24. Juli 2025Peter Pionke
Vor dem WSV liegt eine der spannendsten Spielzeiten

Zum Auftakt waren 4.449 Zuschauer im Stadion. Das Eröffnungsspiel ist seit jeher ein Highlight und für den Ausrichter ein besonderes Privileg. In den vergangenen beiden Spielzeiten wurde immer von einem späteren Aufsteiger zur 3. Liga eröffnet, zuletzt von Alemannia Aachen und MSV Duisburg.
Während die Kölner jetzt mit einem Etat von 2,2 Mio.€ durchaus zum Kreis der Mitfavoriten gezählt werden, mußte man in Wuppertal mit einem „Mini-Etat“ von geschätzten (nur noch) 830.000 € auf Sparflamme kochen und wäre am Ende wohl schon mit dem Klassenerhalt zufrieden. Spannung ist da garantiert. Sport-Direktor Gaetano Manno: „Ziel ist, zunächst einmal die notwendigen 40 Punkte zu erreichen um in ruhige Gewässer zu kommen“.
Die ungleichen Brüder
Ein Vergleich der Etats zeigt die total unterschiedlichen Ausgangspositionen der am Start befindlichen 18 Vereine. Das WSV-Team befindet sich mit seinem „Mini-Etat“ auf Rang 14, der erste Gegner Fortuna Köln rangiert dagegen mit 1.97 Mio. € auf dem fünften Platz. Führend hier Borussia Dortmunds U23 mit 9,38 Mio. € vor Borussia Mönchengladbach U23 mit 4,20 Mio.€ „Startkapital“.
Mehr Spannung, weniger Zuschauer?
Die Spannung auf die Saison hat indessen mehrere Ursachen, auch weil diesmal gleich sieben Zweitvertretungen aus der 1. und 2. Bundesliga vertreten sind. Drittliga-Absteiger Dortmund II sowie Aufsteiger VfL Bochum II sind neu dabei. Die anderen U21/23 Vertretungen stellen der 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04 und der SC Paderborn.

Zweitvertretungen haben indes den Nachteil, dass sie bei Auswärtsspielen relativ wenig Zuschauer anlocken und außerdem auch selbst keinen großen Anhang mitbringen. So fehlen nach dem Aufstiegen von Aachen, Duisburg oder Münster die Zuschauermagneten, die zuletzt oft allein die leeren Kassen der Heimmannschaften füllten.
Ein klarer Anwärter für den Aufstieg ist nicht auszumachen. In einer Trainerumfrage des „Kicker“ wurden gleich elf mögliche Kandidaten für den Aufstieg genannt. Als Titel-Favoriten werden zwar Borussia Dortmund II und der 1. FC Bocholt gehandelt, immerhin mindestens ein Drittel der befragten Trainer zählten auch Gütersloh, Oberhausen, Lotte und Fortuna Köln zum Favoritenkreis. Während der WSV in der Saison 2023/24 als Tabellendritter noch im Kampf um den Aufstieg mitgemischt hatte, findet er als denkbarer „Titelanwärter“ diesmal keine Erwähnung.
Insbesondere die aus der dritten Liga abgestiegene U23 von Borussia Dortmund macht ein Gefälle in der vierten Liga überdeutlich. Welche Herausforderungen (nicht nur) auf das Tyrala-Team zukommen, zeigt in Blick auf die einzelnen Marktwerte der gegnerischen Top-Spieler. Gleich 18 Akteure von Borussia Dortmund II gehören zu den 35 am höchsten bewerteten Akteuren der Regionalliga West, die zwischen 200 Tsd. € bis 1,5 Mio. € taxiert werden.
Drei Spieler werden mit je 1,5 Mio. Euro bewertet
Die drei wertvollsten der insgesamt 477 Regionalliga-Spieler sind die Dortmunder Stürmer Cole Campbell (19) und Diallo Ousmane (18) sowie der Gladbacher Torwart Tiago Pereira Cardoso (19.) Sie sollen einen Marktwert von je 1,5 Mio. € haben. Zum Vergleich: Die teuersten WSV-Neuzugänge sind Fritz Kleiner (22), Alessio Arambasic (23) sowie Jeff Dennis Fehr (30), die von „transfermarkt.de“ mit jeweils 75.000 € gelistet wurden.

