28. September 2025Peter Pionke
WSV wie „Phönix aus der Asche“: Toller Sieg in Lotte

Die Bergischen entfernten sich damit erst mal wieder von den Abstiegsrängen und befinden sich auf Rang 13 mit Anschluß an das Mittelfeld. Nach der desaströsen Paderborner 6:1-Niederlage am 17. September im letzten Auswärtsspiel erschien der WSV jetzt in Lotte wie „Phönix aus der Asche“.
Man sah hier ein Team, das vor allem in der Abwehr diszipliniert und konsequent zur Sache ging, aber auch eine Mannschaft, die endlich auch einmal nicht vom Pech verfolgt war. Drei gelbe Karten, und zwar für Hartmann, Dervisevic und Rebronja zeugen von harter Arbeit.
Traumtor von Vincent Schaub
Für den WSV gab es in dieser Begegnung vier spielentscheidende Minuten. So als in der 68. Minute der im Mittelfeld überragende Vincent Schaub nach einer Flanke von Alessio Arabaci das Leder in einer akrobatischen Aktion mit dem Seitenriss zum 1:0 ins Tor beförderte. Ein echtes „Traumtor“!
Schon vier Minuten später gelang dem agilen rechten Außenverteidiger Levin Müller nach Vorarbeit des eingewechselten Daiki Kamo das 2:0, als er einen Abpraller von Lotte-Torwart Laurenz Beckemeyer blitzschnell aufnahm und ungemein geschickt aus spitzem Winkel in den rechten oberen Torwinkel platzierte. Derlei professionelle Stürmer-Aktionen waren beim WSV in dieser Saison so bisher noch nicht zu sehen.

Die Rotblauen wollten erkennbar nicht die gleichen taktischen Fehler wie zuletzt bei der 6:1-Niederlage in Paderborn machen und konzentrierten sich im Tecklenburger Land in der ersten Spielhälfte primär auf die eigene Torsicherheit. Sie überließen den Gastgebern weitgehend das Geschehen. Nur einmal sah man eine wirklich gefährliche torreife WSV-Aktion, die Jeff-Denis Fehr in Minute 28 aber vergab.
Lotte hatte bis dahin gute Chancen in Führung zu gehen, zeigte aber auch erstaunliche Abschlussschwächen. In einer Drangperiode erarbeiten sie sich drei ihrer insgesamt sechs Ecken in Folge, ohne hieraus Kapital zu schlagen. Lottes Trainer Fabian Lütters später resigniert: „Kampf und Einsatz haben uns heute gefehlt. Wir hatten maximal zehn gute Minuten, so kann man nicht gewinnen“.
Tyrala: „Ich wollte nicht mehr hinschauen“
In der 2. Hälfte ein völlig anderes Bild. Trainer Tyrala setzte jetzt mehr auf Angriff und nahm den diesmal eher schwachen Torjäger Amin Bouzraa (bisher 4 Tore) aus dem Spiel. Mit der Einwechselung von Daiki Kamo bekam das Spiel ganz neue Impulse. Als dann auch noch Alessio Arababaci für Jeff-Denis Fehr kam, gewann der WSV mit gefährlichen Attacken zunehmend an Torgefährlichkeit.
Dem 2:0 bis zur 72. Spielminute hätte leicht auch noch das 3:0 folgen können. Schaub hatte es in der Folge schon vor den Füßen, verzog aber aus aussichtsreicher Position. Es sollte aber noch spannend werden, denn die SF Lotte gaben nicht auf und drängten mit Vehemenz auf dem Anschlusstreffer, der ihnen dann in der 78. Minute auch tatsächlich gelang. Ein scharf geschossenen Freistoß von Krasniqi wurde von dem starken Toshiaki Miyamoto ins eigene Tor abgefälscht, unhaltbar für WSV-Keeper Michael Luyambula.
„Die letzten Minuten haben Nerven gekostet“
Was danach kam, beschrieb Trainer Tyrala später so: „Die letzten Minuten konnte ich gar nicht mehr hinschauen, ich wollte, dass der Schiri endlich abpfeift. Das hat Nerven gekostet.“ Tatsächlich aber war der WSV auch einem weiteren Treffer näher, als die Gastgeber dem Ausgleich. Ronay Arabaci, der nach seiner Einwechselung auf der linken Seite für erheblichen Druck sorgte, schob den Ball am langen Eck vorbei (81.) und als Lottes Verteidiger Fabian Rüth stolperte, konnte Daiki Kamo in den Schlussminuten für den WSV keinen Nutzen mehr generieren. Schiedsrichter Fabian Kiehl (FC Hilchenbach) hatte fünf Minuten nachspielen lassen, die aus WSV-Sicht nicht zu Ende gehen wollten…

