18. Juli 2025

Ulrich Kühnel verhalf Boris Becker zu großen Erfolgen

Tennis-Hero Boris Becker (57) gewann in seiner Traum-Karriere 59 Turniere, darunter sechs Grand Slam-Titel: Dreimal Wimbledon, zweimal die Australien Open und einmal die US Open. Und immer dabei und nicht unerheblich am Erfolg beteiligt: Ulrich Kühnel, sein Bespanner.

Ulrich Kühnel bespannte 15 Jahre lang die Tennisschläger von Boris Becker und war massgeblich an seinem Erfolg beteiligt – © privat

Der wichtige Service-Mann saß während der Matches immer mit dem Trainer und dem Psysio in der Box von Boris Becker. Seine Präzisions-Arbeit hatte er bereits vorher erledigt. „Bei Rasenplatz-Turnieren wie in Wimbledon ging Boris immer mit acht gleich bespannten Schlägern auf den Platz, wenn auf Asche gespielt wurde, nahm er sogar 10 Rackets mit – weil dort die Saiten besonders beansprucht werden“, erinnert sich Ulli Kühnel (70).

Die langjährige Erfahrung brachte Ulli Kühnel zu der Überzeugung, dass eine optimale Bespannung einem talentierten Tenniscrack das erfolgreiche Spielen bis zu 30 Prozent leichter macht. Er ist mit Tennis-Superstar Boris Becker rund um die Welt geflogen – reiste mit ihm von Turnier zu Turnier. Der Deutsche schwang nie ein Racket einer der bekannten Hersteller-Marken wie Wilson, Yonex, Prince oder Head. Ulrich Kühnel verrät: „Er hat immer mit einem exklusiven Boris-Becker-Schläger gespielt, der nach unseren Vorgaben entwickelt wurde. Head hat davon dann in unserem Auftrag allein für Boris 500 Rackets hergestellt.“

Ein echtes Dokument: Ein junger Ulrich Kühnel (l.) mit einem noch jüngeren Boris Becker – © privat

Mit „Bobbele“ hat der gebürtige Ruhrgebietler, der jetzt in der Nähe von Zürich in der Schweiz wohnt, mehr Zeit verbracht, als mit seinen Lieben zu Hause. Sieht er Boris heute als Freund? Ulli Kühnel offen und ehrlich: „Boris hat mich in Interviews zwar als Freund bezeichnet, was mich geehrt hat. Wir haben uns auch wirklich gut verstanden und waren ein veingeschworenes Team. Ich würde ihn aber nicht als Freund bezeichnen, sondern habe mich mehr als sein vertrauensvoller Dienstleister gesehen.“

Bei der ersten Hochzeit von Boris Becker mit Barbara Feltus war Ulli Kuehnel noch als Gast dabei. Für dessen glamourösen Eheschließungen zwei und drei bekam er aber keine Einladung mehr. Ulli Kühnel kann damit sehr gut leben. Er hat den Trubel rund um den Tennis-Zirkus ohnehin nie sonderlich gemocht. Dem weißen Sport an sich ist er bis heute treu geblieben – als aktiver Spieler in unteren Tennis-Klassen und auch als Coach. Und erst recht lässt ihn das Thema Besaitung mit 15 Jahren Erfahrung als Bespanner in der Tennis-Weltspitze nicht mehr los.

Und da sieht er im Gegenteil zur Entwicklung bei Rackets keinerlei Fortschritte. Im Gegenteil. Von der Arbeit der aktuellen Bespanner auf der Tour ist er nicht sonderlich überzeugt. Seiner Ansicht nach wäre Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev viel erfolgreicher, wenn sein Schläger optimal bespannt wäre.

Ulli Kühnel im Magazin „GQ“ – © privat

Viele Spieler schlagen heute mit einem Racket auf, das mit einem Mix aus Natur- und Kunstsaiten bespannt ist. Ulli Kühnel: „Da kann nicht funktionieren, schon aus physikalischer Sicht nicht. Natursaiten schnellen nach dem Schlag wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Kunstsaiten können das nicht, sie bleiben verformt und verlieren sehr schnell ihre Elastizität. Genau das ist das große Problem.“

Er weiß, wovon er spricht, schließlich hat Ulrich Kühnel Bauingenieurwissenschaften an der Uni Essen studiert und bekam dabei Einsicht in Mechanik, Physik und Mathematik. Er selbst arbeitet seit Jahren auf dieser Grundlage an einer Lösung des Problems und ist sich sicher, diese jetzt gefunden zu haben. Er nennt die von ihm entwickelte, spezielle Besaitungs-Maschine „IPDS“. Der Tennis-Tüftler erklärt: “Es ist ein standardisiertes, berechenbares System zur Optimierung der Besaitung, das auf objektiven, messbaren Parametern basiert und in der Lage ist, jeden Tennisschläger zu einem präzise abgestimmten, individualisierten Sportgerät zu machen.“

Boris Becker, wie ihn Millione liebten – © Ulrich Kühnel

Das Prinzip im Groben: Jede Längssaite erhält für ihre individuell gemessene Länge und „Besaitungsrate“ nach einer mathematischen Gleichung, abhängig von ihrer Position und dem Racketkopf ihren „Bespannungswert“. Die Quersaiten werden prozentual in Abhängigkeit der längsten Längssaite dimensioniert. Durchschnittlich beträgt die Länge ca. 70 Prozent  der längsten Längssaite, abnehmend zu den äußeren Quersaiten nach oben und unten. Die Quersaiten werden während des Zugvorgangs mit einem Werkzeug „Inverseur“ an den Kreuzungspunkten reibungsfrei eingezogen und erhalten genau wie die Quersaiten keinen Spannungsverlust.

Verstanden? Spezieller und detaillierter soll Ulli Kühnels geniale Erfindung an dieser Stelle erst gar nicht erklärt werden. Am Ende befassen sich ohnehin Spezialisten damit. Der Besaitungs-Papst hält jetzt Ausschau nach einem Investor, um sein Optimierungs-System auf dem Tennis-Markt zu etablieren. Es winkt am Ende ein sehr einträgliches Geschäft. Immerhin benötigen Profi-, Amateur- und Hobby-Tennisspieler pro Jahr rund 150 Millionen (!) Besaitungen.

Spannend wie ein Wimbledon-Finale im fünften Satz ist, wer jetzt als erster zahlungskräftiger Interessent und Investor beim Tennisschläger-Experten Ulrich Kühnel aufschlägt.

Text: Peter Pionke

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