11. Mai 2025Peter Pionke
Emotionaler Terrazzino-Abschied beim Remis gegen Lotte

Irgendwie wollten beide Teams das Spiel vor 2.181 Zuschauern im Stadion am Zoo nur nicht verlieren. Der WSV belegt nach dem Punktgewinn jetzt den 12. Tabellenplatz und könnte mit einem Sieg gegen den FC Gütersloh am letzten Spieltag theoretisch noch 10. werden. Das wäre dann der versöhnliche Ausklang einer schwierigen Saison.
Mit dem Abstieg hat die Mannschaft von Cheftrainer Sebastian Tyrala zum Glück nichts mehr zu tun. Zittern muss dagegen noch Ligakonkurrent Eintracht Hohkeppel. Nach einer 0:1-Heimniederlage gegen die U23 des VfB Stuttgart belegt die Zweitvertretung von Borussia Dortmund einen Abstiegsplatz. Wenn das so bleibt, gibt es in der Regionalliga West einen Absteiger mehr.
Die Geschichte des Spiels des WSV gegen Sportfreunde Lotte ist schnell erzählt. Den Wuppertalern gelang es, die torgefährlichen Stürmer der Lotter aus dem Spiel zu nehmen und sie nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Hier verdienten sich Dominik Bilogrevic gegen Lottes Kapitän Fatum Elezi (bisher 9 Tore) und Youngster Kilian Bielitza gegen Leon Demaa (bisher 8 Saisontore) gute Noten.

Leagues-Football-Reporter Sam Burth erklärt in seiner Spiel-Reportage „Wir haben hier mehr gelbe Karten als Torchancen gesehen.“ Aufgrund der etwas besseren Tormöglichkeiten hätte der WSV das Spiel gewinnen können, aber wie so oft haperte es an der Chancenverwertung.
Michael Luyambula im WSV-Tor merkte man die Zufriedenheit und Erleichterung über die aktuelle Vertragsverlängerung förmlich an. Er blieb fehlerlos, wirkte aber im Überschwang der Gefühle manchmal schon etwas leichtsinnig, so als er im Stile von Manuel Neuer einen weiten Ausflug Richtung Mittellinie unternahm. Der Torwart-Hüne hat einmal gesagt, „Schwarze Torhüter“ hätten es immer besonders schwer, Fuß zu fassen. Er zumindest hat dieses Vorurteil eindrucksvoll widerlegt.
Viel spannender und emotionaler war da schon das, was sich vor der Partie auf dem grünen Rasen abspielte. Da wurden zehn WSV- Spieler verabschiedet: Timo Bornemann, Krystian Wozniak, Shinnosuke Nishi, Dominik Bilogrevic, Hugo Schmidt, Dilhan Demir, Beyhan Ametov, Marco Terrazzino (Karriere-Ende), Vincent Ocansey und Etienne-Noel Reck.

Vorstand Thomas Richter fand zum Abschied warme Worte des Dankes und wünschte den scheidenden Kickern alles Gute für die Zukunft. Jeder einzelne Spieler wurde dann aufgerufen. Eine ganz besondere Ehrung war die Verabschiedung von Spielmacher Marco Terrazzino. Er lief zunächst als Mitglied der Start-Elf mit auf. In der 18. Minute wurde dann das Spiel jedoch unterbrochen und Terrazzino unter dem Beifall der Zuschauer gegen Kevin Hagemann ausgewechselt.
Der verdiente Fußballer verließ durch ein Spalier, das seine Mitspieler bildeten, den Rasen. Ein erhebender Moment. Gänsehaut-Atmosphäre auch, als Stadionsprecher Jonas Pütz noch einmal die großartige Karriere von Marco Terrazzino Revue passieren ließ und die Zuschauer bat, sich von ihren Plätze zu erheben. Das Schiedsrichter-Gespann um Francisco Lahora Chulian und auch die Spieler der Sportfreunde Lotte zeigten für diese würdevolle Abschieds-Zeremonie Verständnis.
Einen starken Auftritt hatte der Stadionsprecher auch kurz vor dem Spielende, als er die ziemlich still gewordenen 2.181 Zuschauer noch einmal erfolgreich zur Stimmungsmache aufforderte. „Wuppertaler SV ole, Wuppertaler SV ole“ hallte es dann von den Rängen.

Nach dem Spiel ging es mit einem organisierten Saison-Ausklang auf dem Stadionvorplatz weiter. Hier präsentierten sich auch die Spieler noch einmal.
Die Analyse von Sebastian Tyrala in der Pressekonferenz war durchaus zutreffend, als er sagte, ein Sieg seiner Mannschaft wäre nicht unverdient gewesen. Aber der eingewechselte Semir Saric traf in der 55. Minute auf Vorarbeit von Subaru Nishimura nur die Latte. Lottes Trainer Fabian Lübbers sah dagegen ein gerechtes Unentschieden am Ende eines „Sommer-Kicks“. Er freut sich noch auf zwei Saison-Highlights, auf das letzte Liga-Spiel gegen Aufsteiger MSV Duisburg und auf das Finale im Westfalen-Pokal gegen Arminia Bielefeld.
WSV-Sportdirektor Gaetano Mann hat dagegen schon die Zukunft und damit die neue Saison voll im Blick und bastelt an einem möglichst schlagkräftigen Kader für möglichst wenig Geld. Denn der Saisonetat ist noch einmal geschrumpft. Der Wuppertaler Regionalligist hat bislang elf Spieler für die kommende Saison verpflichtet. Die Vertragsverlängerung mit Torwart Michal Luyambula wurde kurz vor dem Spiel gegen SF Lotte bekanntgegeben.

Die Verträge von Emi Metz, Levin Müller, Kilian Bielitza, Sabaru Nishimura, Dildar Atmaca, Riccardo Grym und eben Michael Luyambula wurden verlängert. Neu dazu kommen Henry Mertsch (U19 Wuppertaler SV), Daiko Kamo (SC St. Tönis), Vincent Schaub (Sportfreunde Lotte) und Imad Lamnaouar Sekaki (U19 Sportfreunde Siegen).
Nicht verabschiedet wurden Pedro Cejas, Vincent Gembailes, Kevin Hagemann, Semir Saric, Joep und Niek Munsters, Muhammed Bejdic sowie Riccardo Grym. Mit ihnen – so Gaetano Manno – laufen noch Gespräche, ebenso mit Co-Trainer Adli Lachheb und Torwarttrainer René Grabowski. Die Leihspieler Benedikt Wimmer und Yousef Qashi kehren – Stand jetzt – zu ihrem Stammverein FC Bayern München zurück.
Sportdirektor Gaetano Manno fasst zusammen: „Wir haben intern noch ein paar Baustellen und werden auch die Erkenntnisse der letzten Spiele einfließen lassen. Wir werden so entscheiden, wie es das Beste für den Verein ist. Wir sind schon recht weit, den Rest klären wir in den kommenden Tagen.“ Es bleibt also spannend rund um den WSV.
Text Siegfried Jähne

Wuppertaler SV – Sportfreunde Lotte 0:0
Aufstellung des Wuppertaler SV:
Luyambula – Bielitza -Gembalies – Müller – Nishimura – Atmaca – Bilogrevic (73. J. Munsters) – Grym (46. Ercan) – Qashi (65. Bornemann) – Terrazzino (18. Hagemann) – Cejas (46. Saric)
Schiedsrichter: Francisco Lahora Chulian
Zuschauer: 2.181
Stadion: Stadion am Zoo
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