21. September 2025

Ein wertvoller Punkt, der die Moral beim WSV stärkt

Wer den WSV nach der 1:6-Niederlage in Paderborn schon auf Talfahrt wähnte, wurde gestern angenehm überrascht. Im Heimspiel gegen den seit 37 Spieltagen unbesiegten Spitzenreiter Sportfreunde Siegen, wäre im Stadion am Zoo fast ein Sieg gelungen, doch es blieb am Ende bei einem leistungsgerechten 1:1 (0:1) Unentschieden.

Mit der Einwechslung von Jeff Denis Fehr (r.) kam beim WSV frischer Wind ins Spiel – © Archivfoto Jochen Classen

Ein Punktgewinn, der sich weniger in der Tabelle auswirkt, der Moral aber nach der vernichtenden letzten Pleite in Ostwestfalen ungeheuer gut tun dürfte. Einmal mehr mußten die Rot-Blauen mit dem Schiedsrichter hadern. Jörn Schäfer (33) aus Iserlohn hatte nicht immer eine glückliche Hand.

So als Gästestürmer Derrick Kyere nach einer halben Stunde in den Strafraum dribbelte und im Duell mit Hans Juraj Hartmann zu Fall kam, zögerte der Schiri keine Sekunde und entschied auf Elfmeter, den Dustin Willms sicher (29.) verwandelte. Eine Verwarnung für ein Foulspiel im Strafraum, wie üblich, gab es für Hartmann bezeichnender Weise nicht.

Schiri Schäfer mit „Beiss-Hemmungen“

Die Gäste durften sich eingeladen fühlen und spekulierten jetzt im Strafraum mehrfach auf einen Pfiff. So in der 48., als Kyere wieder zu Fall kam, diesmal indes folgenlos. Beiss-Hemmungen zeigte Schiri Schäfer dann aber auch auf der anderen Seite, als er den Tatort an den Rand des Sechzehners (73.) verlegte. Einen Pass von Toshiaki Miyamoto wollte der beim WSV inzwischen eingewechselte Jeff-Denis Fehr erlaufen, doch Siegens Torwart Ospelt beförderte ihn mit einem klassischen Bodycheck ins Aus. Es gab Freistoß aus dem Eckbereich.

Da sich die Aktion im Strafraum abgespielt hatte, hätte Schiedsrichter Jörn Schäfer auf Elfmeter entscheiden müssen, wie auch Bildaufzeichnungen der auf der Pressetribüne anwesenden Kameramänner sofort belegten. Ein Videobeweis für den Schiri aber gibt es in der vierten Spielklasse indes bekanntlich nicht. Gästetrainer Thorsten Nehrbauer relativiert später, als er auch beim WSV-Tor in der 86. Minute  durch Fritz Kleiner  eine Unsauberkeit gesehen haben wollte und sprach von ausgleichender Gerechtigkeit.

WSV-Trainer Sebastian Tyrala hatte seine Mannschaft gegen den Spitzenreiter sehr gut eingestellt – © Archivfoto Jochen Classen

Mit Jeff-Denis Fehr kam die Wende

Für die leidgeprüften WSV-Fans war es der Höhepunkt des Spieles: Eine Flanke von Tshiaki Miyamoto in der Schlussphase war eigentlich schon geklärt. Doch der Ball landete bei Fritz Kleiner, der das Leder in den rechten Winkel beförderte und somit den umjubelten Ausgleich für den WSV erzielte.

Die Wuppertaler hatten sich nach der 1:6-Klatsche in Paderborn zunächst vorwiegend auf reines Verteidigen verlegt. Mit Erfolg, denn die hochfavorisierten Gäste kamen nur selten gefährlich nach vorne und wenn, dann fanden sie, wie Torjäger Willms (bisher 4 Treffer) in der 22. Minute, in WSV-Torwart Luyambula ihren Meister. So  auch als  Josue Santo schon das mögliche 2:0 vor sich hatte, doch Michael Luyambula im kurzen Eck auf dem Posten (50.) fand.

