13. Juni 2021

„Die Kunst der Kommunikation – made in Wuppertal“ (5)

Fred Oed: „Kann es sich überhaupt jemand vorstellen, dass das Medium DIA-AV eine Vielzahl der heutigen Informations- und Präsentationsformate geprägt hat?“ Mit diesem Beitrag unserer Serie ZEIT*ZEUGEN begeben wir uns in die 1970er Jahre.

Villa Kunterbunt: „Ehrengast war eine Milchkuh“ – © Vok Dams iNotes

1973 bezeichnet Vok Dams als die Geburtsstunde der „Events“. Zumindest aus Sicht seiner Agentur, auch wenn es den Begriff zu dieser Zeit noch nicht gab.

Es ist die Einweihung eines neuen Studios, künstlerisch gestaltet mit organischen Formen in bergischen Farben. Die Assoziation zu bergischen Kühen – unübersehbar. 

So ist eine Kuh dann auch als „Ehrengast“ anwesend (und bekommt vor Aufregung Durchfall) und die Gäste werden mit Milch aus einem Melkeimer beköstigt, die nach Belieben mit Whiskey verlängert wurde.

„Es war die Zeit einer neuen Bildsprache, die Zeit, als die Bilder laufen lernten, die Zeit der audio-visuellen Kommunikation. „Audiovision“ war das Zauberwort für Ton-Bild-Schauen mit abenteuerlichen Überblend-Techniken oder Multivisionen mit einer Vielzahl von Projektoren und noch mehr Einzelbildern, die sich unbegrenzt kombinieren ließen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt“ formuliert Vok Dams in seinem Buchbeitrag.

Als ZEIT*ZEUGEN konnte Vok Dams seinen ehemaligen Kollegen und erfolgreichen Mitbewerber Fred Oed, Gründer der Ludwigsburger TC-Studios, für einen Beitrag gewinnen.

Auszug eines Beitrages aus Vok Dams „50 Jahre KommunikationDirekt“ – Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing

 

Fred Oed: Am Anfang war das Dia!

Als Vok Dams mich fragte, ob ich für sein Buch einen Beitrag zum Thema „Dia AV“ schreiben möchte, habe ich spontan zugesagt.  

Dann aber kam die Ernüchterung.  

… kann es sich überhaupt jemand vorstellen, dass das Medium DIA-AV eine Vielzahl der heutigen Informations- und Präsentationsformate geprägt hat? 

Kann man im Zeitalter der digitalen Fotografie, der Flachbildschirme und LED-Module und der unbegrenzten Speichermöglichkeiten überhaupt nachvollziehen, dass es eine Zeit gab, in der das DIA für Menschen wie Vok Dams und mich eine Faszination ausstrahlte sowie kreativer und beruflicher Mittelpunkt war?

Die neue Dimension: Audio-Vision – © Vok Dams iNotes

Die Faszination und Herausforderung lag für uns darin, mehrere Dias in einer konzeptionellen und gestalterischen Reihenfolge, unterstützt und synchronisiert mit Musik und Sprache zu einer dramaturgischen oder auch didaktischen filmähnlichen Präsentation aufzubereiten.

Hört sich heute einfach an. War es aber nicht. Insbesondere, wenn man weiß, dass es zu dieser Zeit noch nicht mal möglich war, zwei Dia-Projektoren problemlos zu überblenden oder zu Ton und Sprache zu synchronisieren. Es galt also, außer der konzeptionellen und gestalterischen Arbeit auch mit den begrenzten technischen Voraussetzungen klar zu kommen – oder neue zu schaffen.

Dass man bei der Dia-AV problemlos Bilder austauschen und aktualisieren konnte, machte das neue Medium jedoch gegenüber dem Film attraktiv und bot dadurch erweiterte Einsatzmöglichkeiten.

Einen großen Vorteil sah man aber auch insbesondere in der Qualität und Größe des projizierten Bildes, das durch neue lichtstarke Projektoren ermöglicht wurde.

Die Show beginnt: Ton-Bild-Schau – © Vok Dams iNotes

Durch ständige Weiterentwicklungen der technischen Voraussetzungen, zum Beispiel Dias stufenlos zu überblenden, eine Vielzahl von Projektoren absolut synchron zu Musik und Sprache sowie in einer programmierten Abfolge zu steuern, ergaben sich immer wieder neue Gestaltungs- und Präsentationsformen.

Es ist heute unvorstellbar, wie anfänglich großformatige Dias in 24×36 mm große Bildausschnitte manuell zerschnitten und in den Diarahmen fixiert wurden, um dann mit Hilfe einer großen Anzahl von Kodak Carousel Projektoren großflächig projizierte Rasterbilder entstehen zu lassen.

