3. Mai 2025Peter Pionke
Katja Burkard: „Ich wurde früher ‚Pommes‘ genannt“

Offen und schonungslos berichtet die beliebte TV-Journalistin aus ihrer Kindheit, in der sie Lichtjahre von der „Glamour-Welt“ entfernt, in der Gastwirtschaft ihrer Eltern im Westerwald, nach der Schule und an den Wochenenden kräftig mit anpacken musste. Kartoffel schälen, riesige Töpfe spülen, Tabletts mit vollen Biergläsern schleppen, den Festsaal putzen und sich dazu auch noch dumme und anzügliche Sprüche von Gästen anhören. Küche statt TV-Studio und roter Teppich.
Bei einer Autoren-Lesung in der Kunst- & Kultur-Galerie „S-ART“ in Essen, die vom Künstler und Architekten Sharyar „Shary“ Azhdari und seiner Ehefrau Azadeh, ebenfalls Architektin, betrieben wird, plauderte Katja Burkard jetzt aus dem Nähkästchen. Sie verriet dem andächtig zuhörenden Publikum sogar, dass sie einmal den Spitznamen „Pommes“ hatte.
„Meine Klamotten rochen nach Frittenfett“
Und der kam so zustande: Ganz auf Partys, auf denen sich ihre Freundinnen und Freunde regelmäßig austobten, wollte Katja Burkard auch nicht verzichten. Aber da war das Problem, dass sie auch an Wochenenden arbeiten musste, bis nämlich die Gaststätte ihrer Eltern schloss.
Wenn Sie jetzt noch geduscht und sich aufgebrezelt hätte, wäre die Party längst vorbei gewesen. Also ging es für sie aus der Küche direkt auf die Tanzfläche. „Aber da rochen meine Haare und meine Klamotten noch nach Frittenfett und Frikadellen“, gestand sie den begeisterten Zuhörern in der Galerie.
Aber dabei ging es bei der kurzweiligen, spannenden Lesung beileibe nicht nur um Kindheit und Jugend von Katja Burkard, sondern selbstverständlich ganz besonders auch um das Hauptthema ihres Buches „60 ist die neue 60“: Um das Älterwerden und wie Frau und Mann damit umgehen sollte.

Katja Burkard nahm kein Blatt vor den Mund, schilderte ihre Erfahrungen und Erlebnisse, gab Anregungen und sparte auch eigene private Krisen nicht aus. Ihr Lohn für die offenen Worte: Donnernder Applaus. Sie bedankte sich mit vielen Selfies und persönlichen Widmungen in den vom Publikum gekauften Büchern.
Fazit: „60 ist die neue 60“ ist ein ehrliches, interessantes, mehr als lesenswertes Buch. 205 Seiten Erfahrungen, Geständnisse, Emotionen, Ratschläge wie u.a. Ernährungstipps von einer beeindruckenden, sympathischen und erfolgreichen Frau, die seit 35 Jahren als TV-Moderatorin ein gern gesehener Gast in deutschen Wohnzimmern ist.
Im Anschluss an die spannende Autoren-Lesung in der Kunst & Kultur-Galerie „S-ART“ haben wir im Rahmen unserer Interview-Reihe „Hand aufs Herz“ dieses Gespräch geführt:
DS: Sehen Sie Ihr Buch als Biografie oder als Ratgeber?
Katja Burkard: „Es ist eine Mischung aus beidem. Ich kann ja nur von meinen Erfahrungen erzählen. Ich spreche im Prinzip meine Generation an. Wenn man 60 Jahre alt wird, über sein Leben schreibt und auch eine Bilanz zieht, dann ist das natürlich auch biografisch.“
DS: Sie geben in Ihrem Buch sehr viel aus Ihrem Privatleben preis. Warum gerade jetzt?
Katja Burkard: „Mein Mann Hans Mahr und ich hatten eine schwere Krise. Das ist auch durch die Presse gegangen. Mir war klar, wenn ich ein Buch schreibe und ehrlich zu meinen Lesern sein will, dann kann ich dieses wichtige Kapitel nicht einfach unterschlagen. Einfach zu schreiben, ich führe mit meinem Mann eine langjährige Beziehung, die Höhen aber auch Tiefen und Krisen hatte, wäre mir zu lasch gewesen. Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt darüber schreiben soll, weil mir klar war, dass die Medien sich darauf stürzen würden. Ich wollte mein Buch eigentlich nicht über dieses Thema verkaufen. Nun ist es aber passiert, das Medien-Echo war enorm. Auf der anderen Seite war es für mich eine wichtige Lebenserfahrung. Wir hatten diese Krise, wir waren fast ein Jahr getrennt. Aber wir sind am Ende wieder zusammen gekommen. Es gab also ein Happy-end und die Liebe hat gesiegt.“

