9. September 2016

Marcia Golgowsky: Erst die Perücke macht mich zur Hilde

Am 25. September 2016 feiert das Comedy-Duo in Wuppertal die Premiere ihres neuen alten Programms „Best of verflixte Sieben“. Das Haus der Jugend in Barmen zeigt ab 18.30 Uhr die Komödie des Wupper Theaters.

Die Schauspielerin und Autorin Marcia Golgowsky – © Oliver Nauditt

Anlässlich dieses Ereignisses hat Nina Gottwald ein exklusives Interview mit Marcia Golgowsky geführt, die uns spannende Details und Hintergründe zur Geschichte der Trockenblumen erzählt.

Sieben Jahre und fünf Programme später lassen Lilay Huser und Marcia Golgowsky die Geschichte der Trockenblumen Revue passieren. Mit ihrem „Best of verflixte Sieben“ wird die Geschichte der beiden älteren Damen Hilde und Ayse noch einmal von Anfang an erzählt, mit Szenen aus allen fünf Programmen und dem Besten aus den vergangenen sieben Jahren.

DS: Können Sie uns vorab erklären, was es genau mit den Trockenblumen auf sich hat?

Marcia Golgowsky: „Die Trockenblumen sind ein deutsch-türkisches Kabarett-Duo bestehend aus meiner Kollegin Lilay Huser und mir. Unsere fünf Programme erzählen die Geschichte der beiden Hauptdarsteller Hilde, einer typischen Wuppertalerin und Ayse, einer Türkin aus Istanbul. Aus der Zusammensetzung dieser beiden Charaktere ergeben sich viele lustige Alltagssituationen in denen die beiden Kulturen aufeinander prallen. Das Stück haben wir mit lauter Klischees und Vorurteilen geschmückt, die im späteren Verlauf des Stückes teilweise gebrochen werden. Hilde und Ayse lernen sich im Aufzug kennen, in welchem sie ausgerechnet zusammen feststecken. Anfangs können sie sich überhaupt nicht leiden, doch schließlich entsteht eine Freundschaft zwischen ihnen. Das Best of erzählt nochmal die Geschichte der beiden mit lustigsten Szenen und den schönsten Liedern.“

DS: Was für ein Publikum möchten Sie mit Ihren Stücken erreichen?

Marcia Golgowsky: „Am liebsten möchten wir die gesamte Bandbreite ansprechen. Vorher haben wir uns jedoch keine konkreten Gedanken darüber gemacht, sondern wollten für alle spielen, die offen sind und Lust darauf haben sich die Geschichten anzuschauen. Es hat sich jedoch mit der Zeit ein gewisses Publikum heraus-kristallisiert. Unser Publikum besteht zu 90 % aus deutschen Zuschauern. Leider haben wir kein türkisches Publikum mit unserer Geschichte erreicht.

DS: Wie sind die Trockenblumen entstanden?

Marcia Golgowsky: „Lilay und ich sind schon seit längerem beim Wupper Theater und haben auch schon einige Stücke zusammen gespielt. Irgendwann hatten wir Lust ein Zwei-Frauen-Stück auf die Bühne zu bringen. Die Charaktere sind dann ganz von selbst entstanden. Die Figur der Hilde gab es damals schon. Für eine Krimi-Parodie habe ich ihren Charakter erfunden. Diesen wollte ich gerne weiterhin auftreten lassen, weshalb wir uns dafür entschieden, mit Ayse ein türkisches Pendant für Hilde zu erfinden. Lilay hatte auch in vielen Serien schon die türkische Putzfrau gespielt, deshalb passte das sehr gut.“

DS: Woher kommen die vielen Ideen zu Ihren Sketchen? Hat man nicht irgendwann jedes Klischee aufgedeckt und erzählt?

Marcia Golgowsky: „Die Ideen kommen uns in den verschiedensten alltäglichen Situationen. Wenn man mit offenen Augen und Ohren durch den Alltag läuft, erlebt man die lustigsten Situationen, die man selbst nicht besser schreiben könnte. Wenn wir dann ein neues Stück planen, setzen wir uns zusammen und überlegen, welche einzelnen Themen wir behandeln möchten. Wenn das geklärt ist, schreibe ich das komplette Stück.“

DS: Wie lange dauert es bis Sie ein Programm fertig haben?

Marcia Golgowsky: „Die Ideen sammeln wir, wie gesagt, alle zusammen nach und nach. Nachdem wir uns dann gemeinsam abgestimmt haben, fange ich an die Texte zu schreiben. Das Schreiben dauert zwei bis drei Monate und nach sechs Wochen Probe ist das Programm dann auch bühnenreif.“

DS: Sie schreiben das ganze Stück alleine. Wie bekommen Sie das hin, dass die Gags auch auf der Bühne sehr authentisch sind?

