3. Mai 2025

Sieg in Nordhorn: BHC kann jetzt auch den Titel feiern

Knapp 200 Fans haben den Weg in die EmslandArena auf sich genommen. Und sie wurden nicht enttäuscht: In buchstäblich allerletzter Sekunde stieg Johannes Wasielewksi hoch und versenkte den Ball zum 34:33 (16:17)-Erfolg im Auswärtsspiel gegen die HSG Nordhorn-Lingen.

Noah Beyer verwandelte gegen Nordhorn-Lingen neun Siebenmeter – © Archivfoto Jochen Classen

Durch den 13. Sieg in Serie wahrt der Bergische HC nicht nur seine perfekte Rückrunden-Bilanz, sondern ist eine Woche nach dem geglückten Wiederaufstieg in die 1. Handball-Bundesliga auch Zweitliga-Meister. Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit. Zwar fanden die Löwen ordentlich ins Spiel, hatten in Wasielewski, der gegen seinen Ex-Club antrat, auch in der Anfangsphase einen guten Schützen.

Dazu erwischte Lukas Diedrich mit drei Paraden einen guten Start zwischen den Pfosten. Doch die Fehler im Angriff häuften sich, was auch an einer 3:3-Deckungsformation der Gastgeber lag. immer wieder kam Nordhorn ins Tempospiel, so dass sich die Begegnung Mitte der ersten Halbzeit zu Gunsten der HSG drehte.

Mit Rückstand in die zweite Halbzeit

Ein 12:9-Vorsprung ging verloren, plötzlich liefen die Löwen beim 13:15 hinterher. In die Kabinen ging es aber mit einem aus BHC-Sicht noch ordentlichen 16:17-Rückstand, weil Djibril M’Bengue sowie in Unterzahl Belal Massoud und Tomas Babak noch entscheidend trafen. Neun technische Fehler hatten die Trainer Arnor Gunnarsson und Markus Pütz bis dahin gezählt.

Nach der Pause agierten die Bergischen sicherer und oft enorm effektiv im Angriff, konnten sich aber trotzdem nie absetzen. Beide Teams schenkten sich nichts. Während Nordhorn unbedingt vor der hervorragenden Kulisse von 2632 Zuschauern gewinnen und damit die letzten theoretischen Zweifel am Klassenerhalt beseitigen wollte, hatte der BHC die vorzeitige Sicherung des ersten Platzes im Visier.

BHC-Torhüter Christopher Rudeck entschärfte wieder einige ganz wichtige Bälle – © Archivtoto Jochen Classen

Denn am Freitagabend hatte der TV Hüttenberg GWD Minden geschlagen und den Bergischen damit zum ersten Matchball verholfen. Es entwickelte sich ein echtes Kampfspiel mit spektakulären Toren auf beiden Seiten. Christopher Rudeck, inzwischen für Diedrich im Tor, entschärfte allerdings auch einige wichtige Bälle. Mit einer sehr soliden Fangquote von 30,4 Prozent beendete der leicht angeschlagene Keeper das Match, das für viele zum Kraftakt wurde.

Eloy Morante Maldonado investierte viel, Aron Seesing war einziger etatmäßiger Kreisläufer, weil Tjörvi Gislason aufgrund massiver Zahnschmerzen nicht antreten konnte. Ivo Santos stand für den Notfall bereit. Knapp zehn Minuten vor Schluss vergaben die Nordhorner mehrfach die Gelegenheit, mit zwei Treffern in Führung zu gehen, weil der BHC auf der anderen Seite den Ausgleich liegenließ.

Noah Beyer leistete sich zwei Siebenmeter-Fehlwürfe

Der gelang letztlich durch Noah Beyer doch. Der Linksaußen erwies sich mit neun Toren von der Siebenmeter-Linie erneut als sicherer Schütze – von zwei Fehlversuchen ließ er sich nicht beirren.

In der Schlussminute gehörten die Trümpfe dann aber eigentlich der HSG. Sie hatte nach einer Parade von Kristian van der Merwe den scheinbar letzten Angriff, doch Eloy Morante provozierte ein Stürmerfoul und brachte seine Farben damit noch einmal in Ballbesitz. Gunnarsson und Pütz nahmen ihre letzte Auszeit und bereiteten eine Aktion für Johannes Wasielewski vor. Der donnerte die Kugel aus neun Metern zum 34:33-Endstand rein.