Die Siegener  beschäftigten Wuppertal in der eigenen Hälfte, ohne wirklich zwingend zu werden. Der WSV blieb im Angriff blass, bis der lange verletzte Jeff-Denis Fehr und Vincent Dominic Schaub in der 62. Minute eingewechselt wurden. Besonders der 30jährige, in Stolberg geborene und von Bayer Uerdingen gekommene Fehr, darf als große Bereicherung gewertet werden. Seine sieben Tore aus der letzten Regionalliga-Saison sind noch in bester Erinnerung.

So „klaute“ der WSV – wie es Siegener Medien ausdrückten – durch eine starke Schlussoffensive mit guten Torchancendem hohen Favoriten im Stadion am Zoo einen Zähler. Verständlich, dass auch in diesem Spiel die Emotionen hochkochten. WSV-Trainer Sebastian Tyrala lieferte sich noch  in den Schlussminuten am Spielfeldrand einen heftigen Wortwechsel mit dem gegnerischen Co-Trainer.

Fieberten auf der Tribüne mit: Miriam Scherff (SPD), die am nächsten Sonntag in der Stichwahl um das Wuppertaler Oberbürgermeisteramt gegen ihren Kontrahenten Matthias Nocke antritt, mit WSV-Legende Günter Pröpper – © Siegfried Jähne

Der Ärger war dann bei der Pressekonferenz verflogen:  „Wir nehmen den Punkt von der Moral mit. Wir haben bis auf einen individuellen Fehler fast nichts zugelassen. Wir sehen, dass die Qualität so langsam zurückkommt. Wir haben heute eine gute Reaktion nach Mittwoch gezeigt und freuen uns aufs Rückspiel.“

Zwei Englischen Wochen und kleiner Kader zeigen Wirkung

WSV-Sportdirektor Gaetano Manno erklärte: „ Auch wenn wir nicht viel zugelassen haben, man hat gemerkt, dass wir durch die zwei Englischen Wochen und den kleinen Kader sehr müde waren!“ Gästetrainer Thorsten Nehrbauer: „Ich bin enttäuscht. Wir waren  bis zur 75. Minute zwar dominant, aber zu inaktiv und oft nicht zwingend. Das Foul an Fehr war ein Elfmeter, aber beim Gegentor wird Kammerbauer gefoult, ausgleichende Gerechtigkeit.“

Im Schnitt kassierte das Team von Trainer Sebastian Tyrala  bislang mehr als zwei Gegentreffer pro Spiel. Derzeit belegt der WSV damit den ersten Abstiegsplatz. Mit erschreckenden 21 Gegentoren stellt Wuppertal die schlechteste Abwehr der Liga. Wie ausgeglichen die Regionalliga West ist und wie wechselvoll hier gespielt wird, zeigt ein Blick auf die anderen Schauplätze.

Da erreicht der hoch abstiegsgefährdete VfL Bochum II gegen Paderborn II ein  2:2 Unentschieden. Paderborn hatte zuletzt gegen den WSV wie ein Titelanwärter aufgespielt. Die Wuppertaler müssen jetzt zweimal auswärts antreten, und zwar in Lotte und in Bocholt. Auch bei diesen starken Gegnern beginnen die Spiele selbstverständlich bei 0:0. Bange machen gilt also nicht. Das nächste Heimspiel findet dann am 18. Oktober gegen den VfL Bochum II statt.

Text: Siegfried Jähne

Wuppertaler SV – Sportfreunde Siegen 1:1 (0:1)

Aufstellung des Wuppertaler SV:

Luyambula – Müller, Dervisevic, Hartmann (46, Bielitza), Miyamoto – Rebronja, Bouzraa (61. Fehr), Aydogan (61. Schaub), Arambasic (46. Duncan), Kleiner – Kamo (79. Arabaci) – Trainer: Sebastian Tyrala

Aufstellung Sportfreunde Siegen:

Ospelt – Kammerbauer, Rumpf, Mayer, Hodroj – Brock, Saghiri (86. Krämer), Kyere (61. Güclü), Tokac (61. Oubeyapwa), Willms (81. Pursian) – Santo (61. Kader) – Trainer: Thorsten Nehrbauer

Tore: 0:1 Willms (29.), 1:1 Kleiner (86.)

Spielort: Stadion am Zoo

Schiedsrichter: Jörn Schäfer

Gelbe Karten: Arambasic – Mayer

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