Marcia Golgowsky: „Das ergibt sich oft erst, wenn wir das Stück tatsächlich spielen. Bei den Proben entstehen des Öfteren neue Gags, die wir dann gegebenenfalls ins Programm übernehmen. Manchmal ist es auch so, dass während des Auftrittes etwas Lustiges passiert und wir das beim nächsten Auftritt dann fest einplanen.“

DS: Gibt es ein Vorbild für Ihre Kunstfigur Hilde?

Marcia Golgowsky: „Hilde ist eine typische Wuppertalerin und 62 Jahre alt. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und könnte als vorlaut beschrieben werden. Sie hat viele Vorurteile. Das schöne ist, dass bei dieser Figur eben alles erlaubt ist. Auch Dinge die vielleicht politisch nicht ganz korrekt sind. Trotz ihrer großen Klappe hat sie ihr Herz am rechten Fleck und versprüht eine große Herzenswärme. Wenn es Ayse schlecht geht, ist Hilde sofort zur Stelle. Meine Großmutter hat damals auch immer frei Schnauze alles rausgehauen. Aber auch einige Einflüsse aus Beobachtungen von anderen älteren Frauen spiegeln sich in Hilde wieder.“

DS: Verfallen Sie nicht manchmal auch im Alltag in die Rolle von Hilde?

Marcia Golgowsky: „Nein das passiert mir nicht. Für mich ist die Perücke der An- und Ausschalter für Hilde. Sie ist ganz anders ist als ich – außerdem viel älter.“

„Die Trockenblumen“: Marcia Golgowsky (r.) und Lilay Huser – © Antje Zeus-Loi

DS: Was gefällt Ihnen besonders an dem Format des Zwei-Frauen-Stücks?

Marcia Golgowsky: „Da gibt es Vor- und Nachteile. Wenn man zu zweit ist, dann entwickelt man auch alles selbst mit und ist immer präsent. Das ist für einen Schauspieler sehr schön. Ein Nachteil ist, dass sich nicht die Möglichkeit ergibt, mit mehr als einer Person zu interagieren. Die Vorteile überwiegen aber: Durch die Zweier-Besetzung entsteht eine „Marke“ und ein großer Wiedererkennungswert.“

DS: Wie sind Sie zu dem außergewöhnlichen Namen „Trockenblumen“ gekommen?

Marcia Golgowsky: „Wir wollten etwas nehmen, was typisch für ältere Frauen ist. Dabei hatten wir auch an Blümchentapete und Blumen gedacht. Meine Oma hatte auch immer Trockenblumen bei sich zuhause stehen, weshalb diese für mich ein typisches Merkmal der älteren Generation war.“

DS: Welche Rolle spielt die Stadt Wuppertal bei den Trockenblumen?

Marcia Golgowsky: „Wuppertal spielt immer eine Rolle, ganz egal wo in Deutschland wir auftreten. Auch der Dialekt trägt dazu bei, dass Wuppertal immer vertreten ist. Wenn wir in Wuppertal auftreten, ist Hildes Dialekt sehr ausgeprägt. Die Ausprägung des Dialekts passe ich aber an, wenn wir außerhalb von Wuppertal auftreten.“

DS: Die Trockenblumen sind eine Produktion des Wupper Theaters. Gibt es Neuigkeiten und anstehende Programme?

Marcia Golgowsky: „Im Herbst feiert das Wupper Theater 25-Jähriges Bestehen und es wird eine Gala geben. Das Kinderstück „Die glorreichen Sieben“ wird dabei seine Premiere haben. Das Stück wird von multinationalen Kindern gespielt und handelt von einer Unterwasserwelt mit verschiedenen Tieren, die sich gemeinsam gegen den bösen Hai verbünden. Das Stück ist mehrsprachig und interkulturell, denn die Tiere sprechen verschiedene Sprachen. Außerdem wird es wieder einige Inklusions-Workshops mit dem Wupper Theater an den Schulen geben. Mit dem Stück „Herrn Samson Nights Reisen durch die Nacht“ werden wir in ganz Nordrhein-Westfalen an die Schulen gehen. Auch unser Zweisprachiges Kinderstück. „ Der Wolf, die Lämmer und die Geißlein“ wird nun schließlich in Deutschland gespielt.“

DS: Vielen Dank für das Gespräch

Text: Nina Gottwald

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