19. Dezember 2021

STADTZEITUNG und Lore Duwe wünschen frohe Weihnachten

Das Team der STADTZEITUNG wünscht allen Wuppertalerinnen und Wuppertalern ein friedvolles, harmonisches Weihnachtsfest. Das die Freude in Zeiten der Covid-19-Pandemie und damit verbundenen Kontaktbeschränkungen nicht ganz ungetrübt ist, liegt auf der Hand. Obdachlose, Einsame, Bedürftige müssen auf Ihre geliebte Heiligabendfeier in der Stadthalle verzichten, auf die sie sich so sehr gefreut hatten.

Romantische Stimmung am Laurentiusplatz – das Team der STADTZEITUNG wünscht allen ein harmonisches Weihnachtsfest – © Ralf Silberkuhl

Viele Kranke, die die Feiertage im Krankenhaus verbringen müssen, dürfen keinen oder nur sehr eingeschränkt Besuch erhalten. Ein Drama für die Betroffenen.

Lore Duwe, Schauspielerin, Sängerin und Autorin, hat die Schattenseiten der Corona-Pandemie am eigenen Leib erlebt. Monatelang konnte sie wie viele Kolleginnen und Kollegen nicht auftreten. Fest eingeplante Gagen blieben aus. Harte Zeiten, wenn man auf diese Einnahmen angewiesen ist.

Doch Lore Duwe verzweifelt an der Situation nicht – wahrscheinlich nicht zuletzt, weil sie in ihrer Jugend viel schwieriger Zeiten erlebt hat. Hier ihre ganz persönliche Weihnachtsgeschichte:

Mein Vater und die Weihnachtsgans

Da lag sie, meine erste Weihnachtsgans. Ich war gerade einmal 12 Jahre alt. Sie lag gerupft und gewaschen auf dem Küchentisch und wartete auf ihre Zubereitung.

Sechs Kinderaugen strahlten den Vater an, für sie der große Held, der alles kann und alles weiss. Die Zeit des Hungers hatte Narben bei den Menschen hinterlassen, insbesonderes bei den Kriegs-Kindern, die in ihrem jungen Leben weder eine Kokosnuß, eine Apfelsine, noch eine Banane kannten. Von den lukullischen Genüssen eines Gänsebratens ganz zu schweigen.

Es war Heiligabend! Mutter hantierte an der Spülschüssel. Sie hatte soeben   die Füllmasse für die Gans zusammengemischt. Die Vorstellung, bald dem Geschmack einer gebruzzelten Gans zu erleben, übertraf alle anderen   Weihnachtswünsche.

Vater hatte eine Schürze umgebunden. Und da ihm das geeignete Werkzeug fehlte, schnitt er die Gans mit Mutters Schneiderschere auf, um sie auszunehmen und die Innereien durch Mutters Füllmasse zu ersetzen.

Foto: Alexander de GrootLore Duwe erzählt eine Weihnachtsgeschichte aus ihrer Kindheit – © Alexander DeGroot

Vater schnitt und schnitt, aber Leber, Herz oder Magen kamen nicht zum Vorschein. Verzweifelte Blicke trafen Mutter und uns, die drei Kinder, die auf ein Ergebnis warteten.

Irmchen, unsere Nachbarin, mußte in unserer Not her. Ein Blick und schon brach sie in Gelächter aus. Mein Vater hatte die Gans nämlich am Rücken aufgeschnitten.

Irmchen drehte den Vogel, schnitt den Bauch fachgrecht auf und entfernte die Eingeweide, wusch die Öffnung sorgfältig aus und füllte die Masse samt Apfel ein.

Mutter hatte inzwischen Nadel und Zwirn geholt und Vater nähte damit – geschickt wie ein Operateur – die Gans zu. Seine Verlegenheit wegen seines Missgeschicks beim Ausnehmen der Gans war inzwischen verflogen, stolz schob er den Braten in den Ofen. 

Vater war eben doch ein Held – und unser Weihnachtsfest gerettet. Wir aßen die Gans mit einem gesegneten Appetit.

Ein frohes Fest und Glück für das Jahr 2022 wünscht

Ihre Lore Duwe / Euer Lörken

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