5. März 2023

Lore Duwe fühlt sich mit 88 zu jung fürs Rentnerdasein

Wer Hannelore Scherwat ist, das werden nur ihre Freundinnen und ihre Verwandten wissen. Als Lore Duwe kennt sie aber fast jede Wuppertalerin und jeder Wuppertaler. Ihre Fans nennen sie liebevoll "Löcken". Jetzt ist Lore Duwe 88 Jahre alt geworden. Für sie nur eine Zwischenstation. Ihre Ideen und Pläne reichen mindestens bis zu ihrem 150. Geburtstag.

Lore Duwe mit TV-Star Claus Wilcke auf der Theater-Bühne – © Kammerspielchen

Mit 88 Jahren ist Lore Duwe noch eine Schülerin. Zweimal die Woche nimmt sie Tanz- und Gesangsunterricht. Das hält sie fit und befriedigt ihren Ehrgeiz, immer noch besser werden zu wollen. Die gelernte Kauffrau ist Schauspielerin, Sängerin, Autorin, Radio-Moderatorin und Tänzerin. 12 Jahre war sie als Ensemble-Mitglied des Pina Bausch-Tanztheaters mit dem Stück „Kontakthof“ on Tour.

Vor drei Jahren mischte Lore Duwe die Sat1-Show „Senior Voice“ mit einem sympathischen Auftritt auf. Vor  Millionen TV.Zuschauern sang sie  „Über sieben Brücken musst Du gehen“, den Hit der Band „Karat“, den  auch Peter Maffay erfolgreich coverte. Mit ihrem charmanten Flirt mit Jury-Mitglied Sasha („If You Believe“) eroberte sie die Herzen vieler Zuschauer. Lore Duwe gewann den Gesangs-Wettbewerb nicht und war trotzdem eine Siegerin.

Ihr 89. Lebensjahr ist auch schon wieder vollgepackt mit Plänen und Ideen, Theaterterminen und neuen Unterhaltungsformaten. Aber Immerhin nahm sich Lore Duwe die Zeit für dieses Interview über ihr spannendes, bewegtes Leben.

DS: Liebe Lore, wie haben Sie Ihren 88. Geburtstag gefeiert?

Lore Duwe: „Der wurde gar nicht groß gefeiert. Ich habe mich mit fünf ganz engen Freundinnen gemütlich auf einen Café getroffen. Denn am nächsten Tag stand schon die nächste große Veranstaltung auf dem Programm. Sie hatte eigentlich nichts mit meinem Geburtstag zu tun, aber die Leute wussten trotzdem Bescheid – woher, weiß ich nicht. Sie haben mich jedenfalls ganz toll hochleben lassen und mich gefeiert. Ein schönes Erlebnis, von dem ich nicht lange zehren werde:“

Ein Gespräch von Lore zu Lore: Lore Duwe (r.) und Kabarettistin Lore Lorentz – © privat

DS: Jetzt machen machen Sie uns neugierig. Was war das für eine Veranstaltung?

Lore Duwe: „Das ist eine ganz neue Veranstaltungs-Reihe von mir. Ein lockeres Mitmach-Event im Café Luise, das auf eine Viertelstunde beschränkt ist, weil ich möchte, dass die Leute auch Zeit haben, sich miteinander zu unterhalten. Titel „Swingende, klingende Luise“. Sie findet an jedem ersten Mittwoch im Monat statt. Jede Veransteltung steht unter einem anderen Motto. Dieses Mal ging es um das Thema „Märchen“.

DS: Wo haben Sie das Licht der Welt erblickt?

Lore Duwe: „In der Landesfrauenklinik in Elberfeld, das hat mir zumindest meine Mutter erzählt.“ 

DS: Was haben Ihre Eltern beruflich gemacht?

Lore Duwe: „Mein Vater Fritz war Elektrotechniker, ein toller, sehr belesener Mann, der jeden Abend in seinem Volks-Brockhaus geblättert hat. Meine Mutter war gelernte Zuschneiderin, was mir bei meiner Phantasie und meinem Faible für schöne Kleider total zugute kam.Nach meinen Entwürfen hat meine Mutter mir die Kleider dann genäht.“

DS: Welche Schulen haben Sie besucht?