Die WSV-Spieler lagen sich in den Armen und die Fans sangen. Sie hatten die weite Reise ins Tecklenburger Land nicht umsonst angetreten. Coach Tyrala war ein Stein vom Herzen gefallen: „In der 2. Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gemacht und hatten die besseren Chancen. Am Ende ein verdienter Sieg, wir haben aber auch noch zwei, drei Möglichkeiten liegen gelassen. Nach den letzten Auswärtsspielen bin ich glücklich, Stand heute ein toller Sieg“.
Zeit zum Verschnaufen bleibt indes nicht. Schon nächste Woche muß sich das Team um Trainer Tyrala erneut beweisen, wenn es am 11. Spieltag wieder auswärts antritt, und zwar beim titelambitionierten Tabellenfünften FC Bocholt. Am 15. Oktober steigt das Pokalspiel bei der SpVg Schonnebeck in Essen. Danach (18.10.) empfangen die Bergischen im Stadion am Zoo Aufsteiger VfL Bochum II, der, wie der WSV auch, zum erweiterten Kreis der abstiegsgefährdeten Teams gehört.
Zuschauer sollen verhindert werden
Wer erwartet hatte, dass dieses Spiel mit Lokalcharakter gegen Bochum dem WSV wieder einmal etwas Geld in die klammen Kassen spülen könnte, sieht sich getäuscht. Der Anpfiff dieser Partie wurde aus Sicherheitsgründen auf 18 Uhr um vier Stunden nach hinten verlegt. Der Grund: Die Wuppertaler Ordnungsbehörden fürchten offenkundig Ausschreitungen der Fangruppen und möchten die Anreise der Bochumer soweit wie möglich unterbinden.
Bochums erste Garnitur tritt nämlich um 20:30 Uhr in Bochum zum Spiel der 2. Bundesliga gegen Hertha BSC an und die Bochumer Fans werden, so das Kalkül, die Fahrt nach Wuppertal dann aus Zeitgründen nicht mehr antreten. Da taucht schon die Frage auf, wie es in anderem Städte gelingt, mit viel größeren Zuschauerströmen für Sicherheit zu sorgen?
Während man etwa in Düsseldorf, Gelsenkirchen oder Dortmund Zuschauermengen in zehnfacher Größenordnung beherrscht, traut man sich heute in Wuppertal nicht mehr zu, bei vielleicht 5.000 Zuschauern für Sicherheit zu sorgen. Wie hat man das in letzten Jahren geschafft, als z.B. zuletzt noch 2024 der MSV Duisburg zu Gast war und 9.400 Zuschauer gezählt wurden? Ein fachkundiger Beobachter zu dieser Entwicklung: „So bekommt man die Regionalliga auch kaputt“.

Text: SIEGFRIED JÄHNE
Sportfreunde Lotte – Wuppertaler SV 1:2 (0:0)
Aufstellung Sportfreunde Lotte:
Beckemeyer – Kehl, Rüth, Uzelac, Ciccarelli (59. Nwachukwu), Krasniqi, Heider, Kerkemeyer, Demaj (59. Doumbouya), Kurt (64. Stubbla), Horn (64. Klefisch, 73. Pabon Angarita)
Aufstellung Wuppertaler SV:
Luyambula – Miyamoto, Rebronja, Dervisevic, Duncan (75. Wagemann), Aydogan, Schaub (83. Kleiner), Hartmann, Fehr (64. Arabaci), Müller, Bouzraa (46. Kamo)
Schiedsrichter: Fabian Kiehl
Tore: 0:1 Schaub (68.), 0:2 Müller (72.), 1:2 Krasniqi (77.)
Gelbe Karten: Hartmann, Dervisevic, Rebronja
Zuschauer: 796
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