5. August 2025Peter Pionke
Fußball-Amateure: Mit der Jugend raus aus dem Tiefpunkt?

Viele Klubs kämpfen um Vereinsförderung sowie Gewinnung von Nachwuchs. Der SSV Sudberg aus der Wuppertaler Südstadt bietet hier aktuell ein gutes Beispiel.
SSV Sudberg gibt ein Beispiel
Es gab Zeiten, da agierten die Wuppertaler Amateurvereine auf höchsten Niveau. Der Cronenberger SC stand 1952 im Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft und wurde deutscher Amateur-Vizemeister. TuS Viktoria 96 Wuppertal hatte in den 60ger Jahren an der Barmer Rudolf-Strasse in der Verbandsliga bis zu 5.000 Zuschauer und damit sogar oft mehr als der damals eine Klasse höher spielende spätere Bundesligist Wuppertaler SV.
Siebenklassige Aushängeschilder: FSV Vohwinkel und Cronenberger SC
Als Vizemeister der damaligen Verbandsliga Niederrhein qualifizierten sich die Viktoria-Spieler um Gerd Bönschen, Ernst Orthmann und Harry Tschiedel 1969 sogar für die deutsche Amateurmeisterschaft, in der man in der Vorrunde gegen die Akteure von Hannover 96 scheiterte. Aber auch SSVg Barmen und VfL Wuppertal (heute ASV bzw. Borussia Wuppertal) spielten in dieser Zeit eine größere Rolle.

Aktuell sind der FSV Vohwinkel und der Cronenberger SC die „Aushängeschilder“ des Wuppertaler Amateurfussballs. Sie sind in der Bezirksklasse (7. Ebene) zu Hause. Viele Fans sprachen nach dem aktuellen Landesliga-Abstieg der „Dörper“ in der Saison 2024/25 von einem „bitteren Gang“ des CSC. Alle anderen Vereine findet man nur noch in den Kreisligen wieder, so auch den früheren Bezirksligisten (2019/20) SSV Sudberg, der mittlerweile in der Kreisliga A kickt, wo er in der abgelaufenen Spielzeit den neunten Tabellenplatz erreichte.
Der bittere Abgang der Cronenberger
Einst wähnte man sich in Sudberg sogar auf dem Sprung in die Landesliga. Insider wissen aber, dass schon die Bezirksklasse (6. Ebene) für die Südstädter nur aufgrund eines großen finanziellen Engagements von Mäzenen wie dem 2008 verstorbenen Heinz Schwaffertz möglich war. Ihm zu Ehren wurde die kleine Sportanlage Riedelstrasse dann auch umbenannt, in „Heinz-Schwaffertz-Arena“.

Heute ist an der Riedelstrasse eine neue Generation mit neuer Philosophie am Ruder des 1907 gegründeten Traditionsvereins. An der Spitze steht Nicholas Rood, zugleich Kapitän der ersten Mannschaft. Gearbeitet wird jetzt nach den Prinzipien eines mittelständisches Unternehmens und möchte Familien eine Wohlfühl-Atmosphäre bieten“, erklärte Felix Radecke, 2. Vorsitzender des Vereins. Neben dem geschäftsführenden Vorstand erledigen jetzt Ausschüsse die wachsenden Aufgaben.
Neuzugänge im Jugendbereich wichtiger als im Seniorenbereich
Zurück zu den Wurzeln lautet die Devise. Flossen früher 90 Prozent der Einnahmen und Sponsoren-Beiträge in die erste Fußballmannschaft, so denkt man heute anders und investiert lieber in die Jugendabteilung, wo man z.B. junge Trainer aus den eigenen Reihen heranbildet, sie finanziert und mit technischem Geräte wie z.B. Laptops ausstattet.

„Bei uns ist jeder ohne Ausnahme willkommen, sofern er bereit ist, unsere Werte sowie die sportlichen Regeln zu respektieren. Randalierer lehnen wir ab“, sagte uns Felix Radecke. Rund 600 Mitglieder zählt der SSV Sudberg mittlerweile. An der Riedelstrasse haben sechs Senioren-Teams und 12 Jugendmannschaften mit zunehmender Tendenz ihre Heimat.
„Uns sind fünf Neuzugänge im Jugendbereich, wichtiger als ein einziger Zugang im Seniorenbereich“, erklärte uns Vorstandsmitglied Christian Engelstadt und fügte die Begründung gleich hinterher: „Legionäre kommen, kassieren und ziehen oft weiter zum nächsten Geldgeber, ohne dass der Verein hiervon nachhaltig profitieren würde“.
Zum Thema Ziele außerhalb des Fußballplatzes äußerte sich Felix Radecke, man wolle mittel-und langfristig das Vereinsheim mit Umkleidemöglichkeiten in zwei Stufen erweitern und auf zwei Ebenen bringen. Der mehr als knappe Parkraum könnte auf einem benachbarten Grundstück erweitertet werden, sofern die Stadt Wuppertal sich in der Lage sieht oder Willens ist, das in Privatbesitz befindliche Nachbar-Grundstück zu diesem Zwecke zu erwerben.
Stadt Wuppertal erkennt Zeichen der Zeit

Auch die Stadt Wuppertal hat jetzt die Zeichen der Zeit erkannt und versucht der Entwicklung im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten Rechnung zu tragen. Für rund 350.000 Euro hat sie die 2002 gebaute Spielfläche an der Riedelstrasse mit einer elastischen Trageschicht und neuem Kunstrasen aufwendig saniert. Am 13. August soll das Fuüßballfeld für den Spielbetrieb des SSV Sudberg freigegeben werden.
Ähnliche Investitionen hat die Stadt zuletzt für die Sportanlage Freudenberg mit 220.000 € getätigt. Sportamtsleiterin Alexandra Szlagowski verriet, dass demnächst auch noch die Ausschreibung eines Kunstrasens und einer LED-Flutlichtanlage für den Sportplatz Uellendahl für rund 280.000 €, der wettkampfgerechte Ausbau der Leichtathletikanlage am Gelben Sprung für 650.000 € sowie eine Dachsanierung des Sportplatz- und Vereinsheimes der Sportfreunde Dönberg vorgesehen sind.

Daneben stehe an der Cronenberg Hauptstrasse eine aufwendige Sanierung des Sportplatzes an. Weil hier ein Gewässer-Verlauf tangiert ist, wird hier nicht das Sportamt, sondern das Grünflächen-Amt tätig. Geplante Kosten 700.000 €. Da hierfür eine viermonatige Bauzeit geplant ist, werden die Arbeiten in Absprache mit dem Cronenberger SC erst in der Spielpause 2026 durchgeführt.
Text: Siegfried Jähne
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