trainerteam die Partie betont vorsichtig an und so operierte das Team zunächst wieder aus einer gefestigten Abwehr. Schaub und Bouzraa standen für Kamo und Bielitza in der Start-Elf. Beide Teams riskierten nichts, kamen aber durchaus zu einigen, wenn auch wenigen Torchancen. Die beiden besten Möglichkeiten der ersten Hälfe vergab für die Gastgeber Dominic Duncan.

Chestrin Oustwood kam nach der Pause zu seiner Regionalliga-Premiere für den WSV – © Jochen Classen

Während der WSV insgesamt blass blieb, kamen die Gäste zu einer optischen Überlegenheit, die in der 28. Minute mit der 1:0-Führung belohnt wurde. Ein Fehlpass von WSV-Torwart  Michael Luyambula, abgefangen von Alessandro Crimaldi, war Ausgangspunkt für den dann unhaltbaren Treffer.

Sturm-Star Dildar Atmaca spielte nur 14 Minuten

In der zweiten Spielhälfte wechselte Trainer Tyrala für Juraj Hartmann Neuzugang Chestrin Oustwood ein, der damit sein Regionalliga-Debüt hatte. Die erhoffte Wirkung entfaltete das nicht, so dass Tyrala in der 59.Minute mit einem Dreifach-Wechsel reagierte: Daiki Kamo (für Schaub), Dildar Atmaca (für Fehr) und Ronay Arabaci (für Bouzraa).

Der im Pokalspiel ob seines tollen Siegtores zuletzt in Essen noch gefeierte Dildar Atmaca mußte aber bereits in der 73. verletzungsbedingt wieder ausgewechselt werden. Offenbar traten die Probleme erneut auf, die ihm schon seit Beginn der Saison schmerzhaft begleiteten und zum mehrwöchigen Ausfall führten. Prognosen waren auch nach Spielschluss noch nicht möglich, da er aus verständlichen Gründen, wohl auch schmerzbedingt wohl das Schweigen vorzog. Für ihn kam Fritz Kleiner, der dann noch von sich reden machen sollte.

Die WSV-Spieler Ronay Aarabaci (l.) und Torschütze Fritz Kleiner – © Jochen Classen

Doch es dauerte zur 82. Minute, bis etwas zählbares herauskam. Levin Müller startete in feiner Einzelleistung von der Mittellinie einen engagierten, schnellen Vorstoß. Seine Flanke in den Strafraum verwertete der eingewechselte Ronay Arabaci per Kopf zum vielumjubelten Ausgleich. Ein Jubel, der nicht lange hielt, denn die Bochumer konterten quasi im Gegenzug. Der bei ihnen gerade erst eigewechselte Vahidin Turudija traf nach einer Crimaldi-Flanke zur erneuten VfL-Führung zum 2:1 (85.)

Fritz Kleiner schaffte mit dem Abpfiff den 2:2-Ausgleich

Der Wuppertaler Anhang hatte sich schon auf eine erneute Heimniederlage eingestellt, als der besagte Fritz Kleiner in der fünften Minute der Nachspielzeit, exakt mit dem Schlusspfiff doch noch zum 2:2-Ausgleich einköpfen konnte. Ein Treffer, der wie ein Sieg gefeiert wurde. Der 2,04 m große Bochumer Schlussmann Hugo Rölleke, ein großer Hoffnungsträger im Team der Gäste, war an diesem Tag zum zweiten Male machtlos.

Immerhin 1.814 Zuschauer sahen die erst um 18 Uhr angepfiffene Begegnung. Der Verein hatte mit Ermäßigung des Eitrittsgeldes sowie einem speziellen Unterhaltungsprogramm reagiert. Der wahre Grund für die Verlegung von dem ursprüngliche auf 14 Uhr angesetzten Partie blieb relativ unklar, stand aber sicher auch im Zusammenhang mit dem Zweitligaspiel der Bochumer gegen Hertha BSC Berlin, das am Abend im Bochumer Vonovia Ruhr-Stadion vor etwa 27.000 Zuschauen um 20:30 Uhr angepfiffen wurde und von Bochum in einem tollen Spiel nach 3:0-Führung noch 3:2 gewonnen wurde.

WSV-Sportdirektor Thomas Richter (3.v.l.) mit Cheftrainer Sebastian Tyrala (2.v.l.) und seinem Stuff – © Jochen Classen

Wollte man einmal mehr das Aufeinandertreffen gewaltbereiter Fans aus beiden Lagern vorbeugen? Auch der um 18:30 Uhr zeitnah angepfiffene Bundesliga-Hit Bayern München gegen Borussia Dortmund (2:1 für die Bayern) könnte ein Motiv für die Verlegung in Wuppertal gewesen sein.

Spielzeitverlegung gibt Raum für Spekulationen

Spekuliert wurde über polizeirelevante „Sicherheitsaspekte“ , TV-Übertragungen und auch darüber, ob die Verlegung Marketinggründe hatte. Wie auch immer, aus hiesiger Sicht eine kritikwürdige Entscheidung, bei einem an sich zuschauerträchtigen Duell der Traditionsvereine. Jedenfalls Bochumer Fans konnte der auf Zuschauer-Einnahmen angewiesene WSV im Nachbarschaftsreffen nur ganz vereinzelt ausmachen.

Der besondere Abschied von Marvin Klotzkowsky

Unter den Besuchern befand sich allerdings auch das etwas sang- und klanglos scheidende Vorstandsmitglied Marvin  Klotzkowsky. Der war erst am 1.März 2024 mit der Verantwortung für die kommerziellen Bereichen Marketing/ Sponsoring und großen Erwartungen zum WSV gestoßen. In einem Interview mit unserer Stadtzeitung am 14. Juni 2024 sprühte der damalig 30jährige noch voller Leidenschaft und Ideen für den BergischenTraditionsverein.

Die Pressekonferenz mit Bochums Trainer Heiko Butscher (l.) und Sebastian Tyrala (r.) – © Jochen Classen

Marvin Klotzkowsky sah im absehbaren Ausbleiben der EMKA-Sponsorengelder nicht das Problem und sagte uns: „Wir haben einen Fünf-Jahresplan. Erstes Ziel ist die Schaffung eines starken, tragfähigen Fundaments mit Struktur und in erster Linie den Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit im Rahmen eines neuen Leitbildes. Daneben gilt es, den Verein insgesamt wieder breiter aufzustellen“.

Seine diesbezügliche, schon im Frühjahr 2025 beendete Tätigkeit, soll mit einem sechsstelligem Salär ausgestattet gewesen sein. In den letzten Monaten übte er seine begleitende Vorstandstätigkeit nur noch ehrenamtlich aus. Kein Wunder, dass sein Ausscheiden beim WSV, gerade in einer Phase des Neuaufbaus, ambivalent gesehen wird.

„Klotzkowskys Aussendarstellung war gut“

Neben guten Wünschen war auch vereinzelt Häme zu vernehmen, wenn da im Fanbereich von “heißer Luft“ geschrieben wurde, und dass man ihm keine Träne nachweine. Eine der wenigen WSV-Stellungnahmen kam auf unsere Nachfrage hin von Sportdirektor Gaetano Manno, der vielsagend, kurz und diplomatisch meinte: „Nicht meine Baustelle, seine Aussendarstellung war gut“.

Dem Vernehmen nach arbeitet Klotzkowsky wohl  künftig für Sport die Marketing-Agentur SPORTFIVE, die seit 2007 u.a. die Vermarktung der Marketingrechte von Bayer Leverkusen verantwortet.

Text: Siegfried Jähne

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