22. Mai 2025Peter Pionke
Matthias Dohmen: Mein Freund Udo Gothsch

Ein Sachse in Elberfeld. Udo Gothsch, stellvertretender Bezirksbürgermeister in Elberfeld West, wurde am 27. November 1944 in Plauen geboren. Die kurz danach ausgebombte Familie zog ins ebenfalls sächsische Oschatz. Im vorletzten Kriegsjahr fiel der Vater, 1945 verstarb die Mutter an Typhus. Udo ging ab 1951 in der DDR und – nach der Flucht – ab 1953 im sauerländischen Attendorn, wo er bei einem Onkel Aufnahme fand, zur Grundschule.
In Münster nahm er nach Gymnasium und Abitur das Studium auf (Deutsch, katholische Theologie, Erziehungswissenschaften). Das Referendariat absolvierte er in Münster, Hamm und Soest, unterbrochen von einer einjährigen Tätigkeit als Sprachassistent an einem französischen Gymnasium in Le Mans.
Als Studienrat respektive Oberstudienrat arbeitete er in Lüdinghausen (Münsterland) und Wuppertal, und zwar 23 Jahre lang am Gymnasium Vohwinkel und von 2003 an bis zum Beginn der Altersteilzeit 2008 am Carl-Fuhlrott-Gymnasium.

Engagiert in den Freundeskreisen Wuppertal-St. Etienne und Wuppertal-Jekaterinburg, organisierten seine Frau und er gemeinsam zahlreiche Schüleraustauschfahrten in Wuppertals Partnerstadt und in die drittgrößte russische Metropole. Mitglied war er ferner im Nützenberger Turnverein (zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender), im Kunst- und Museumsverein (Beirat), der Arbeiterwohlfahrt. Seit 1969 gehörte er der IG Druck und Papier, seit 1971 der GEW an.
Dem Sozialdemokratischen Hochschulbund trat er 1967, der SPD 1971 bei. Acht Jahre insgesamt war er Vorsitzender des Ortsvereins Elberfeld West. In dieser Zeit war er im Kirchenvorstand und zwei Jahre Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Joseph (Nützenberg). 1988 kam er als Nachrücker in die Bezirksvertretung Elberfeld West und wurde 1989 in den Rat der Stadt gewählt, dem er zehn Jahre angehörte.
Sitz und Stimme besaß er unter anderem in den Ausschüssen für Schule, für Kultur und für Sport, im Zoo- und im Bauausschuss. 1994 wählte ihn die SPD-Fraktion in ihren Vorstand. 2003 erhielt er ein Mandat in der Bezirksvertretung Elberfeld West – und war bis zu seinem Tod am 2. März 2010 stellvertretender Bezirksbürgermeister.

Den ambitionierten Hobbykoch, Reimeschmied und Citroënfahrer erlebte die Stadt als Karnevalsprinzen der Session 1999/2000, als 140.000 Zuschauer dem Umzug folgten. Udo Gothsch und seine Frau Eva hatten drei erwachsene Kinder und ein Haus im Médoc, in das sie sich während der Ferien gerne zurückzogen.
Gemeinsam haben wir rund zehn Jahre dort die Herbstferien verbracht. Wir, das sind Eva und Udo Gothsch als Gastgeber zum einen und Brigitte und Matthias Dohmen als Gäste zum anderen. Beide fuhren wir Citroën-Karossen. Wir haben die Gegend befahren, in guten und sehr guten Restaurants geschmaust, geredet über Gott und die Welt.
Am Ende, als er schon verstorben war, habe ich das „Buch Udo“ über ihn verfasst, das es nur in Privatexemplaren gibt, wovon eines seinen Platz im Stadtarchiv gefunden hat. Essen und Kochen gehörten zu seinen Leidenschaften. Im Ferienhaus schuf er mit einem Zweiplattenkocher und der Zuarbeit zweier Zuarbeiterinnen wundervolle Menüs.

Gemeinsam haben wir im Rat der Stadt gesessen, gemeinsam die Politik des Ortsvereins der SPD mitgestaltet, gemeinsam am „EnTeVau“-Heft des Sportvereins gebastelt, also geschrieben und umbrochen. Ja, als Oberschüler waren wir gemeinsam, wenn auch geographisch weit auseinander und ohne Kenntnis der Existenz des anderen, im Bund Neudeutschland, eine Art Pfadfindergemeinschaft für Gymnasiasten.
Von Wuppertal aus haben wir Städte und Regionen in Deutschland bereist, unternahmen aber auch Fahrten beispielsweise ins nahe Ausland, etwa nach Brüssel, wo wir auf den Spuren von George Simenon wandelten. In meiner Bibliothek befinden sich eine dreibändige Loseblattsammlung „Passion Citroën“, die er gepflegt hatte, und weitere Erinnerungsstücke in einer großen Box.
Text: Dr. Matthias Dohmen
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