Lore Duwe: „Ich war zu nächst auf der Volksschule am Nützenberg und später auf einer weiterführenden Schule und danach  auf der Kaufmännischen Schule.“

Lore Duwe (l.) mit Franka Potente in „Der Krieger und die Kaiserin“ (2000) – © privat

DS: Sie als Kultur-Chamäleon haben also eine stinknormale Ausbildung absolviert?

Lore Duwe: „Sie werden lachen, das stimmt. Es waren unsichere Zeiten, da habe ich auf Wunsch einer Mutter eine ganz normale kaufmännische Ausbildung gemacht. Deutschland war ja durch den verheerenden Krieg zerstört und lag am Boden. Ich wäre gern auf einen Schauspielschule gegangen, aber die gab es noch gar nicht. Ich habe dann meine Kaufmannsgehilfen-Prüfung erfolgreich bei der IHK abgelegt.“

DS: Lore Duwe als käufmännische Angestellte, das kann man sich kaum vorstellen. Haben Sie wirklich in einem Büro an einem Schreibtisch gesessen?

Lore Duwe: „Ja klar!. Ich habe u.a. in den kaufmännischen Abteilungen von Technik-Unternehmen wie Krauss-Maffei gearbeitet. Weil ich ich diesen Job nicht bis zu meiner Rente machen wollte, bin ich dann nach England gegangen und habe beispielsweise in London ein Jahr lang die Schauspielschule besucht.“

DS: Sie waren auch verheiratet. Wie ist es dazu gekommen?

Lore Duwe: „Ich heisse eigentlich Hannelore Scherwat. Ich wurde dann schwanger und habe dann den Vater Kurt Duwe, einen Ingenieur, geheiratet, weil ich nicht wollte, dass mein Sohn Gereon, der heute 55 Jahre alt ist, unehelich auf die Welt kommt. Das waren damals andere Zeiten und andere Sitten. Ich muss zugeben, dass es keine Liebes-Hochzeit war. Die Ehe hielt auch nicht lange. Kurt ist leider vor zwei Jahren gestorben.“

Lore Duwe mit Claus Wilcke in dem Theaterstück „Ab in den Urlaub“ – © privat

DS: Ist denn Ihr Sohn auch in Ihre künstlerischen Fußstapfen getreten?

Lore Duwe: „Er hat andere Eigenschaften von mit geerbt: Verantwortungsbewusstsein und Verlässlichkeit. Gereon war aktiver Sportler, hat lange erfolgreich Volleyball gespielt und leitet heute die Volleyball-Abteilung eines Vereins in Schwelm. Dort trainiert er auch die Jugend. Seine Brötchen verdient er als Betriebswirt.“

DS: Wann haben Sie entdeckt, dass Sie eine künstlerischen Ader haben?.

Lore Duwe: „Ich wollte eigentlich schon immer Spaß und Frohsinn verbreiten. Das fing schon im Kindergarten an. Ein paar Jahre später hat mich mein Vater mit zu einem Vereins-Treffen mitgenommen und da habe mich, weil es keine Bühne gab, einfach auf den Tisch gestellt und Gedichte aufgesagt. Dafür bekam ich viel Applaus. Schließlich bin ich dann in den Sportverein TSV West eingetreten, der eine tänzerische Gymnastikabteilung hatte. Unsere Tanz-Trainerin war eine total beeindruckende Frau. Sie organisierte regelmässig im Atrium, einem ehemaligen Theater und Kino, das neben den Schwebebahnhof Pestalozzistrasse lag, große Tanzshows. Und bei diesen Events habe ich vor Publikum getanzt, teilweise sogar als Solistin.“

DS: Von wem haben Sie eigentlich Ihr künstlerisches Gen geerbt? 

Lore Duwe: „Von meinem Vater. Er hat Geige gespielt und er war ein echter Komiker. Seine Bühne war die Stammkneipe. Damals gab es ja in Wuppertal noch an jeder Ecke ein Lokal. Nach ein paar Bier hat er sich dann oftt seinen Hut verkehrt herum aufgesetzt und einen Pfarrer gespielt. Er hielt dann eine lustige Predikt: ‚Meine liebe Gemeinde.‘ Ganz sicher: Das komödiantische Talent habe ich von ihm Vater geerbt. Meine Mutter war eher ein ernsthafter Mensch.“

DS: Was waren denn aus Ihrer Sicht Ihre größten Erfolge?