Gladbachs kroatischer Ù-21-Nationalspieler Noah Pesch (20) soll aktuell ein Angebot des Karlsruher SC haben, die Rede ist von 2 Mio. Euro Ablösesumme. Dies macht deutlich, dass die Regionalliga für viele junge Spieler in erster Linie als Sprungbrett für höhere Aufgaben gesehen wird. Auch das gehört zur Wahrheit. Im Durchschnitt verdienen Regionalliga-Spieler eher wenig: Nämlich zwischen 425 und 1.500 Euro im Monat
Gelingt dem Tyrala Team der große Umbruch?
Die Frage ist, ob und wie schnell Chef-Trainer Sebastian Tyrala und sein Team der Umbruch nach dem Abgang von 20 Akteuren und dem eingeleitete Verjüngungsprozess mit den 17 „Neuen“ gelingt. Am Rande interessant: Nur wenige Spieler, die den WSV verlassen haben, konnten einen neuen, sportlich und wirtschaftlich interessanten Kontrakt ergattern. Ausnahmen sind die beiden Stürmer Timo Bornemann (24), der beim Auftaktgegner Fortuna Köln landete und Pedro Cejas (24), der einen Einjahresvertrag beim Erstligisten FC Zabbar St. Patrick auf Malta unterschreiben konnte.
Die Erwartungen beim WSV ruhen auf den neuen Angreifern Jeff-Denis Fehr, Fritz Kleiner, Vincent Schaub, Imad Sekaki und Kadi Atmaca. Aber auch die Schaltstellen im Mittelfeld mit Semir Saric, Dominic Duncan, Alwin Weber, Darko Kamo, Jeremy Aydogan, Imad Sekaki und Henry Mertsch werden besonders wahrgenommen. In der Abwehr sieht man mit Torwart Michael Luyambula den neuen Kapitän, der ein gutes Beispiel dafür sein kann, dass „Marktwerte“ immer relativ sind.
Weitere WSV-Neuzugänge im Gespräch
Luyambula hatte mit seinen Glanzleistungem in der letzten Saison maßgeblich zum Klassenerhalt des WSV beigetragen, sein Marktwert wurde ungeachtet dessen in den Transferlisten weiter mit „nur“ 50.000 € gelistet. Ob Fotios Adamidis oder Emil Metz erster Ersatzmann im WSV-Tor sein wird, soll noch geklärt werden. Vor ihnen sollen Kilian Bielitza, Levin Müller sowie Lennard Wagemann, Alidin Dervisevic, Salvin Rebnronja, Romeo Kovarszki und Neuzugang Toshiaki Miyamoto (26) für Sicherheit sorgen.

Subaru Nishimura fällt dagegen nach seiner im Training erlittenen Fußfraktur bekanntlich für Monate aus. Gaetano Manno deutet bei der Pressekonferenz vor dem Köln-Spiel an, dass noch weitere Verstärkungen geplant seien, was indes am Ende budgeabhängig sei. Aktuell besteht der Kader aus 26 Spielern.
Werden die Anstrengungen in der Nach-Runge-Ära honoriert?
Die Vorbereitungsspiele des WSV verliefen eher suboptimal. Da war die 0:5-Niederlage gegen den Zweitligisten VfL Bochum, zwei Unentschieden und ein Sieg gegen fünftklassige Teams aus der westfälischem Oberliga, nämlich Schermbeck und Rhynern sowie ein 2:0 Erfolg beim TuS Ennepetal. Da ragte allein der 2:1 Erfolg beim Süd-Regionalligisten KSV Hessen Kassel, dem Verein von WSV-Ex-Trainer René Klingbeil, heraus.
Für den WSV steht in dieser Spielzeit viel auf dem Spiel. Ob die Saison erfolgreich verläuft, hängt wie immer von vielen Faktoren ab. Entscheidend wird freilich sein, ob die Zuschauer und das wirtschaftliche Umfeld im Bergischen Land die großen Anstrengungen in der Nach-Runge Ära honorieren und das neue Team von Anfang an unterstützen.
Die Saison 2025/26 könnte zu einer Schicksals-Saison werden. Es geht schlicht darum, ob es auch in Zukunft in Wuppertal Fußball auf höherem Niveau geboten werden kann. Wie sagte doch jüngst IHK-Chef Henner Pesch: „Die Bergische Region zusammen würde die sechstgrößte deutsche Stadt darstellen“. Würde…
Text: Siegfried Jähne
Link zur Webseite des Wuppertaler SV:
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