Tricktische und spezielle Diarahmen, die mit Hilfe der Filmperforation eine exakte Fixierung der Dias ermöglichten, erweiterten dann die Gestaltungsmöglichkeiten und machten trickfilmähnliche Bildfolgen möglich, wodurch eine neue Ästhetik in der Bildsprache entstand.

Es sei erinnert, dass das Medium Video zu diesem Zeitpunkt aus technischen Gründen und natürlich wegen der Kosten noch keine Rolle gespielt hat.

Dia-AV: Von der Ton-Bild-Schau zur Multivision – © Vok Dams iNotes

Der Fachverband CAVCOM (Centrum AV Communication) der in den 70er Jahren auf Initiative von Vok Dams gegründet wurde und dessen Vorsitzender er lange Zeit war, hatte in dieser Zeit durch Fachkongresse, Messeauftritte, Seminare und Qualitätsnormen und Vereinheitlichung von Terminologien sowie durch eine gesteuerte Pressearbeit für die Entwicklung der Branche einen wichtigen Beitrag geleistet.

Besonders die großflächigen Präsentationsformen wie Multivisionen gaben dem Medium Dia-AV auf Messen, Ausstellungen und den immer mehr und größer werdenden Events vielfältige Einsatzmöglichkeiten, neue Interpretations- und Darstellungsformate. Das Medium hatte sich endgültig etabliert und große Akzeptanz gefunden.  

Solche Projekte und andere vielfältige, innovative Entwicklungen, die auch oft von der Handschrift von Vok Dams geprägt waren, gaben dem Medium und damit der gesamten AV-Branche neue Impulse, einen höheren Bekanntheitsgrad und in der Kommunikations- und Werbeszene erweiterte Akzeptanz.

 Schon sehr früh hatten sich die Dia-AV-Produzenten längst nicht mehr auf das Medium DIA begrenzt. Sie kombinierten DIA-AV kreativ und ideenreich mit anderen Präsentationstechniken wie Film, Laser, Licht und auch Live-Performance zu einer integrierten ganzheitlichen Inszenierung. 

 

Multivisionen: Ungeahnte Möglichkeiten – © Vok Dams iNotes

Architekten, Dramaturgen, Bühnenbildner, Designer, Journalisten, Soziologen, Kulturmanager, Germanisten und Filmemacher begeisterten sich für das Medium. Die direkte, persönlich und erlebnisbezogene Ansprache der Zielgruppe  rückte immer mehr in den Fokus der Kommunikations- und Werbeaktivitäten in den Unternehmen – „Eventagenturen“, die mehr als Veranstaltungen leisten konnten entstanden.

Es ist (…) unbestritten, dass die Entwicklung der Eventkultur in Deutschland auf die Unternehmen und Initiativen der Dia-AV-Produzenten zurückzuführen und ihnen zu verdanken ist. Das beste Beispiel ist hierfür die Historie der VOK DAMS GRUPPE.

Als ich 1971 Vok Dams zum ersten Mal getroffen habe, spürte ich, dass er für das Medium DIA- AV die gleiche Begeisterung und Leidenschaft entwickelt hatte wie ich. Ich denke, wir können beide mit Recht behaupten, in der Branche unsere Spuren hinterlassen und die Entwicklungen mitgestaltet zu haben.

Wir waren beide innovativ, zukunftsorientiert und visionär, aber unsere Fantasie reichte damals nicht aus, um uns vorstellen zu können welche fantastischen Möglichkeiten heute zur Verfügung stehen und das Medium sich hin entwickeln würde. Genauso wenig, wie wir uns jemals vorstellen konnten, dass eine Firma Kodak insolvent gehen kann, oder dass man heute Probleme hat, einem Kind zu erklären, was ein Dia ist.

Fred Oed

 

Zum Autor:

Fred Oed

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Kurzvita:

Fred Oed, ein gebürtiger Schwabe, hat mit dem Studium der Physikalischen Technik begonnen und dann in ein Studium der Innenarchitektur gewechselt.

Das Medium Audio-Vision begeisterte ihn 1970 während eines Praktikums, weil er darin die Möglichkeit sah sein Faible für die Fotografie, seine Erfahrungen in der Technik und seine Ambitionen in der Architektur zu verbinden. 

Noch im selben Jahr machte er sich damals mit dem TC-Studio in Ludwigsburg selbständig um DIA-AV zu produzieren, aber auch um neue innovative Präsentationstechniken zu schaffen. 

2007 verkaufte er sein Unternehmen und gründete das Beratungsunternehmen Fred Oed & Company.

2008 – 2010 war er als Leitender Dozent am Studiengang Bühnenbild „Szenischer Raum“ an der TU in Berlin tätig.

2010 erfüllte er sich einen alten Traum und übernahm eine Hausbrauerei incl. Gaststätte mit Biergarten und praktiziert seither Erlebniskommunikation auf eine andere Art.

 

Leseprobe:

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 http://vokdamsatelierhaus.de/wp-content/downloads/buch-leseprobe50j.pdf

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