Lore Duwe. „Das kann ich gar nicht genau sagen. Eigentlich hatte ich immer irgendwie Erfolg. Aber daraus habe ich mir selbst eigentlich nie etwas gemacht. Im Prinzip bin ich ohne festen Plan von Erfolg zu Erfolg geschlittert. Bei der Sat1-Show „Senior Voice“ habe ich mich einfach mal beworben und bin unter Tausenden ausgewählt worden. In der Live-Show habe ich dann ‚Über sieben Brücken musst Du gehen‘ gesungen. Und das habe ich eigentlich für meine Heimatstadt getan. Ich konnte im Fernsehen Werbung für Wuppertal machen – und das vor über zwei Millionen TV-Zuschauern. Ich war in allen großen Zeitungen abgebildet. In der Show habe ich dann gespielt ein wenig mit dem sympathischen Sänger Sasha geflirtet, der Jury-Mitglied war. Und er hat mitgespielt. Die Leute hatten ihren Spass – Sasha und ich ebenso. Ein tolles Erlebnis.“

Lire Duwe mit „Tatort“-Kommissar Ritchie Müller – © privat

DS: Aber Sie haben doch auch mit berühmten Regisseuren und bekannten Schauspielern gearbeitet. Was beideutet Ihnen das?

Lore Duwe. „Sicher macht das Spaß. Aber ich hänge das alles nicht so hoch. Es war total spannend, zu erleben, wie tolle Regisseure wie Wim Wenders oder Sönke Wortmann am Set sind. Ich habe beispielsweise mit Franka Potende gedreht, stand in zwei Kölner ‚Tatorten‘ mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär vor der Kamera, ich habe im Udo Lindenberg-Kinofilm mitgespielt und dabei den super-sympathischen Schauspieler Charly Hübner kennen gelernt. Und nicht zuletzt stand ich mehrfach mit TV-Star Claus Wilcke alias ‚Persy Stuart‘ auf der Bühne – und das sogar in einem Stück, das ich selbst geschrieben habe. Auch mit der berühmten Düsseldorfer Kabarettistin Lore Lorentz bin ich zusammen aufgetreten.“

DS: Was waren die traurigsten Erlebnisse in Ihrem langen Leben?

Lore Duwe: „Ich habe natürlich den zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt und so manche Nacht im Bunker verbracht. Aber das würde ich im Nachhinein nicht als traurige Erlebnisse bezeichnen. Ich habe das eher als Lebenserfahrung abgehakt, die mich bis heute getragen und stärker und zufriedener gemacht hat. Diese Erfahrungen schützen mich jetzt vor Ängsten. Ich will meine Jugend auch nicht als besonders schlimmes Schicksal herausstellen. Das Gleiche machen doch heute auch die bemitleidenswerten Kinder in der Ukraine durch. Mein Lebensmotto lautet: ‚Wo sich Türen schliessen, gehen auch neue Türen auf‘. Darüber habe ich auch ein Lied geschrieben.“

DS: Was könne Sie mit Ihren Erfahrungen den Kindern in der Ukraine, die unter Wladimir Putins brutalem Angriffskrieg leiden, mit auf den Weg geben?

Lore Duwe: „Es gibt das Lied ‚Die Flügel der Mutter bedecken die Jungen‘. Auch wenn der Vater nicht da sein kann, spüren diese Kinder immer noch die Flügel der Mutter und nehmen die Situation deshalb zum Glück selbst gar nicht als so bedrohlich wahr. Ich kann nur sagen: Nehmt das an, was Euch gerade geboten wird und Ihr könnt daraus ein Leben lang schöpfen.“

Lore Duwe mit Charly Hübner in den Kino-Film „Lindenberg! Mach Dein Ding“ (2020) – © privat

DS: Sie gehen mit der Zeit, machen Fotos mit dem Handy, verschicken Whatsapp-Mails, besuchen einmal in der Woche einen Computer-Kurs für Senioren, spielen Theater und drehen Filme. Woher nehmen Sie den Mut und das Selbstbewusstsein?