DS: Wie haben Sie Ihrem Mann Hans Mahr das Go dafür abgerungen, die Trennung auf Zeit in Ihrem Buch so ausführlich zu thematisieren?
Katja Burkard: „Für meinen Mann war das überhaupt kein Problem. Seine Einstellung dazu: Diese Beziehungskrise gehört mit zu unserer gemeinsamen Geschichte dazu. Ich habe das Thema in meinem Buch ja auch relativ oberflächlich behandelt, die konkreten Probleme, die wir in der Zeit wirklich hatten, gar nicht öffentlich gemacht. Mein Mann hat nur gesagt: Schreibe einfach etwas und lass es mich hinterher bitte lesen. Das habe ich getan und Hans hat nicht ein einziges Wort geändert.“
DS: Hans Mahr ist nicht nur der Mann in Ihrem Leben, er war auch Ihr Chef. Wo gab es da Reibungspunkte?
Katja Burkard: „Als Hans Mahr Chefredakteur bei RTL wurde, war ich schon lange beim Sender. Wir lernten uns kennen und ich war mir schnell sicher, dass er der Mann meines Lebens war. Deshalb habe ich anfangs sogar daran gedacht, bei RTL zu kündigen. Wir haben unsere Beziehung auch lange geheim gehalten. Uns war klar, dass es viele Gerede und ein großes Presse-Echo geben würde. Es gab damals noch kein Internet. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich eines Morgens in die Redaktion kam und alle Kollegen eine BILD-Zeitung in der Hand hielten. Auf der Titelseite die fette Schlagzeile: „Katja Burkard liebt ihren Chef“. Ich dachte im ersten Moment nur: ‚Oh Gott‘. Aber es ist nun einmal so: Die Liebe überfällt Dich – und daran kannst Du auch nichts ändern. Zum Glück trat dann irgendwann Normalität ein. Ich habe mit mit meinen Kolleginnen und Kollegen von „Punkt 12“ vereinbart, dass nichts, was in unserer Redaktion passiert, nach außen dringt. Und daran haben sich auch alle gehalten. Mein Mann war dann ganz bewusst auch nicht mehr mein Disziplinar-Vorgesetzter. Also, alles easy.“
DS: Wie viele Sorgen haben Sie sich um Ihren Job gemacht, als Ihr Mann Hans Mahr den Sender RTL verließ?
Katja Burkard: „Ich habe mir wirklich keine Sekunde lang Sorgen gemacht! Ich war damals schon sehr lange dabei. Mein Mann hat mich auch nie bevorzugt. Im Gegenteil: Meine Redaktion war die, die von ihm am meisten kritisiert wurde. Auf mich als Moderatorin hat er da keinerlei Rücksicht genommen. Und das war okay so. Und ich hatte ja auch immer den besonderen Ehrgeiz: Weil ich mit dem Chef zusammen bin, muss ich noch mehr arbeiten, noch besser sein und immer wieder unter Beweis stellen, dass ich nicht bevorzugt behandelt werde.“

DS: In Ihrem Buch bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie eine schwere Jugend hatten, weil Sie in der elterlichen Gastwirtschaft kräftig mit anpacken mussten und kaum Freizeit hatten. Inwieweit ist das heute Thema zwischen Ihnen und Ihrer 91jährigen Mutter?
Katja Burkard: „Ich habe meine Mutter immer bewundert. Sie war voll berufstätig und hat sehr hart gearbeitet. In dem Punkt war sie sogar ein Vorbild für mich. Wie in jeder Mutter-Tochter-Beziehung gab es auch bei uns Probleme. Diese Themen haben wir – wie in meinem Buch beschrieben – auch ganz offen besprochen und ausgeräumt. Ich habe ihr aber auch ganz klar gesagt, dass ich mit meinen Töchtern ganz bewusst anders umgehe.“
DS: Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass Ihre Töchter einmal in Ihre Fußstapfen zu treten?
Katja Burkard: „Meine Töchter haben nie den Wunsch gehabt, in der Öffentlichkeit zu stehen oder Moderatorin zu werden. Bei einer meiner Töchter kann es aber sein, dass sie Journalistin wird.“
DS: Peter Kloeppel ist im Ruhestand, ebenso Ulrike von der Groeben, Ulrich Klose gibt demnächst seinen Ausstand. Frauke Ludowig, Ilka Essmüller und Sie sind die letzten bekannten und beliebten TV-Gesichter der ersten Stunde. Wie empfinden Sie das?
Katja Burkard: „So ist es. Man muss sich einmal vorstellen. Es hieß ja immer, beim Fernsehen, da herrscht der Jugendwahn, da werden die Leute ganz schnell gefeuert. Ganz klar: Das ist bei RTL nicht der Fall. Ulrike von der Groeben und Peter Kloeppel hätte der Sender liebend gerne länger behalten. Und das sind auch die Signale, die Frauke Ludowig und ich ständig erhalten. Ein großartiges Zeichen. Das liegt sicher daran, dass wir mit unseren Gesichtern und unserer Arbeit den Sender RTL mit geprägt haben und auch daran, dass unsere Sendungen seit vielen Jahren sehr erfolgreich laufen.“

