22. September 2025

BeST-Kurs-Programm: Das Bergische Schul-Technikum  

BeST - Das Bergische Schul-Technikum! In der beliebten Uni-Reihe "Transfergeschichten" hat sich Autor Uwe Blass mit Sarah-Lena Debus, Koordinatorin des zdi-Zentrums BeST, über das neue Kursprogramm für alle Schülerinnen und Schüler zur Förderung des MINT-Nachwuchses im Bergischen Städtedreieck unterhalten.    

Die Dipl-Biologin Sarah-Lena Debus von der Bergischen Universität – © privat

BeST, zdi und MINT, drei Kürzel, die es in sich haben, denn sie wollen das Interesse von Schülerinnen und Schülern an Berufen und Studiengängen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) wecken. Sarah-Lena Debus ist die Koordinatorin des, an der Bergischen Universität angedockten, Zentrums ´Zukunft durch Innovation. NRW`, kurz zdi genannt und verantwortlich für das Bergische Schul-Technikum (BeST), das im Oktober wieder ein umfangreiches, kostenfreies Kursprogramm für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen ab der Jahrgangsstufe 7 anbietet.

Gründung des zdi-Zentrums 2008

In den 2000er Jahren erkannten viele Arbeitgeber, dass es im MINT-Bereich viel zu wenige Fachkräfte gibt. Aufgrund dieses Bedarfes wurde das Wuppertaler zdi-Zentrum auf Initiative des Studiendirektors Jörg Bröscher von der Alexander Coppel-Gesamtschule in Solingen 2008 gegründet. „Er suchte hier an der Uni Menschen, die das Projekt unterstützten“, erklärt Debus, „und so traf er auf Prof. Anton Kummert vom Fachbereich Elektrotechnik am Lehrstuhl Allgemeine Elektrotechnik und Theoretische Nachrichtentechnik. Er war direkt begeistert vom Vorhaben und hat sich direkt bereit erklärt, das Projekt an seinem Lehrstuhl anzudocken. So sind wir damals als das zweite zdi-Zentrum in NRW gegründet worden.“

© Bergische Universität

Nur Bochum war um ein paar Monate schneller. Das zdi-Zentrum BeST ist ein von der Bundesagentur für Arbeit (Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen), der Gemeinschaftsoffensive Zukunft durch Innovation (Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen) sowie von der Bergischen Universität Wuppertal getragenes Projekt. „Wir waren damals mit der Startschuss in NRW dafür, dass jetzt landesweit in NRW 47 zdi-Zentren existieren. Wir in Wuppertal sind immer noch mit eines der größten zdi-Zentren, verantwortlich auch für die Nachbarstädte Remscheid und Solingen.“

Unterschiede zur Junior Uni Wuppertal

Das zdi-Zentrum BeST ist Teil eines NRW-weiten Bildungsnetzwerks mit über 5000 Partnerschaften mit Akteurinnen und Akteuren aus den Bereichen Wissenschaft, Schule, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zdi-Zentren gibt es mittlerweile in allen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW.

Das regelmäßige Kursangebot des Bergischen Schul-Technikums richtet sich ausschließlich an MINT-interessierte Schülerinnen und Schüler höherer Klassen. „Wir arbeiten im Sinne der Bildungskette natürlich mit der Junior Uni und anderen örtlichen Initiativen zusammen, wir haben auch Kooperationskurse, aber grundsätzlich ist unser Fokus ab Klasse 7 aufwärts, weil unsere Kurse der vertieften Berufs- und Studienorientierung dienen.“