Lore Duwe: „Ich habe gar nicht so viel Selbstbewusstsein. Ich schlittere einfach in solche Sachen hinein, weil ich ein offener Mensch bin und auf die Leute zugehe. Beispiel: Ich habe vor ein paar Tagen in einem Café einen Mann gesehen, der in ein Notenheft geschaut hat. Ich habe ihn einfach angesprochen. Und siehe da, es war ein Musiker der Armin T. Wegner-Gesellschaft. Wieder ein neuer Kontakt, auf den ich in Zukunft zurückgreifen kann. Ich grüße auch wildfremde Leute auf der Straße freundlich, auch wenn sie mir mit heruntergezogenen Mundwinkeln entgegen kommen. Und fast immer ernte ich ein Lächeln. In einem Lokal setze ich mich auch nicht allein an einen Tisch, sondern frage, ob ich mich irgendwo dazusetzen darf. Das funktioniert fast immer.“

DS: Haben Sie eigentlich die berühmteste Tochter der Stadt, die weltberühmte Choreografin Pina Bausch, persönlich gekannt?

Lore Duwe: „Ja klar. Ich war ja 12 Jahre lang Ensemble-Mitglied des Pina Bausch-Stückes „Kontakthof“, mit dem wir durch ganz Europe getourt sind. Wir durften vor Tausenden von Zuschauern auftreten. Ein echtes Highlight natürlich. Pina war bei jeder Probe dabei. Wir haben uns oft unterhalten. Eine total beeindruckende Frau. Ich bin auch ein wenig stolz darauf, dass ich in Wim Wenders Bausch-Portrait ‚Pina – tanzt, tanzt – sonst sind wir verloren‘ dabei war.“

DS: Viele Ihrer Wegbeleiter leben schon lange nicht mehr. Sie aber sind quicklebendig und strotzen nur so vor Lebensfreude. Was ist Ihr Geheimrezept?

Lore Duwe: „Nicht rauchen, nicht trinken, positiv denken, mit jungen Menschen zusammmen sein. Ich muss mich manchmal regelrecht überwinden, mich in meiner Altersgruppe zu bewegen, weil ich natürlich wissen will, was sie denken und was sie bewegt. Aber sonst stehe ich auf der Bühne mit Zwanzigjährigen. Meine Freundinnen und Freunde sind 50 oder 60 Jahre alt. Ich lebe eigentlich immer in einer anderen, jüngeren Generation als in meiner. Ich möchte jeden Tag dazu lernen. Ich will die Sprache und die Gesten der junge Leute verstehen. Wenn ich das nicht tue, frage ich einfach nach. Das hält mich jung und mitten im Leben.“

Damen-Boutique-Chefin Lore Duwe – © Manfred Görgens

DS: Wie schaffen Sie es, körperlich und geistig so fit zu bleiben?

Lore Duwe: „Ich habe zweimal die Woche Tanz- und Gesangsunterricht. Ich spiele regelmässig Theater in Essen, in Dortmund oder in Solingen. Und dann habe ich noch meine eigenen Projekte, wie „Plattkaller-Abende“, „Swingende, klingende Luise“ und „Klofrau Irmchen – Neues aus der Keramik“. Meine „Klofrau“ präsentiere ich übrigens am Freitag (24.03.) erstmals in der Show-Gaststätte ‚Wuppertiger‘ in der Langobardenstrasse. Kommt vorbei, es lohnt sich.“

DS: Welche Pläne haben Sie für das neue Lebensjahr?

Lore Duwe: „Ganz einfach: Lebendig bleiben – körperlich und geistig, Meine Freundinnen wundern sich immer. Wenn ich mit dem Auto zu irgendeinem Auftritt fahre, komme ich hinterher fast immer mit einer neuen Idee oder einem groben Konzept für eine neue Veranstaltung zurück. Die Mädels fragen dann häufig: ‚Wie machst Du das nur. Uns fällt so etwas nicht ein‘. Ich bin eben kreativ und habe großen Spass daran. Es brodelt ständig bei mir im Gehirn.“

DS: Wenn Sie die Zeit noch einmal zurückdrehen könnten, was würden Sie anders machen?