DS: Haben Sie sich eine Deadline für das Ende Ihrer Karriere gesetzt?
Katja Burkard: „Null! Mir macht mein Job so viel Spaß wie am ersten Tag. Und solange mich die Zuschauer sehen wollen, solange ich dieses Team um mich herum habe und die Sendung noch so erfolgreich läuft, denke ich gar nicht darüber nach. Warum auch: Ich bin heute mit all meiner Erfahrung besser in meinem Job, als ich es je war. Fürs Aufhören sehe ich überhaupt keinen Grund.“
DS: Gibt es im Hinterkopf überhaupt schon Pläne für die Zeit nach „Punkt 12“?
Katja Burkard: „Ich habe viele Ideen. Ich habe jetzt zwei Bücher geschrieben und werde auch weiter Bücher schreiben. Ich bin sehr kreativ und kann mir gar nicht vorstellen, nichts mehr zu tun. Ich mache auch gerne einmal Urlaub. Aber Ruhestand? Für mich bedeutet das so viel wie Stillstand. Man muss auch unterscheiden. Es gibt Leute, die haben ihr Leben lang hart am Hochofen gearbeitet oder waren Dachdecker. Sie mussten schwere körperliche Arbeit leisten. Dass diese Menschen mit 60 oder 63 Jahren sagen, jetzt ist auch einmal genug, jetzt will ich nicht mehr, das kann ich voll und ganz verstehen. Aber ich musste in meinem Job nie Steine schleppen oder schwere körperliche Arbeit leisten, sondern durfte beruflich immer das tun, was mir große Freude macht.“
DS: „60 ist die neue 60“ ist bestimmt nicht der literarische Schlusspunkt. Haben Sie schon weitere Buch-Ideen im Hinterkopf?
Katja Burkard: „Die habe ich wirklich. Aber das ist noch nicht spruchreif.“
DS: Danke für das offene, ehrlich und interessante Gespräch.
Das Interview führte PETER PIONKE

Vita Katja Burkard
Katja Burkard wurde am 21.04.1965 in Bad Marienberg (Westerwald) geboren. Ihre Eltern sind Gastronomen. Sie studierte nach dem Abitur am Konrad-Adenauer-Gymnasium Westerburg Germanistik und Politikwissenschaft in Mainz und Köln. Nach einem Volontariat beim Bastei-Verlag arbeitete sie als Redakteurin beim Magazin „Goldene Gesundheit“.
Erste Fernseherfahrungen sammelte sie als Redakteurin im Essener RTL-Außenstudio „teuto-Tele/CNC“ und später als Reporterin für die RTL-News-Redaktionen in Köln (von „Punkt 6“ bis „RTL-Nachtjournal“).
Ab Herbst 1995 moderierte sie im Wechsel die Wochenendausgaben von „RTL aktuell“. Seit dem 14. April 1997 ist Katja Burkard Hauptmoderatorin des RTL-Mittags-Magazin „Punkt 12“ – als Nachfolgerin von Milena Preradovic.
Neben ihrem Haupt-Job als Moderatorin und Journalistin hat Katja Burkard immer wieder Gastauftritte in TV-Filmen, -Serien und Unterhaltungs-Formaten. So in „I Love You, Baby“ an der Seite von Mark Keller (2000) oder in „Auf Herz und Nieren“ mit Steffen Wink. Außerdem stand sie 2006 im Mittelpunkt der Doku-Soap „Katjas härteste Jobs“ (RTL). 2009 und 2010 war Katja Burkard in „Mein erstes Leben – Mich hat es schon einmal gegeben“ zu sehen.

2011 spielte sie sich in der TV-Serie „Doctor’s Diary“ selbst. 2015 wirbelte Katja Burkard als Kandidatin der RTL-Show „Let’s Dance“ über das Parkett. Zuletzt nahm Katja Burkard an der Show „Schlag den Star“ (ProSieben) teil und besiegte dort Travestie-Star Olivia Jones (2021).
Im September 2019 veröffentlichte sie ihre Autobiografie. Titel: „Wechseljahre? Keine Panik!“. 2025 folgte das vielbeachtete Buch „60 ist die neue 60“, in dem sie das Älterwerden und vieles mehr thematisiert. Bereits 2013 hatte Katja Burkard ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht. Titel: „Rundherum und hin und her – Zähneputzen ist nicht schwer“.
Seit 1998 ist Katja Burkard mit dem ehemaligen RTL-Chefredakteur Hans Mahr liiert. Gemeinsam haben sie zwei Töchter und wohnen in Köln. Katja Burkard ist Schirmherrin mehrerer Organisationen, die sich für Kinderschutz und Kinderrechte einsetzen.
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