Ein Ballon wird gefüllt – © BeST

Alle Kurse des BeSTs seien komplett kostenfrei, betont Debus, denn man wolle alle Jugendlichen erreichen, egal wo sie herkommen. Ein weiterer Unterschied bestehe in den variablen Orten der Kursangebote, „Wir bieten unsere Kurse nicht lokal an einem Ort an, wie die Junior Uni das tut, sondern wir haben dafür 12 Schwerpunktstandorte im Bergischen Städtedreieck verteilt, wo wir regelmäßig die Kurse anbieten. Dabei sehen die Jugendlichen z. B. hier an der Uni auch all unsere Labore und Lehrwerkstätten. Auch Stadtbibliotheken, Lehrwerkstädte und Berufskollegs sind Teil der Schwerpunktstandorte, an denen regelmäßig Kurse angeboten werden.  Nach jedem Kurs erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Zertifikat für die Bewerbungsunterlagen, sowie einen positiven Eintrag auf dem Schulzeugnis. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass sich die Jugendlichen selber für die Kurse anmelden. Meistens erfahren sie durch BeST Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt vor Ort in den Schulen vom Kursangebot und der Chance unverbindlich einmal einen BeST Kurs zu besuchen. Daraufhin melden sie sich bei uns an, weil wir in den Vorträgen ihr Interesse geweckt und sie sich währenddessen schon für ein bestimmtes Thema entschieden haben. Die Eltern spielen dabei nachmittags eher eine beratende Rolle.“

Auszubildende und Studierende werden zu Trainern

Zielgruppennah sind auch die Leiter der Kurse. Dazu Debus: „Wir haben verschiedene Arten von Kursen. Das sind einmal die Kurse hier an der Hochschule, die werden dann von Studierenden im Bachelor- oder Masterstudiengang, Doktoranden und auch festen BeST-Mitarbeitern geleitet, die extra dazu eingestellt wurden. Wenn wir zu Firmen gehen, führen dort die Ausbildungsleiter oder meist mit Auszubildenden, die Kurse durch. Oftmals planen auch die Auszubildenden selbstständig die Kursinhalte für die BeST-Schülerinnen und Schüler.“

So könnten auch die Auszubildenden ihr erlerntes Wissen direkt weitergeben und sind vom Alter und den Interessen noch nicht allzu weit von den Schülerinnen und Schülern entfernt. Debus nennt zwei Beispiele: „Bei der Firma Zwilling gab es z. B. einmal einen LED-Cube, den haben die Auszubildenden komplett alleine geplant. Oder bei der Firma Klauke in Remscheid, da bauen sie ein Elektroauto, drucken das Chassis von diesem Auto, bauen und löten den ganzen Motor selber und programmieren das auch. Hinterher fahren sie dann damit Wettrennen.“

Ungewöhnliche Kursangebote …

Die Bandbreite der Kurse ist enorm. U.a. ergänzt ein ungewöhnliches, neues Format das Gesamtprogramm. „Da wird z. B. die Tapetenfirma Erfurt zum ersten Mal mit dabei sein. Die sind ja immer noch mit ihrer Raufaser Marktführer und möchten auch jungen Leuten nach außen ihr modernes Image zeigen. Sie bieten einer kleinen Gruppe von Schülern die Möglichkeit, ihre eigene Tapete herzustellen, also mit eigenen Print-Designs, die sie nachher auch mit nach Hause nehmen dürfen.“

Bei Firma Klauke wurden Elektroautos hergestellt – © Foto: BeST

Ein weiterer Kurs trägt den Titel ´Genetischer Fingerabdruck – dem Täter auf der Spur`. Dazu nutzt das BeST auch eines der unieigenen Schülerlabore. „Die zdi-Schülerlabore sind etwas Besonderes“, erklärt die Koordinatorin, „denn nicht alle Zentren können auf Labore zurückgreifen. Wir haben hier die Biologie, die Chemie und auch die Geo-IT als Bergische Science-Labs mit dabei. Diese Schülerlabore führen im Gegensatz zu uns für ganze Schulklassen Kurse durch, die jeder Lehrer jederzeit buchen kann, also auch Lehrer jenseits des Bergischen Städtedreiecks. Diese Kursinhalte sind meist thematisch an die Kernlehrpläne der Schulen angepasst und lassen sich perfekt in die Unterrichtsreihen integrieren.“

Insgesamt werden im Oktober wieder 25 Kurse an 12 Standorten angeboten. Das sei eine einzigartige, städteübergreifende Studien- und Berufsorientierung mit Alleinstellungsmerkmal im Bergischen Land, betont Debus und fährt fort: „Es gibt natürlich viele Initiativen und Bildungspartner, die ähnliche Dinge machen und mit uns hervorragend kooperieren, wie z. B. das CHECK, das Schülerforschungszentrum in Solingen. Dort unterstützen wir vor Ort das MINT-Angebot durch einige unserer Kurse.  Auf Nachfrage von Schülergruppen, einzelnen Eltern oder auch Lehrern bieten wir auch besondere Formate an, wie z.B. Schul-AGs, MINT-Tage für ganze Jahrgangsstufen, einzelne Praktika oder auch weitere Sonderformate. Wir sind sehr flexibel und versuchen für alle ein gutes an die jeweiligen Bedarfe angepasstes Angebot bieten zu können.