Lore Duwe: „Ich würde das nachholen, was ich wegen der schwierigen Zeiten der Nachkriegsjahre nicht tun konnte, eine ganz renommierte Schauspielschule besuchen und eine Gesangsausbildung auf höchstem Niveau absolvieren. Ich bin mir sicher, ich wäre eine fantastische Sängerin geworden, vielleicht sogar eine Opernsängerin. Meine Nachbarn haben früher immer gesagt: ‚Du singst ja wie eine Diva‘. Tatsächlich habe ich eine Stimmbandbreite von drei Oktaven.“

DS: Möchten Sie eigentlich 100 Jahre alt zu werden?

Lore Duwe: „Das wäre schön. Ich wünsche mir aber, dass ich bis zuletzt auch noch für mein Publikum da sein kann, um den   Leuten meine Freude, die ich in mir habe, weiter zu geben.“

Lore Duwe mit der von Ulle Hees geschaffenen Figur Mina Knallenfalls – © Paul Coon

DS: Haben Sie Angst vor dem Tod?

Lore Duwe: „Eigentlich nicht. Aber ich fände es komisch, wenn ich auf einmal nicht mehr da wäre. Ehrlich gesagt, denke ich fast gar nicht darüber nach. Dafür fühle ich mich noch nicht reif genug. Und wenn dann doch einmal der Gedanke aufkommt, stelle ich mir vor, ich würde von oben herunterschauen und mich über alles freuen, was ich in meinem Leben erlebt habe und erleben durfte.“

DS: Welche Tipps haben Sie an Leute Ihrer Altersklasse?

Lore Duwe: „Alles zu tun, um geistig und körperlich beweglich zu bleiben. Ich habe erst vor kurzem eine Mail von Altergenossen bekommen. Da stand drin: ‚Wir wären ja gerne zu Deiner Veranstaltung gekommen. Aber die beginnt erst um 20 Uhr, da ist es dunkel und da gehen wir nicht mehr aus dem Haus‘. So ein Quatsch: Leute, es passiert Euch nichts. Ich bin jeden Abend unterwegs und gehe irgendwo nach getaner Abeit noch einen Kaffee trinken. Da sind so viele Menschen beispielsweise im Luisenviertel unterwegs. Da seid Ihr sicher. Junge Männer weichen Euch freundlich aus, machen Euch den Bürgersteig gern frei. Viele Senioren sagen sich: ‚Endlich Feierabend, wir haben genug gearbeitet.‘ Ich entgegne dann  immer: ‚Wichtig ist es, mitten im Leben zu bleiben, daran teil zu haben. Feierabend habt Ihr noch lange genug‘.“

DS: Wenn jetzt die berühmte Fee um die Ecke käme und Sie hätten einen Wunsch frei, was würden Sie sich wünschen?

Lore Duwe: „Ich habe keine großen Wünsche, ich führe ein glückliches, erfülltes Leben. Ich wünsche mir einfach, gesund und körperlich sowie geistig mobil zu bleiben. Ich möchte weiter für mein Publikum da sein zu können. Mehr Wünsche hätte ich an die Fee gar nicht.“

Danke für das offene, ehrliche und spannende Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

 

VITA LORE DUWE

Lore Duwe wurde am 28.02.1935 als Hannelore Scherwat in der Landesfrauenklinik Elberfeld geboren. Schon im Kindergarten wurde ihr künstlerisches Talent erkannt.

Ihr Vater, der Elektrotechniker Friedrich „Fritz“ Scherwat, war ein sehr humorvolle Mensch, der seine Freunde gern zum Lachen brachte. Von ihm hat Lore ihr komödiantisches Talent gelebt. Ihre Mutter war Zuschneiderin.

Hannelore erlebte den 2. Weltkrieg mit all seiner Härte mit. Nach der Volksschule am Nützenberg besuchte sie eine weiterführende Schule und schließlich die kaufmännische Schule. Da es nach dem Krieg noch nicht wieder eine Schauspielschule in der Region gab und ohnehin das Geld dafür gefehlt hätte, absolvierte Lore  eine kaufmännische Lehre und schloß diese auch mit einer erfolgreichen Prüfung bei der IHK ab.