Yannik Fraatz (M.) steuerte vier Treffer zum Sieg im Emsland bei – © Archivfoto Jochen Classen

Stimmen zum Spiel

Markus Pütz: „Es war nicht einfach, nach den Feierlichkeiten des vorigen Wochenendes den Fokus wieder zu finden. Das haben wir in der ersten Halbzeit nicht geschafft. Nordhorn überrascht uns mit einer 3:3-Deckung, da waren wir nicht drauf vorbereitet. Wir machen viele technische Fehler. In der zweiten Halbzeit ist es dann ein Spiel für die Zuschauer mit vielen Führungswechseln, mit knappen Entscheidungen. Es hätte zur einen oder anderen Seite kippen können. Wir sind natürlich der glückliche Sieger in diesem Spiel. Wir sind nicht weniger zufrieden damit, weil wir uns vor der Mannschaft verneigen und froh sind, dass wir diesen Meistertitel jetzt auch haben. Ich glaube, dass jeder hier gesehen hat, was in der Nordhorner Mannschaft steckt. Das war heute großes Kino für die Zuschauer. Es war eine fantastische Unterstützung von den Rängen – von beiden Seiten. Wir fahren jetzt zufrieden nach Hause, aber auch Nordhorn hat wirklich ein sehr gutes Spiel gemacht.“

Mark Bult: „Herzlichen Glückwunsch an den BHC. Der Aufstieg ist mehr als verdient. Wir wollten den BHC vor eine Aufgabe stellen. Das hat geklappt mit der 3:3-Abwehr. Wir haben es nicht ein Mal trainiert, und haben es uns mal angeschaut. Es hat gut ausgesehen. Der BHC hat Fehler gemacht. Mit der ersten Halbzeit bin ich mehr als zufrieden. Wir hätten noch zwei, drei Paraden mehr haben können. In der zweiten Halbzeit hat der BHC seine Qualität gezeigt, wenn er übers Tempo kam. Trotzdem haben wir in der Schlussphase mehrmals die Chance verpasst, mit zwei Toren vorzulegen. Das hätte für mehr Stress beim BHC gesorgt, aber wir haben es leider nicht geschafft. Das tut weh. Fehler gehören dazu, aber wir müssen vielleicht auch etwas cooler bleiben. Am Ende haben wir mit dem siebten Feldspieler richtig gute Chancen. Das Ding zum Schluss tut halt weh. Ich hätte hier sehr gerne einen Punkt gewonnen, aber so stehen wir mit leeren Händen da. Aber wir haben gesehen, was in unserer Mannschaft steckt. Darauf können wir aufbauen.“

Ihre Taktik ging am Ende auf: Das BHC-Trainergespann Arnor Thor Gunnarsson (l.) und Markus Pütz – © Archivfoto Jochen Classen

Fabian Gutbrod: „Es war ein sehr intensives Spiel mit einer komplizierten Startphase, weil Nordhorn sich mit der 3:3-Abwehr etwas hatte einfallen lassen. Wir haben dann mit dem siebten Feldspieler agiert, damit der Gegner gezwungen war, wieder in die 6:0-Abwehr zu gehen. Dann machen wir es ordentlich im Angriff über 60 Minuten, kommen aber in der ersten Halbzeit nicht gut in den Rückzug – wobei Nordhorn es auch sehr gut macht. Nach der Pause haben wir ein sehr enges Spiel, in dem das Momentum mehrmals auf beide Seiten schwingt. Wir sind die ganze Zeit cool geblieben und gewinnen am Ende – wie auch immer – das Spiel. Ich möchte Johannes Wasielewksi loben, der es gut macht und in schwierigen Phasen Verantwortung übernimmt. Auch Tomas Babak und Eloy Morante Maldonado, der die zweite Halbzeit komplett durchspielt. Noah Beyer war sicher vom Siebenmeter-Strich, und Tomas hatte eine überragende Spielsteuerung. Wir sind sehr glücklich und stolz, dass wir zu diesem Zeitpunkt den Meistertitel feiern können. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man überlegt, wie wir in die Saison gestartet sind – und nach einem Abstieg aus der 1. Liga mit all den Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Und es ist auch nicht selbstverständlich, wenn man die Stärke und Ausgeglichenheit der Liga anschaut. Deshalb freue ich mich wahnsinnig für die Jungs und uns alle, dass sich die Arbeit durch den Meistertitel ausgezahlt hat. Die Jungs haben jetzt ein paar freie Tage mehr verdient. Danach werden wir weiterarbeiten und versuchen im Sinne der Fairness, auch für den Rest der Saison unsere Leistung abzurufen, weil es für viele Mannschaften noch um viel geht. Da wollen wir uns nichts nachsagen lassen.“

HSG Nordhorn-Lingen – Bergischer HC 33:34 (17:16)

HSG Nordhorn-Lingen: Van der Merwe, Budalic – Bandlow (5/2), Jaeger (3), Stricker, Lux (5), Marschall (7), Sajenev (2), Ruddat, Bock, Sokolic, Erlingsson (5/3), Pöhle (2), Bauer (4). Trainer: Mark Bult

Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (9/9), Massoud (2), Babarskas, Servos, Vidarsson (1), Morante Maldonado (4), Babak (4), Seesing (1), Santos, M’Bengue (1), Scholtes (2), Wasielewski (6), Fraatz (4), Fuchs. Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz

Schiedsrichter: Leon Bärmann und Nico Bärmann
Siebenmeter: 5/6 – 9/11
Zeitstrafen: 2 – 4 (Ruddat, Pöhle – Babarskas (2), Morante Maldonado, Wasielewski)

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