… an unterschiedlichen Orten

An den BeST-Kursen sind auch Unternehmen des Bergischen Städtedreiecks beteiligt. Das biete viele Vorteile für die Schülerinnen und Schüler. „Für die Firmen ist es gut, denn sie sehen jenseits der Bewerbungsunterlagen direkt die Menschen im Kurs. Wenn da sechs oder acht Schüler sind, dann sehen die schon, ob die jungen Leute überhaupt ins Unternehmen passen. Sie sehen aber nicht die Noten, nach denen normalerweise eingeladen und eingestellt wird. So kann jemand schon im Kurs von sich überzeugen, auch wenn er in der Schule nicht zu den besten gehört. Oftmals geben die Schüler schon eine Bewerbung für ein Praktikum ab.“

Für die Schüler sei es wiederum einfach toll, das Unternehmen kennenzulernen und herauszufinden, was er oder sie schon alles kann. Auch die dann ausgehändigten Zertifikate seien hilfreich bei der bevorstehenden Bewerbung, sowie die positiven Einträge auf dem jeweiligen Schulzeugnis.

An bis zu 68 Partnerschulen wird das Kursprogramm beworben

Die Vorbereitungen bis zur Durchführung der Kurse laufen alle über das BeST, so dass die Firmen keine Arbeit damit hätten, erklärt Debus. „Das ganze Anmeldesystem wird über uns gemacht, wir checken Einverständniserklärungen für Fotorechte, wir leisten die gesamte Pressearbeit. Die Firmen bekommen zum Kursstart eine fertige Liste der Schülerinnen und Schüler und müssen sich bis auf den eigentlichen Kursablauf im Unternehmen um nichts weiter kümmern. Wir sorgen für Sicherheitsschuhe, wenn nötig und regeln das Mittagessen in der Mensa, wenn die Jugendlichen auf dem Campus sind.“

68 Partnerschulen in Remscheid, Solingen und Wuppertal werden regelmäßig besucht. „Jetzt läuft gerade die erste Werbephase, immer zu Beginn des neuen Schulhalbjahres. In diesen vier bis sechs Wochen gehen wir mit unseren Rollköfferchen, Exponaten und Flyern in die Schulen und stellen entweder das BeST in Kurzvorträgen von Klasse zu Klasse oder in der großen Aula vor. Da zeigen wir z. B. ein kleines Video vom Roboterwettbewerb und versuchen die Kinder zu überzeugen.“

Für die Anmeldung gibt es ein eigenes Anmeldetool, dass das Wuppertaler zdi-Zentrum entwickeln ließ und auch allen anderen zdi-Zentren zur Verfügung gestellt hat. Darin stehen dann alle Kursbeschreibungen sowie die Standorte, man kann die BeST-Fotogalerie ansehen und sich natürlich darüber anmelden. „Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt“ sagt Debus abschließend, „man kann sich immer so lange anmelden, bis der Kurs voll ist. Manche Kurse bieten wir auch mehrmals an unterschiedlichen Standorten in allen drei Städten an, um die Wege für die Jugendlichen zu verkürzen, oder auch wenn die Nachfrage ganz besonders hoch ist.

Das komplette Kursangebot mit der Möglichkeit der Anmeldung findet man unter: https://zdi-best.de/kursuebersicht/.“

Uwe Blass

Sarah-Lena Debus – © privat

Über die Dipl.Biologin Sarah-Lena Debus

Sarah-Lena Debus ist Dipl.-Biologin und leitet das zdi-Zentrum BeST an der Bergischen Universität Wuppertal.

 

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