Sie arbeitete u.a. in der kaufmännischen Abteilung von Krauss-Maffei, um dann aber für ein Jahr nach London (England) zu gehen und dort auch eine Schauspielschule zu besuchen.

Hannelore Scherwat heiratete den Ingenieur Kurt Duwe, von dem sie ein Kind erwartete. Sohn Gereon kam 1968 zur Welt. Die Ehe mit Kurt Duwe ging früh in die Brüche.

Lore Duwe in ihrer Rolle als „Klofrau Irmchen“ – © Alexander DeGroot

Lore Duwe-Scherwat nahm Tanz- und Gesangsunterricht und startete in ihrer Künstler-Karriere langsam durch. 12 Jahre lang gehörte sie dem Ensemble des Pina-Bausch-Theaters an, das mit dem Stück „Kontakthof“ durch ganz Europa tourte. Lore Duwe spielte Theater (u.a. mit Claus Wilcke alias „Percy Stuart“), schrieb ihre eigenen Stücke, und moderierte 12 Jahre lang im Bürgerfunk die Sendung „Radio Impuls“, die auf der Frequenz von Radio Wuppertal ausgestrahlt wurde.

Die vielseitige Künstlerin stand vor Film- und Fernseh-Kameras, arbeitete mit Regisseuren wie Wim Wender und Sönke Wortmann zusammen. In zwei Kölner „Tatort“-Folgen mit den Hauptdarstellern Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär spielte sie Nebenrollen. Im Kino Klassiker „Der Krieger und die Kaiserin“ (Regie Tom Tykwer) mit Franka Potente in der Hauptrolle, mischte Lore Duwe mit.

Im schrillen Wuppertaler Kino-Krimi „King Ping – Tippen, Tappen Tödchen“ des Produzenten-Duos Christoph Schmidt und Dirk Michael Häger mimte sie eine „Puffmutter“.

In Wim Wenders Pina Bausch-Portrait „Pina – tanzt, tanzt – sonst sind wir verloren“ ist sie als Zeitzeugin zu sehen.

Auch in  „Lindenberg! Mach dein Ding“ (Regie: Hermine Huntgeburth), dem Kinofilm über das Leben des Rockstars Udo Lindenberg spielte sie an der Seite von Charly Hübner, JanBülow, Max von der Groeben und Julia Jentsch mit.

Mit Kabarett-Legende Lore Lorentz stand sie gemeinsam auf der Bühne.

Sie entwickelte auch ihre eigenen Unterhaltungsformate wie „Plattkeller-Abend“, „Swingende, klingende Luise“, „Klofrau Irmchen – Neues aus der Keramik“ mit denen sie ihr Publikum erreicht und begeistert.

Legendär ihr Auftritt in der Sat1-Show „Senior Voice“, als sie vor einem Millionen-Publikum den Hit „Über seinen Brück musst Du gehen“ interpretierte.

Hat noch viel vor: Lore Duwe – © Manfred Görgens

Für die Stadtzeitung schreibt Lore Duwe die Kolumne „Mal unter uns“, in der sie – „wie ihr der Schnabel gewachsen ist“ lustige Anekdoten aus ihrem langen, bewegten Leben erzählt und auch aktuelle Geschehnisse und Entwicklung in ihrer Heimatstadt Wuppertal auf ihre ganz eigene Art kommentiert und beleuchtet.

Übrigens. Und ganz nebenbei führt sie auf der Hochstrasse 77a auch noch ihre Second Hand Modeboutique. Slogan: „Nachhatigkeits-Damengarderobe zu Minipreisen“.

Keine Frage: Von Lore – oder Lörken, wie sie von ihren Freunden und Fans liebevoll genannt wird – ist noch jede Menge zu erwarten. Mit 88 Jahren fühlt sie sich für Rente noch viel zu jung…

Link zum Auftritt von Lore Duwe bei „Senior Voice“ (Sat1):

https://www.youtube.com/watch?v=Ov0rikhO1vM

 

 

 

 

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